Augsburger Allgemeine (Land West)

Klaviere warten auf Spieler

Musik Seit Sonntag stehen in Augsburg zehn Instrument­e bereit. Wer setzt sich hin und spielt? Und wie reagieren Passanten?

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Der achtjährig­e Colin Sutanto traut sich. Auf dem Rathauspla­tz spielt er vor Publikum Beethovens „Für Elise“und „Clocks“von Coldplay. Seit Sonntag steht dort wie an insgesamt zehn Orten in Augsburg ein öffentlich­es Klavier. Es gehört zur Aktion „Play Me, I’m Yours“und wartet darauf, bespielt zu werden. Colin wagt es, obwohl er erst seit neun Monaten Unterricht nimmt. Sein Vater filmt stolz mit dem Smartphone.

Nur, um ein wenig Zeit zu überbrücke­n, nutzt Franziska Rickelmann das freie Klavier. Sie kommt aus Salzburg und wartet auf ihre Gruppe der Stadtführu­ng, bei der sie teilnimmt. Sie findet die Aktion klasse, weil man „sich traut, mal wieder zu spielen. Das habe ich zuletzt als Kind gemacht“.

Ein weiteres, bunt bemaltes Klavier steht am Holbeinpla­tz in der Altstadt. Dort musiziert Jürgen Hartwig einfach drauflos. Er kam gerade auf seinem Fahrrad vorbei und hat das Piano entdeckt. Eigentlich ist er Ingenieur, aber wenn er ein Klavier sehe, dann müsse er sich einfach davorsetze­n.

Wer bei trüben Wetter, wie an diesem Sonntag, lieber eine überdachte Bühne für sich sucht, findet diese in der City-Galerie am Eingang am Willy-Brandt-Platz. Als sich dort am Nachmittag Max Leukhart an das Piano setzt und die Auch er findet die Aktion „sehr cool“und würde sich wünschen, dass das ein oder andere Klavier dauerhaft in der Stadt installier­t bliebe. „Das würde den Kontakt der Menschen zur klassische­n Musik fördern.“Wenn man sieht, wie die Leute trotz der schweren Einkaufstü­ten in ihren Händen dem Studenten am Klavier zuhören, glaubt man sofort, dass ein Stadtklavi­er viele begeistern würde.

Das Kunstproje­kt „Play Me, I’m Yours“startete der Künstler Luke Jerram im Jahre 2008. Seitdem wurden bereits mehr als 1700 Pianos in 50 Städten auf der ganzen Welt aufgestell­t. Ziel des Projekts ist es, Menschen, gerade Kindern, Musik wieder näher zu bringen.

Das Projekt dauert noch bis zum 25. Mai. Wenn es nicht gerade regnet, können die Streetpian­os jeden Tag von 9 bis 22 Uhr bespielt werden. Wo die insgesamt zehn bunten Klaviere in Augsburg stehen, kann man unter www.streetpian­os.com/ augsburg20­17 nachsehen.

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Foto: Michael Hochgemuth Von 9 bis 22 Uhr warten Straßenkla­viere in Augsburg auf Musikanten. Tobias Maier hat sich auf dem Rathauspla­tz hingesetzt und musiziert.

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