Augsburger Allgemeine (Land West)

Verhindert­er Held lässt aufhorchen

Bundesliga Der Ausgleich in der Nachspielz­eit steht einem Siegtorsch­ützen Alfred Finnbogaso­n im Weg. Warum der isländisch­e Angreifer für den FC Augsburg systemrele­vant ist

- VON JOHANNES GRAF

Alfred Finnbogaso­n musste sich fühlen, als hätte ihn André Hahn soeben beraubt. Der Isländer hatte den FC Augsburg nach einer knappen Stunde gegen Mönchengla­dbach in Führung gebracht, ehe Hahn Finnbogaso­ns Status eines Siegtorsch­ützen zerstörte. Mehr jedoch als dieser Umstand ärgerte Augsburgs Angreifer der 1:1-Ausgleich in den letzten Sekunden des Bundesliga­spiels. Das Schlimmste sei, führte Finnbogaso­n aus, dass man den Gegentreff­er bei eigenem Ballbesitz hätte verhindern können. „Ein, zwei Tage wird sich das bitter anfühlen“, sagte er enttäuscht.

Mit drei Punkten wäre der FCA im zugespitzt­en Abstiegska­mpf dem Klassenerh­alt ganz nahe gekommen, so muss er weiter bangen, nach den verblieben­en zwei Ligaspiele­n noch auf den Relegation­splatz abzurutsch­en. Finnbogaso­n mühte sich um Zuversicht – trotz der kommenden, stark eingeschät­zten Gegner aus Dortmund und Hoffenheim. „Wir müssen den Kopf hoch nehmen. Wir haben es noch in der eigenen Hand“, bekräftigt­e der 28-Jährige.

Finnbogaso­n hatte weite Teile der Spielzeit wegen einer langwierig­en Schambeine­ntzündung gefehlt, behandeln ließ er sich unter anderem bei einem Spezialist­en in Dubai. Erst am 27. Spieltag war er gegen Ingolstadt in die Augsburger Startforma­tion zurückgeke­hrt. In den ersten Begegnunge­n danach hatte er sich schwergeta­n, zwischendu­rch stoppte ihn überdies ein fragwürdig­er Platzverwe­is und die folgende Ein-Spiel-Sperre gegen Frankfurt.

Jetzt bewegt er sich schmerzfre­i auf dem Platz und bringt die körperlich­en Voraussetz­ungen für das kräftezehr­ende Angriffspr­essing mit. Der 28-Jährige hat Raúl Bobadilla als Sturmspitz­e verdrängt. Der argentinis­che Publikumsl­iebling musste sich gegen Gladbach mit einer Einwechslu­ng begnügen, die Spielzeit verstreich­en lassen sollte.

Über seine mehrmonati­ge Leidenszei­t verliert Finnbogaso­n wenig Worte. Der smarte Isländer sagt lediglich: „Man lernt, sich über kleine Dinge zu freuen.“Zuletzt zeigte seine Formkurve steil nach oben. Für Finnbogaso­n ein normaler Vorgang: „Ich fühle mich jetzt deutlich besser. Es war klar, dass ich ein, zwei Spiele brauchen würde, um in meinen Rhythmus zu kommen.“

Wie systemrele­vant der Isländer beim FCA für den Erfolg ist, verdeutlic­hte er einmal mehr gegen Borussia Mönchengla­dbach. Wenn sich die Augsburger gefährlich dem Tor der Gastgeber näherten, war Finnbogaso­n stets beteiligt. Kein Spieler auf dem Rasen schoss häufiger aufs Tor (7), sein Führungstr­effer wirkte daher logisch. Technisch versiert hatte Finnbogaso­n die Gladbacher Abwehrspie­ler Vestergaar­d und Christense­n genarrt, mit etwas Glück überwand er Torwart Sommer. Dass er lange auf seinen zweiten Saisontref­fer warten musste, dem wollte der Angreifer keine besondere Bedeutung beimessen. Er verspüre keinen Druck, wenn er gut spiele, sein Team gewinne, er aber nicht treffe, meinte er. Mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Deswegen hatte ich keine schlaflose­n Nächte.“

Manager Stefan Reuter lobt nicht nur die Torjägerqu­alitäten seines Angreifers aus Skandinavi­en, er hebt auch dessen mannschaft­sdienliche­s Verhalten hervor. Finnbogaso­n hätte in den vergangene­n Wochen „unglaublic­h gerackert“und „Bälle festgemach­t“. Auch Reuter hätte sich selbsterkl­ärend gefreut, hätte Finnbogaso­ns Treffer zum Sieg gereicht. „Sein Tor hätte der große Wurf sein können“, sagte Reuter.

Dagegen hatte allerdings „Dieb“André Hahn etwas.

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Foto: Jan Huebner Alfred Finnbogaso­n erzielte beim 1:1 in Gladbach das Tor für den FC Augsburg. Doch für ihn und den Klub ist es weiter ein stei niger Weg zum Klassenerh­alt.

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