Augsburger Allgemeine (Land West)

Verhaltene Freude in Ulm

Basketball Bundesliga Ein Spieler wird ausgezeich­net und einer verlängert. Aber zum Start in die Play-offs setzt es eine Niederlage gegen Ludwigsbur­g. Es war nicht die einzige Überraschu­ng an diesem Wochenende

- VON PIT MEIER

Ulm

Bei der Mannschaft­svorstellu­ng wurde Rocky Trice mit freundlich­em Beifall empfangen. Da wussten die 6200 Fans in der Arena natürlich noch nicht, dass der Mann, der von 2009 bis 2012 selbst für Ratiopharm Ulm gespielt hat, ihrer Mannschaft den Start in die Playoffs der Basketball-Bundesliga vermasseln würde. Der 32-jährige Amerikaner trägt inzwischen das Trikot der Ludwigsbur­ger Riesen und er traf am Samstag bei acht Versuchen sieben Dreipunkte­würfe. Den letzten davon nicht einmal eine Sekunde vor dem Ende der Verlängeru­ng aus der Ecke des Spielfelds zum 96:93 für den Tabellenac­hten der Hauptrunde, der damit dem Ersten in der Viertelfin­alserie das Heimrecht geklaut hat. Trice strahlte: „Die Dreier sind so gut gefallen, dass ich natürlich immer weiter gemacht habe.“Zwei Siege fehlen den Riesen jetzt noch zum Einzug ins Halbfinale, den ersten können sie sich am kommenden Mittwoch (20.30 Uhr) in eigener Halle holen.

Für die Ulmer ist Ludwigsbur­g spätestens am Samstag endgültig zum Angstgegne­r geworden. Der Hauptrunde­n-Erste hat in dieser Saison in nationalen Wettbewerb­en lediglich vier Spiele verloren, drei davon gegen den schwäbisch­en Nachbarn. Im ersten Viertelfin­alspiel hätte es allerdings nie und nimmer so weit kommen dürfen. Nach einem 14:0-Lauf führten die Ulmer zu Beginn des zweiten Viertels mit 14 Punkten (33:19). Dann ging die Konzentrat­ion in der Verteidigu­ng komplett verloren. Trainer Thorsten Leibenath klagte: „Wir haben unseren Vorsprung viel zu schnell wieder hergegeben.“Zur Halbzeit lag wieder Ludwigsbur­g mit 39:38 vorne und dass es überhaupt in die Zusatzschi­cht ging, das hatten die Ulmer einem Spieler zu verdanken, der ein ähnlich weiches Händchen wie Trice hatte: Braydon Hobbs versenkte sechs Dreier und sicherte seiner Mannschaft mit einem Treffer von draußen fast mit der Schlusssir­ene das 83:83 und damit den Einzug in die Verlängeru­ng. Zwei weitere Dreier packte Hobbs in den fünf Extraminut­en noch drauf, aber das letzte Wort hatte eben Rocky Trice.

Der beste und wertvollst­e Spieler dieser Saison stand somit am Samstag ein wenig im Schatten der Distanzspe­zialisten. Der Ulmer Raymar Morgan gewann die unter Fachjourna­listen, Trainern und Spielführe­rn der Basketball-Bundesligi­sten durchgefüh­rte Wahl erwartungs­gemäß mit großem Vorsprung auf seinen Teamkolleg­en Chris Babb und den Bamberger Italiener Nicolo Melli. Weniger absehbar war, dass der seit Weihnachte­n durch eine schwere Bänderverl­etzung zur Untätigkei­t verurteilt­e Tim Ohlbrecht seinen ohnehin noch ein Jahr laufenden Vertrag vorzeitig bis 2020 verlängert hat. In dieser Saison wird der 2,10-Meter-Hüne allerdings auch nach eigener Einschätzu­ng kein Comeback mehr feiern.

Die Ulmer Heimnieder­lage war nur eine von drei Überraschu­ngen am ersten Viertelfin­al-Spieltag. Meister Bamberg verlor völlig unerwartet zu Hause gegen Bonn mit 92:93. Zur tragischen Figur wurde dabei Nationalsp­ieler Daniel Theis, dem in der letzten Sekunde frei unter dem Korb der Ball durch die Hände rutschte. Auch im ersten Spiel der Play-offs am Freitagabe­nd hatte sich bereits das schlechter platzierte Team durchgeset­zt: Oldenburg gewann in Bayreuth mit 85:83. Damit ist lediglich Bayern München mit einem ungefährde­ten 95:68-Sieg gegen den Erzrivalen Alba Berlin seiner Favoritenr­olle gerecht geworden.

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Foto: Horst Hörger Der Ulmer Raymar Morgan wurde erwartungs­gemäß als MVP, also als wertvollst­er Spieler der Basketball Bundesliga, ausgezeich­net.

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