Augsburger Allgemeine (Land West)
Tolle Sache: biometrische Baby-Passfotos
Es ist wirklich allerhöchste Zeit, mal dem Erfinder des biometrischen Reisepasses für Babys zu danken. Die Person sitzt bei der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Wie sie heißt, ist leider nicht herauszubekommen. Wie sie auf die Idee gekommen ist, dass Babys auf Passbildern ernst gucken müssen, können wir sie deshalb nicht fragen. Egal. Wir schicken das Danke raus – vielleicht erreicht es sie.
Ein biometrischer Reisepass für Babys ist DIE Erfindung. Warum ist niemand früher draufgekommen? Dass Babys kleine Terroristen und Pampersbomber sein können, wissen Eltern seit jeher. Seit es dieses kleine, dunkelrote Softcover-Heftchen gibt, ist unser Familienalltag reicher geworden.
Da die Bilder der Gesichtsentwicklung des Kindes angepasst werden müssen, dürfen wir regelmäßig aufs Amt, um eine neue Fotoseite einkleben zu lassen. So kommen wir wenigstens mal aus dem Wickel-Brei-Kosmos raus. Und mit der Zeit wächst auf den Pass-Seiten ein amtliches Daumenkino des Kindes. So etwas kann kein Fotobuch. Dafür nimmt man doch gerne Wartezimmer, Wartenummern und Wartezeiten in Kauf. Dass die Babys jedes Mal mitkommen müssen, ist prima: Dann lernen sie die Sachbearbeiter der Kommune gleich kennen – Kundenbindung von der Pike auf!
Dann ist da noch das heimische Fototheater im Vorfeld. Die Babys lernen neue Wörter aus der Anatomie: „Schatzi, Mund zu. Nicht lachen. Guck mich bitte an. Augen auf. Den Schnulli darfst du gleich in den Mund stecken. Hör bitte auf zu weinen. Und Grimassen zu schneiden, und ...“– da das in einer Endlosschleife läuft, während zusätzlich die Kamera bedient wird, üben sich Eltern in Geduld und Multitasking. Als Belohnung gibt es wunderbare Fotostrecken vom Kind. Und den Aha-Effekt, dass ein blonder Engel wie ein Schulhofschläger gucken kann. Was freuen wir uns aufs nächste Mal!