Augsburger Allgemeine (Land West)
Zunächst war es ein elitärer Sport
des „Velociped-Clubs Augsburg“. Zweitältester Radlerverein war der „Augsburger VelocipedClub Augusta“. Innerhalb etablierter Augsburger Turnvereine bildeten sich Radler-Abteilungen. Die meisten Clubs waren jedoch Neugründungen. Vor allem junge Männer aus betuchten Kreisen wollten als elitäre Sportler hoch zu Fahrrad gelten. Den Gegenpol bildeten bald spezielle Arbeitervereine.
1895 gab es in Augsburg fünf Radlerclubs. Das Adressbuch von 1901 führt 13 Fahrradclubs, 20 „Velociped-Geschäfte“und einen Velociped-Reparateur auf. Auch in Lechhausen gab es Fahrradhandlungen: Sechs nennt das „AdreßBuch von Lechhausen“1904. Ihre Zahl ging bis 1910 auf zwei zurück. Drei Verbände hatten anno 1900 in Augsburg Geschäftsstellen, darunter eine Sektion des „RadfahrerVerbandes zur Wahrung der Interessen der bayerischen Radfahrer“.
Das „Velociped“oder „Fahrrad“, wie das Gefährt nach 1900 fast durchweg hieß, hatte ein hohes Image. Das drücken Fotos aus: Man fuhr mit seinem Gefährt zum Fotografen und posierte im Atelier vor einer auf Leinwand gemalten Landschaft. Ein solches Foto überliefert einen Sportler mit zwei Auszeichnungen an der Brust und seinem Hochrad um 1890. Um 1907 ließ sich in Lechhausen bei Foto Behrbohm ein junger Mann mit seinem Fahrrad ablichten.
Mit der zunehmenden Popularität und Verbreitung des Fahrrads stieg die Anzahl der Fahrrad-Geschäfte: 1914 sind es 31. Die Wertigkeit des Fahrrads drückt sich in der Berichterstattung in den Zeitungen aus. Fahrradrennen waren Themen, ebenso Unfälle und Diebstähle. Der Polizeibericht vom 7. September 1893 ist ein Beispiel dafür: Ein etwa 17-Jähriger habe sich in einem Augsburger Geschäft ein „Pfeilrad“für 240 Mark ausgesucht, das er angeblich als Geburtstagsgeschenk erhalten solle. Die Inhabersgattin möge ihn zwecks Bezahlung zum Vater begleiten. Sie tat es. „In der Schaezlerstraße schwang sich der Bursche aufs Fahrrad und fuhr davon, ohne bisher wieder gesehen zu werden“, zitiert eine Zeitung den Polizeibericht.