Augsburger Allgemeine (Land West)
Den Heimvorteil am Eiskanal genutzt
Kanuslalom Bei der WM-Qualifikation überzeugt der Augsburger Nachwuchs mit guten Ergebnissen. Darunter auch die Tochter von Olympiasiegerin Micheler-Jones
Selina Jones kann vor Freude gar nicht mehr an sich halten und fällt wechselweise ihrem Trainer Sebastian Schubert, ihrem Vater und Schwester Chiara um den Hals. „Ich bin einfach glücklich“, sprudelte es aus der 19-Jährigen heraus. Gerade hat die junge Schwaben-Kanutin den dritten Platz im Kajak Einer der Frauen herausgefahren. Der Platz in der U23-Nationalmannschaft war ihr da schon sicher, nun kann sie sich dank der guten Leistung aber vielleicht sogar Hoffnungen auf einen Weltcup-Start in diesem Jahr machen.
Ihr überschwänglicher Dank geht in erster Linie an ihren Trainer und den zweifachen Kajak-Einer-Sieger Sebastian Schubert (KR Hamm), der die Augsburger Juniorinnen während der Schwangerschaft von Landestrainerin Mira Louen-Faber vorübergehend unter seine Fittiche genommen hatte. „Er hat uns noch einmal richtig weit nach vorn gebracht“, schwärmt Selina Jones von der erfolgreichen Zusammenarbeit. Zumal Schubert dafür großen Aufwand betrieb. „Er hat nach seinen eigenen Trainingseinheiten bei Bundestrainer Thomas Apel dann noch mit uns trainiert“, schätzt Selina Jones Schuberts Einsatz.
Seit Jahren gehört die Tochter von Olympiasiegerin Elisabeth Micheler-Jones zu den herausragenden Augsburger Kanu-Talenten. 2016 holte sie mit der U23-Mannschaft sowohl EM-Gold in Slowenien als auch WM-Gold in Polen. Ebenso erfolgreich soll es auch 2017 weitergehen. Auf ihrer Heimstrecke am Eiskanal beweist das Selina Jones im ersten Rennen eindrucksvoll, als sie in der Frauenkonkurrenz mit 5,02 Sekunden Rückstand auf Siegerin Ricarda Funk als Dritte noch aufs Treppchen fährt. „Mein Einstieg mit zwei Strafsekunden war nicht so gut. Da wusste ich, dass ich kämpfen muss, und habe Vollgas gegeben“, erzählt Jones von ihrem Lauf. Da sie nach den zwei Rennen in Markkleeberg bei den Frauen nur auf Platz vier lag, reichte es in der Endabrechnung zwar nicht zum WM-Ticket bei den Frauen, aber immerhin zu Platz fünf.
Noch ist die bald 20-jährige Sportsoldatin bei der Bundeswehr, im September will sie ein Studium beginnen. „Am liebsten Architektur oder Medienwissenschaften. Aber ich muss schauen, wie sich das mit dem Sport verbinden lässt“, sagt sie.
Ebenso wie die Sportler der Leistungsklasse mussten sich auch die deutschen U23- und Juniorenfahrer und -fahrerinnen an den zwei Qualifikations-Wochenenden der harten Auslese stellen. Jeweils die ersten drei Boote jeder Disziplin qualifizierten sich für Einsätze in der Nationalmannschaft, wie etwa die EM oder die Junioren-Weltmeisterschaft in Bratislava.
Neben Schwaben-Kanutin Selina Jones im Kajak-Einer U23 ist das auch ihrer Vereinskameradin Elena Apel im Canadier-Einer U23 und Noah Hegge im Kajak-Einer Junioren geglückt. Hegge war als Zweiter des Gesamtklassements „megazufrieden“mit seinen Leistungen. „Natürlich hätte es manchmal besser laufen können“, so der 18-Jährige mit Blick auf seinen sechsten Platz zum Abschluss. Sechs Strafse- kunden hatten ihm eine weitaus bessere Platzierung vermasselt. Doch seine nächsten Ziele hat er sich bereits gesteckt – die deutsche Meisterschaft sowie das Erreichen der Finalläufe bei EM und WM.
Eine Überraschung gelang während des Rennwochenendes Anne Bernert von den Kanu Schwaben, die mit einem Sieg bei den KajakJuniorinnen überzeugte. „Ich hatte keinen Druck und liebe die Strecke in Augsburg“, erklärte sie sich ihr starkes Rennen. Weil sie aus Markkleeberg keine allzu guten Platzierungen mitgebracht hatte, reichte es im Gesamtklassement allerdings nicht mehr für einen Platz unter den Top Drei. Den sicherte sich stattdessen Lena Holl vom Augsburger Kajak Verein, die mit ihren guten Leistungen von Markkleeberg (einen Sieg und einen dritten Platz) den Grundstein für ihren zweiten Abschlussrang gelegt hatte.