Augsburger Allgemeine (Land West)
Freiwillige Helfer bekommen Rabatte
Soziales Wie der Landkreis Ehrenamtliche belohnen will. Und was passieren muss, damit das auch funktioniert
Wie der Landkreis Ehrenamtliche belohnen will und was passieren muss, damit das auch funktioniert, lesen Sie auf
Landkreis Augsburg
Fährt der Feuerwehrmann demnächst günstiger ins Legoland, bekommt die Büchereihelferin Prozente beim Friseur oder warten auf den Rot-KreuzRetter Rabatte an der Museumskasse? Nach langem Zögern wird nun auch der Landkreis Augsburg eine Ehrenamtskarte einführen. Sie soll eine Auszeichnung für Tausende von ehrenamtlichen Helfern sein und ihren Trägern kleine materielle Vergünstigungen verschaffen.
Nachdem die Fraktionen von CSU und SPD das Thema nahezu zeitgleich für sich entdeckt hatten (wir berichteten), war der Beschluss zur Einführung der Karte abzusehen. Er fiel am Montag im Kreisausschuss mit den Stimmen aller Fraktionen.
Zeitpunkt und Kosten der Umsetzung sind noch offen, allerdings lautet die Vorgabe der Kreispolitik, dass sich die Verwaltung „zügig“ans Werk machen soll. Vorbilder, an denen man sich orientieren kann, gibt es zur Genüge. Seit Ende 2011 gibt es die bayerische Ehrenamtskarte und ist mittlerweile flächendeckens im Freistaat verfügbar. Zu den wenigen Kommunen, die sich bislang geziert haben, gehören die Kreise Donau-Ries und Augsburg sowie die Stadt Augsburg. Letztere will allerdings mit Beginn des kommenden Jahres nachziehen.
Als entscheidend für den Erfolg gilt die Zahl der Akzeptanzstellen, also der Orte, wo die Karte bares Geld wert ist, weil sie Rabatte bringt. Im deutlich kleineren Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg ist dies an 43 Orten der Fall.
CSU-Fraktionschef Lorenz Müller wies den Städten und Gemeinden eine entscheidende Rolle zu. Sie müssten mitziehen und für Schwimmbäder oder Museen Rabatte gewähren. Auch an die Wirtschaft appellierte Müller. SPDFraktionschef Harald Güller wies auf überregional bedeutsame Einrichtungen wie das Legoland und den Bad Wörishofer Skyline-Park hin, die Ehrenamtlern bereits Nachlässe gewährten.
2011 noch hatte die Landkreispolitik nicht an derartige Möglichkeiten geglaubt. Damals lehnte man die Ehrenamtskarte für das Augsburger Land ab mit der Begründung, der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Ertrag. Mittlerweile sieht man das anders. „Die Ehrenamtskarte hat sich gut bis sehr gut entwickelt“, sagt SPD-Fraktionschef Güller, während sein CSU-Pendant Müller von „überschaubarem Aufwand“spricht.
Dass das Ehrenamt und seine Träger Förderung verdient haben, ist eine Position aller im Kreistag vertretenen Parteien. So sprach Freie-Wähler-Fraktionschef Fabian Mehring von einer „guten Idee“und einem „zumindest symbolischen Zeichen“. Ursula Jung (Grüne) regte an, die Karte nur an Ehrenamtliche zu vergeben, die keine Aufwandsentschädigung für ihre Tätigkeit erhalten.
Tatsächlich sind derzeit noch etliche Details offen. So soll geprüft werden, ob sich die Ehrenamtskarte auch mit den Vorteilen eines Gutscheinheftes kombinieren lässt, wie es die Stadt Augsburg offenbar für ihre ehrenamtlichen Helfer plant. Auch das Begegnungsland LechWertach im südlichen Landkreis Augsburg arbeitet mit einem Gutscheinheft für ehrenamtliche Helfer.
Wer aber soll im Augsburger Land überhaupt eine Ehrenamtskarte bekommen, die dann vom Landratsamt ausgestellt würde?
Zielgruppe sind Feuerwehrleute und Einsatzkräfte von Rettungsdiensten und Katastrophenschutz sowie Freiwillige aus allen Bereichen , die sich im Ehrenamt mindestens fünf Stunden die Woche oder 250 Stunden im Jahr engagieren. Wer das mindestens seit zwei Jahren macht und mindestens 16 Jahre als ist, soll die blaue Ehrenamtskarte beantragen dürfen. Diese gilt drei Jahre lang und muss dann erneut beantragt werden.
Anders sieht dies bei der Ehrenamtskarte in Gold aus. Sie gilt lebenslang und ist besonders verdienten Ehrenamtlern vorbehalten. Dazu sollen nach den Vorstellung der Verwaltung unter anderem Menschen zählen, die seit mindestens 25 Jahren für ihre Vereine und Verbände rackern.