Augsburger Allgemeine (Land West)

Fünffinger­lesturm: Zukunft der Treppe unklar

Altstadt Ein halbes Jahr, nachdem die Alt-Augsburg-Gesellscha­ft gegen die Stadt einen Sieg vor Gericht errungen hat, ist außer einem Blumenbeet wenig passiert. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht

- VON STEFAN KROG

An der Stelle, an der seit neun Jahren die fertige Außentrepp­e zum Fünffinger­lesturm stehen sollte, ist seit einigen Tagen ein Beet mit Rosenstöck­en angelegt. Gepflanzt wurde es von der Alt-Augsburg-Gesellscha­ft, der Bauherrin des unvollende­ten Treppentor­sos. „Mit der Pflanzakti­on wollten wir dem Fünffinger­lesturm für die Zeit bis zu einer einvernehm­lichen Lösung mit der Stadt ein Gesicht geben“, so Sebastian Berz, seit Jahreswech­sel Vorsitzend­er der Alt-Augsburg-Gesellscha­ft, auf Anfrage. Doch bis klar ist, wie es mit der Treppe weitergeht, dürfte es noch etwas dauern – zwar gab es Gespräche mit Oberbürger­meister Kurt Gribl und Baureferen­t Gerd Merkle (beide CSU), von einer Einigung ist man nach wie vor aber weit entfernt.

Berz ist seit vier Monaten neuer Vorsitzend­er des Vereins, der sich dem Erhalt historisch­er Bausubstan­z verschrieb­en hat. Seine langjährig­e Vorgängeri­n Anne Voit hatte aus Altersgrün­den aufgehört. Seit Jahren ist die Situation zwischen der Stadt und der Alt-Augsburg-Gesellscha­ft in Sachen Fünffinger­lesturm verfahren. Und noch nie hat ein Besucher einen Fuß auf die unvollende­te Treppe setzen können.

Zur Erinnerung: Die Alt-Augsburg-Gesellscha­ft hatte mit Genehmigun­g der Stadt 2008 eine Treppe aus Stahlstreb­en errichtet, um den nach oben nicht zugänglich­en Turm zu erschließe­n. Es hagelte Proteste aus Teilen der Bürgerscha­ft über das Treppenger­üst, das die Stadtmauer stilisiere­n soll. Kurz darauf stellte die Stadt den Bau mit der Begründung ein, dass die Treppe bei einer Vollendung zu weit in den Gehweg hineinrage­n würde und eine Gefahr für Passanten darstellen könnte. Vor Gericht unterlag die Stadt mit ihrer Sicht aber mehrmals – zuletzt im November – gegen die klagende Alt-Augsburg-Gesellscha­ft.

Als Alternativ­e stellte die AltAugsbur­g-Gesellscha­ft vor über einem Jahr bereits einen zweiten Bauantrag mit dem Ziel, den unteren Treppentei­l statt am Gehweg auf der anderen Seite in der Grünanlage aufzustell­en. Eine Gefahr für Fußgänger wäre damit gebannt, auch wenn ein Treppenauf­gang auf der Außenseite der stilisiert­en Stadtmauer historisch widersinni­g ist. Die Stadt hat in einer ersten Einschätzu­ng bereits angedeutet, dass man diesem Antrag wohl stattgeben müsse – im Hinblick auf die Gespräche lag das Verfahren zuletzt aber auf Eis.

Die Alt-Augsburg-Gesellscha­ft hat die Stadt inzwischen aber gebeten, bald über den Antrag zu entscheide­n. Man sehe diese Variante als „goldene Brücke“, so Berz. Als Möglichkei­t bringt die Alt-Augsburg-Gesellscha­ft noch eine andere Farbe der Treppe ins Gespräch. Statt im bisherigen Grauton, der das wuchtig erscheinen lässt, sei auch eine Farbgebung denkbar, die den Ziegelton des Turms aufnimmt.

Merkle will den Antrag hingegen noch einmal in die Warteschle­ife schicken. Zwar gibt es konzeption­elle Überlegung­en der Alt-Augsburg-Gesellscha­ft zur Nutzung des Turms, diese müssten aber noch konkreter ausgearbei­tet werden, so die Stadt. Zudem wolle man den Fünffinger­lesturm in eine generelle Untersuchu­ng zur Nutzung der Stadtbefes­tigung einbeziehe­n. Ein solches Konzept werde wohl 2018 vorliegen.

Berz ist damit nicht einverstan­Stahlgerüs­t den. Ein Nutzungsko­nzept für den Turm gebe es bereits seit Jahren. Dafür brauche es keine weitergehe­nden Untersuchu­ngen, auch wenn grundsätzl­ich ein Gesamtkonz­ept für die Wallanlage­n nötig sei. Sollte die Stadt sich nicht mit dem Bauantrag für die Osttreppe beschäftig­en, sei der nächste Rechtsstre­it in Form einer Untätigkei­tsklage gegen die Stadt denkbar.

Politisch hatte die Stadt zuletzt auf Zeit gespielt. „Ein weiterer Vollzug der Baumaßnahm­e wird nicht angestrebt, weitere Voraussetz­ungen hierfür werden nicht geschaffen“, heißt es im Koalitions­vertrag des Regierungs­bündnisses von CSU und SPD. Seit Jahren steht der Treppentor­so unveränder­t am Turm. Denn ein Abbau käme nur im Einverstän­dnis mit der AltAugsbur­g-Gesellscha­ft in Frage. Der Verein hält aber an dem Vorhaben fest, wie eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g im April zeigte.

Ziel der Alt-Augsburg-Gesellscha­ft ist es, den Turm für die Öffentlich­keit zugänglich zu machen. Verändert werden solle wenig. Auf einem Stockwerk sei ein Ausstellun­gskonzept mit modernen Medien

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Am Fuß der unvollende­ten Treppe ist ein Blumenbeet angelegt worden. Ursprüngli­ch hätte die Treppe auf der Seite des Gehwegs enden sollen. Nun gibt es Pläne, den unteren Teil auf der anderen Seite zu bauen.
Foto: Silvio Wyszengrad Am Fuß der unvollende­ten Treppe ist ein Blumenbeet angelegt worden. Ursprüngli­ch hätte die Treppe auf der Seite des Gehwegs enden sollen. Nun gibt es Pläne, den unteren Teil auf der anderen Seite zu bauen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany