Augsburger Allgemeine (Land West)
Watzke hat der Borussia geschadet
Das haben die Dortmunder ja mal ganz besonders toll hinbekommen. Jetzt, da sich das Team in Richtung Champions League vorgearbeitet hat. Da es wider die Verletzungs-Epidemie das Pokalfinale erreicht hat und auf dem Weg zum ersten Titel seit 2012 ist. Nun also, da sich die Mannschaft auf wundervolle Weise von dem Schock des Bombenanschlags zu befreien scheint. Jetzt muss es auch mal reichen mit dem ganzen Wohlfühlgedöns. Ruhrgebiet. Raue Schale, rauer Kern.
Mit der Gefühlsduselei ist es dank Hans-Joachim Watzke vorbei. Der Boss der Dortmunder, der für seine Freunde der Aki ist (für Thomas Tuchel aber der Herr Watzke bleibt), hat vollkommen berechtigt das Schmuseklima erkalten lassen. Einfach mal über die Öffentlichkeit verbreitet, dass er so gar nicht zufrieden ist, wie sich der Angestellte Tuchel in der Öffentlichkeit positioniert hat. Muss man ja auch mal sagen dürfen. Die allgemeine Meinung lautete zwar, dass Tuchel sich nach dem Anschlag auf sein Team vorbildlich verhalten hat. Dass der bis dahin als kühler Taktik-Freak bekannte Coach an Profil gewonnen hatte, als er sich vor die Mannschaft und gegen die Entscheidung stellte, am Tag nach dem Attentat das Spiel gegen Monaco nachzuholen. Der Mainstream muss aber Watzke nicht interessieren. Für ihn hat der größtmögliche Erfolg der Mannschaft im Vordergrund zu stehen. Anschauungsunterricht hat er jahrelang vom FC Bayern erhalten. Zweifellos der erfolgreichste Verein Deutschlands. Bei den Münchnern wurde über Dekaden hinweg intrigiert. Den Spitznamen FC Hollywood erarbeitete man sich hart.
Ursprünglich wollten sich die Dortmunder davon abgrenzen. Echte Liebe lautet das MarketingMotto der Borussen. Echte Liebe war es allerdings nie zwischen Tuchel und Watzke. Aber immerhin ein Verhältnis, das von Respekt geprägt schien. Watzke hat jeglichen Respekt gegenüber einem wichtigen Angestellten vermissen lassen. Er hätte die Möglichkeit gehabt, das persönliche Gespräch mit Tuchel zu suchen. Watzke zog es vor, den Konflikt öffentlich zu machen. Jeder soll sehen, dass ein Zwist zwischen den beiden besteht. Damit gefährdet er den Erfolg der Borussia. Ein besserer Trainer als Tuchel ist derzeit für den Verein nämlich nicht zu finden. Dass der Trainer unter diesen Voraussetzungen seinen Vertrag verlängert, ist unwahrscheinlich.