Augsburger Allgemeine (Land West)
Die wundersame Vermehrung der Traumnote
Rund 40 000 Gymnasiasten in Bayern schwitzen morgen über dem Deutschabitur. Mal abwarten, wie sie abschneiden werden – auch im Vergleich zu ihren Leidensgenossen in anderen Bundesländern.
Wer behauptet, früher sei alles besser gewesen, der hat wohl nicht die Hochschulreife absolviert, und schon gar nicht in Bayern. Das war damals oft ein Schwitzen und Zittern, ob man durchkommt, wenn man schlecht vorbereitet war und auf Lücke gelernt hatte. Und selbst mit ordentlichem Pauken war der Abiturient nicht gegen Misserfolg gefeit.
Inzwischen werden die Durchschnittsnoten immer besser. Zumindest mancherorts. In Berlin zum Beispiel ist dies so auffällig, dass schon biblische Vergleiche bemüht werden und ist die Rede von der wundersamen Vermehrung des AbiSchnitts 1,0. Auch im NochG 8-Land Bayern hat sich die Zahl der Topergebnisse deutlich erhöht. Baden-Württemberg dagegen hinkt bei der 1,0-Platzierung hinterher.
Woran liegt der 1,0-Boom? Nur am Kompensieren der schriftlichen durch unzählige mündliche Noten und Referate? Doch wer bisher in einem Fach kein Freak war und nun darin Abitur machen muss, wird auch nicht durch mündliche Präsentation von fehlendem Wissen glänzen. Oder liegt es doch an leistungsfördernden Medikamenten? An neuen Errungenschaften der Homöopathie oder an zuckerfreier Ernährung zum Abi-Angstabbau? Oder an den Lehrern? Oder ist die berühmte Berliner Luft plötzlich intelligenzfördernd und ihre Tiefausläufer auch in Bayern zu spüren?
Wie dem auch sei. Wir drücken allen Abiturienten morgen die Daumen, obwohl das ja selbst im nicht einsnullerüberschwemmten Bayern die meisten offenbar gar nicht mehr nötig haben.