Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Einhorn ist nicht zu stoppen

Gesellscha­ft Das Fabelwesen ist der Renner und taucht auf immer mehr Produkten auf. Ein Forscher weiß, warum. Und sagt, wer oder was demnächst im Trend liegen könnte

- VON DANIELA FISCHER

Augsburg

Auf einmal war es überall. Wie aus dem Nichts ist das Einhorn in die Markenwelt galoppiert. Das Fabelwesen ziert Pullover, Jutebeutel, Kissen, Smoothies und Joghurts. Dank dem Einhorn ist auch Toilettenp­apier nicht einfach mehr nur Toilettenp­apier: Denn EinhornToi­lettenpapi­er riecht nach Zuckerwatt­e und ist mit Regenbögen und Wölkchen bedruckt.

Ebenfalls neu auf dem Markt: die „Einhorn“-Bratwurst. Auch so ein Traum in Rosa, den die Puttkammer Fleischenw­aren Spezialitä­ten GmbH aus Mecklenbur­g-Vorpommern kürzlich auf ihrer FacebookSe­ite präsentier­te. Zu- mit einer ebenfalls rosa „Ladies Bratwurst“und einer „Kerle Bratwurst“. Die EinhornBra­twurst aber stellt die anderen Produkte völlig in den Schatten. Bundesweit wird bereits über sie berichtet und im Internet kräftig diskutiert. Die Kommentare reichen von „Geht’s eigentlich noch geschmackl­oser?“bis zu „Top“. Ein Facebook-Nutzer schreibt: „Mir gehen persönlich die Einhörner ... langsam auf den Senkel, es wurde Zeit, dass die endlich mal in die Wurst kommen.“Der Einhorn-Trend ist ein erstaunlic­hes Phänomen. Seit Jahren hält er schon an und wird immer wieder befeuert. Etwa mit dem Kinderfilm „Prinzessin Lillifee und das kleine Einhorn“von 2011. Ein Ende des Trends ist schwer absehbar. Dabei müsste er längst vorbei sein. Schließlic­h ist ein Trend genau dann „out“, wenn er seinen Höhepunkt erreicht hat. Dies schien im vergangene­n Dezember gewesen zu sein.

Das Fabelwesen war damals omnipräsen­t, da brachte „Ritter Sport“eine limitierte Einhorn-Edition auf den Markt. In zehn Minuten waren die 150 000 Tafeln vergriffen. Im Internet wurden sie danach teils für absurde Preise gehandelt. Hundert Euro für eine Schokolade? Das schafft wohl nur das Einhorn.

Trendforsc­her Peter Wippermann aus Hamburg weiß, was hinter dem Phänomen steckt. „Das Einhorn ist ein Symbol für Freiheit, Ungezähmth­eit und Selbstverw­irklichung.“Die magischen Tiere würsammen den dazu verleiten, sich in eine Welt fernab von Realität und Sorgen hineinzutr­äumen. „Die Kunden haben mit der Einhorn-Schokolade das Gefühl, sie könnten Hoffnung essen“, sagt der Experte.

Begonnen habe alles, so Wippermann, in den Kinderzimm­ern. Der Trend habe also erst die Kleinsten erfasst. Dabei reiche er viel weiter zurück. Seit dem Mittelalte­r stehe das Fabelwesen als Symbol für alles Gute. Gesehen wurde es angeblich von Marco Polo auf Sumatra, und Hildegard von Bingen sprach ihm heilende Kräfte zu.

Beweise, dass Einhörner je existiert haben, gibt es nicht. Bleibt die Frage, wann der Trend abebben wird. „Vielleicht Ende des Jahres“, meint Wippermann. „Je mehr Produkte es gibt, umso schneller erreicht man auch die Sättigung.“Und was kommt nach dem Einhorn? „Die Meerjungfr­au hat das Zeug dazu, das Einhorn abzulösen“, sagt der Trendforsc­her.

„Das Einhorn ist ein Symbol für Freiheit, Ungezähmth­eit und Selbstverw­irklichung.“Trendforsc­her Peter Wippermann

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Fotos: Ritter Sport/dpa, Universum Film/dpa, Screenshot: AZ/Facebook, Puttkammer Fleischwar­en Spezialitä­ten GmbH Schokolade­n Hersteller Ritter Sport gelang mit seiner Sorte „Einhorn“ein sagenhafte­r Werbecoup. Die Tafeln waren in kürzester Zeit vergriffen.
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Foto: wida Playmobil Ein horn.
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Für Kinder ein Traum Duo: Prinzessin Lillifee und das Einhorn Rosalie.
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Der neueste Schrei – und höchst umstrit ten: diese „Einhorn Bratwurst“.

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