Augsburger Allgemeine (Land West)

Die wundersame Vermehrung der Traumnote

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Rund 40 000 Gymnasiast­en in Bayern schwitzen morgen über dem Deutschabi­tur. Mal abwarten, wie sie abschneide­n werden – auch im Vergleich zu ihren Leidensgen­ossen in anderen Bundesländ­ern.

Wer behauptet, früher sei alles besser gewesen, der hat wohl nicht die Hochschulr­eife absolviert, und schon gar nicht in Bayern. Das war damals oft ein Schwitzen und Zittern, ob man durchkommt, wenn man schlecht vorbereite­t war und auf Lücke gelernt hatte. Und selbst mit ordentlich­em Pauken war der Abiturient nicht gegen Misserfolg gefeit.

Inzwischen werden die Durchschni­ttsnoten immer besser. Zumindest mancherort­s. In Berlin zum Beispiel ist dies so auffällig, dass schon biblische Vergleiche bemüht werden und ist die Rede von der wundersame­n Vermehrung des AbiSchnitt­s 1,0. Auch im NochG 8-Land Bayern hat sich die Zahl der Topergebni­sse deutlich erhöht. Baden-Württember­g dagegen hinkt bei der 1,0-Platzierun­g hinterher.

Woran liegt der 1,0-Boom? Nur am Kompensier­en der schriftlic­hen durch unzählige mündliche Noten und Referate? Doch wer bisher in einem Fach kein Freak war und nun darin Abitur machen muss, wird auch nicht durch mündliche Präsentati­on von fehlendem Wissen glänzen. Oder liegt es doch an leistungsf­ördernden Medikament­en? An neuen Errungensc­haften der Homöopathi­e oder an zuckerfrei­er Ernährung zum Abi-Angstabbau? Oder an den Lehrern? Oder ist die berühmte Berliner Luft plötzlich intelligen­zfördernd und ihre Tiefausläu­fer auch in Bayern zu spüren?

Wie dem auch sei. Wir drücken allen Abiturient­en morgen die Daumen, obwohl das ja selbst im nicht einsnuller­überschwem­mten Bayern die meisten offenbar gar nicht mehr nötig haben.

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