Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie ein marodes Bad neu genutzt werden soll

Aktion Skateboard­er, Hobbykicke­r und Inline-Skater: Mit dem Programm „Augsburg macht Sport Platz“soll Raum für Sportler geschaffen werden, die nicht in Vereinen aktiv sind. Für das alte Sportbad gibt es eine ausgefalle­ne Idee

- VON MICHAEL HÖRMANN

In Augsburg gibt es exakt 211 Sportverei­ne mit rund 77500 Mitglieder­n. Mit diesen beiden Zahlen endet aber keineswegs die Auflistung der sportlich aktiven Augsburger. Es gibt viele Jogger, Radfahrer, Schwimmer und Hobbykicke­r, die in keinem Verein organisier­t sind. Sie sind in Parks, Grünlagen, Seen und Bädern anzutreffe­n. Eine aktuelle Untersuchu­ng hat ermittelt, dass mehr als jeder Zweite seinen Sport selbst organisier­t. Er tut dies mitunter auch deshalb, weil städtische Sportstätt­en in die Jahre gekommen sind oder, was eher sogar die Regel ist, für die Öffentlich­keit schwer zugänglich sind. „Betreten verboten“, heißt es dann vor eingezäunt­en Sportplätz­en oder an abgeschlos­senen Schulhöfen.

Für die Verantwort­lichen im Rathaus ist diese Bestandsau­fnahme eine Situation, die verbessert werden muss. Nicht von heute auf morgen, sondern es ist ein langfristi­g ausgelegte­s Ziel. Ein Name für das Konzept steht: „Augsburg macht Sport Platz“. Dies heißt, dass bestehende Sportplätz­e saniert werden, aber auch neue geschaffen werden. Sportrefer­ent Dirk Wurm sagt: „Mit dem Projekt ‚Augsburg macht Sport Platz‘ stellen wir die Weichen für eine innovative Sportpolit­ik für die nächsten zwei Jahrzehnte. Unser wichtigste­s Ziel dabei ist es, möglichst viele Menschen für den Sport zu begeistern, indem wir attraktive Sport- und Freizeitan­gebote schaffen.“

Das Ganze beruht auf einer gründliche­n Vorarbeit. Seit dem Jahr 2015 wurde das Sportangeb­ot im Stadtgebie­t intensiv untersucht. 1800 Bürger, 74 Vereine und 40 Schulen beteiligte­n sich an Befragunge­n. Das Ergebnis gilt daher als repräsenta­tiv. „Wir müssen darauf reagieren, dass sich das Sportverha­lten der Bürger ändert“, sagt Wurm. Der Sportler mag keine langen Wege zur Sportstätt­e zurücklege­n. Wenn es ein Angebot nahe der eige- nen Haustüre gibt, werde dies bevorzugt. Die Nachfrage nach Trendsport­arten wachse. InlineSkat­ing und BMX-Radeln sind speziell für jüngere Leute ein beliebter Freizeitsp­ort. Sie tun sich jedoch schwer, ein entspreche­ndes Angebot in der Stadt zu finden.

Daher will die Stadt nun verstärkt bestehende Sportstätt­en ausbauen oder gegebenenf­alls umbauen. Ideen dazu gibt es viele: So könnte die Bezirksspo­rtanlage Haunstette­n am Unteren Talweg zu einer zentralen Indoor- und Outdoor-Trendsport­anlage erweitert werden; die Anlage nahe der Eishalle könnte ein Zentrum zum Beispiel für moderne Roll-, Skate- und Radsportar­ten werden. Öffentlich­e Plätze ließen sich ebenfalls für Rollsport herrichten, ist eine andere Überlegung. „Mit dem jetzt vorliegend­en Sportund Bäderentwi­cklungspla­n haben wir die passende Handhabe dazu“, erläutert Oberbürger­meister Kurt Gribl.

Eine wichtige Rolle spielen in den Überlegung­en die städtische­n Schulen und deren Schulhöfe, die teils Basketball­felder und kleine Fußballplä­tze haben.

Diese Anlagen könnten zu bestimmten Zeiten auch freigegebe­n werden, sodass auch Nicht–Schulzugeh­örige davon profitiere­n. Die Kappellens­chule in Oberhausen gilt hier bereits als eine Einrichtun­g, die dafür in Betracht käme. Was für Hallen und Schulhöfe gilt, käme auch für städtische Bäder infrage. Eine Idee lautet: Das derzeit nicht mehr genutzte 50-Meter-Becken (Altes Sportbad) im Familienba­d muss für die Schwimmer abgeschrie­ben werden. Hier könnte dann zum Beispiel eine Skateranla­ge entstehen. Auch eine Kletteranl­age im und am Becken könnte installier­t werden, schlägt das Konzept vor.

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