Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie ein marodes Bad neu genutzt werden soll
Aktion Skateboarder, Hobbykicker und Inline-Skater: Mit dem Programm „Augsburg macht Sport Platz“soll Raum für Sportler geschaffen werden, die nicht in Vereinen aktiv sind. Für das alte Sportbad gibt es eine ausgefallene Idee
In Augsburg gibt es exakt 211 Sportvereine mit rund 77500 Mitgliedern. Mit diesen beiden Zahlen endet aber keineswegs die Auflistung der sportlich aktiven Augsburger. Es gibt viele Jogger, Radfahrer, Schwimmer und Hobbykicker, die in keinem Verein organisiert sind. Sie sind in Parks, Grünlagen, Seen und Bädern anzutreffen. Eine aktuelle Untersuchung hat ermittelt, dass mehr als jeder Zweite seinen Sport selbst organisiert. Er tut dies mitunter auch deshalb, weil städtische Sportstätten in die Jahre gekommen sind oder, was eher sogar die Regel ist, für die Öffentlichkeit schwer zugänglich sind. „Betreten verboten“, heißt es dann vor eingezäunten Sportplätzen oder an abgeschlossenen Schulhöfen.
Für die Verantwortlichen im Rathaus ist diese Bestandsaufnahme eine Situation, die verbessert werden muss. Nicht von heute auf morgen, sondern es ist ein langfristig ausgelegtes Ziel. Ein Name für das Konzept steht: „Augsburg macht Sport Platz“. Dies heißt, dass bestehende Sportplätze saniert werden, aber auch neue geschaffen werden. Sportreferent Dirk Wurm sagt: „Mit dem Projekt ‚Augsburg macht Sport Platz‘ stellen wir die Weichen für eine innovative Sportpolitik für die nächsten zwei Jahrzehnte. Unser wichtigstes Ziel dabei ist es, möglichst viele Menschen für den Sport zu begeistern, indem wir attraktive Sport- und Freizeitangebote schaffen.“
Das Ganze beruht auf einer gründlichen Vorarbeit. Seit dem Jahr 2015 wurde das Sportangebot im Stadtgebiet intensiv untersucht. 1800 Bürger, 74 Vereine und 40 Schulen beteiligten sich an Befragungen. Das Ergebnis gilt daher als repräsentativ. „Wir müssen darauf reagieren, dass sich das Sportverhalten der Bürger ändert“, sagt Wurm. Der Sportler mag keine langen Wege zur Sportstätte zurücklegen. Wenn es ein Angebot nahe der eige- nen Haustüre gibt, werde dies bevorzugt. Die Nachfrage nach Trendsportarten wachse. InlineSkating und BMX-Radeln sind speziell für jüngere Leute ein beliebter Freizeitsport. Sie tun sich jedoch schwer, ein entsprechendes Angebot in der Stadt zu finden.
Daher will die Stadt nun verstärkt bestehende Sportstätten ausbauen oder gegebenenfalls umbauen. Ideen dazu gibt es viele: So könnte die Bezirkssportanlage Haunstetten am Unteren Talweg zu einer zentralen Indoor- und Outdoor-Trendsportanlage erweitert werden; die Anlage nahe der Eishalle könnte ein Zentrum zum Beispiel für moderne Roll-, Skate- und Radsportarten werden. Öffentliche Plätze ließen sich ebenfalls für Rollsport herrichten, ist eine andere Überlegung. „Mit dem jetzt vorliegenden Sportund Bäderentwicklungsplan haben wir die passende Handhabe dazu“, erläutert Oberbürgermeister Kurt Gribl.
Eine wichtige Rolle spielen in den Überlegungen die städtischen Schulen und deren Schulhöfe, die teils Basketballfelder und kleine Fußballplätze haben.
Diese Anlagen könnten zu bestimmten Zeiten auch freigegeben werden, sodass auch Nicht–Schulzugehörige davon profitieren. Die Kappellenschule in Oberhausen gilt hier bereits als eine Einrichtung, die dafür in Betracht käme. Was für Hallen und Schulhöfe gilt, käme auch für städtische Bäder infrage. Eine Idee lautet: Das derzeit nicht mehr genutzte 50-Meter-Becken (Altes Sportbad) im Familienbad muss für die Schwimmer abgeschrieben werden. Hier könnte dann zum Beispiel eine Skateranlage entstehen. Auch eine Kletteranlage im und am Becken könnte installiert werden, schlägt das Konzept vor.