Augsburger Allgemeine (Land West)

Wer zahlt, wenn die Straße alt und kaputt ist?

Beiträge In Diedorf steht die Sanierung der Bahnhofstr­aße an. Das kann teuer werden. Zudem fehlen im Bauamt mehrere Mitarbeite­r

- VON JANA TALLEVI

Diedorf

Wer zahlt, wenn die Straße vor dem Haus völlig kaputt ist und von Grund auf saniert werden muss? Üblicherwe­ise teilen sich dann die Gemeinde und die Anlieger die Kosten. So ist es zumindest in der Straßenaus­baubeitrag­ssatzung festgehalt­en, die es in den meisten Kommunen gibt. Doch im Moment ist Bewegung in der Diskussion. Denn es gibt auch andere Möglichkei­ten der Finanzieru­ng. So können Abgaben kontinuier­lich eingezogen werden wie eine Gebühr und dann bei Bedarf für den Neubau einer bestimmten Straße verwendet werden.

An genau diesem Punkt ist die Diskussion jetzt auch in der Marktgemei­nde Diedorf. Der aktuelle Fall dort: In diesem Jahr soll die Bahnhofstr­aße zwischen der ehemaligen Bäckerei Kraus und der Unterführu­ng zur Schmutters­traße saniert werden. Auf die relativ wenigen Eigentümer der zumeist älteren Häuser und die Gemeinde kommen da Kosten von etwa 200000 Euro zu, schätzt Bürgermeis­ter Peter Högg. Die könnten jedoch nach der geltenden Satzung aus dem Jahr 2004 unterschie­dlich verteilt werden. Denn bislang geht die Gemeinde davon aus, dass die Bahnhofstr­aße eine Anliegerst­raße ist. Das bedeutet, dass sie hauptsächl­ich zu An- und Abfahrt der einzelnen Grundstück­e benutzt wird.

Doch stimmt das so? „Es gibt Bürger, die meinen, das ist schon eine Hauptersch­ließungsst­raße“, so Bürgermeis­ter Högg. Nicht zuletzt fahren die Busse des öffentlich­en Nahverkehr­s zum Diedorfer Bahnhof über diesen Abschnitt. Der Unterschie­d ist wichtig: Denn bei Anliegerst­raße zahlen die Grundstück­seigentüme­r entlang der Straße allein 80 Prozent der Kosten für die Wiederhers­tellung der Fahrbahn einschließ­lich der Arbeiten im Untergrund. Bei einer Hauptersch­ließungsst­raße sind es nur 50 Prozent. Der Unterschie­d kann existenzie­ll sein, hatte bereits auf der Bürgervers­ammlung im März ein Bürger aus dem Unterdorf gesagt. Gerade alleinsteh­ende Senioren könnten von den Kosten überrollt werden, so Klaus Rittel damals. Er verwies auf die Praxis in anderen Kommunen, kontinuier­lich eine Gebühr von den Bürgern für den Zweck des Straßenbau­s einzuziehe­n.

Auch in Diedorf wird inzwischen diese Möglichkei­t überlegt. Der Gemeindera­t habe sich in einem Seminar über das Thema informiert, auf der Sitzung am heutigen Dienstagab­end soll ein eventuelle­r Systemwech­sel Thema sein. Denn wie abgerechne­t wird, das müsse auf jeden Fall vor Beginn der Arbeiten feststehen, so Högg.

Eigentlich sollte das Thema Bahnhofstr­aße in diesem Jahr gar keine Rolle mehr spielen. Die Sanierung war bereits für 2016 geplant, musste dann aber verschoben werden. Ein Grund: der Mitarbeite­rmangel im Bauamt der Marktgemei­nde. Högg berichtet von mehreren zeitgleich­en Wechseln im Amt sowie von einem langwierig­en Krankheits­fall. Zwar soll der Posten des Bauamtslei­ters zur Jahresmitt­e wieder besetzt werden. Doch dann fehlen immer noch eineinhalb Kräfte in der Verwaltung sowie ein technische­r Mitarbeite­r. Über Anzeigen versucht die Gemeinde, neue Mitarbeite­r zu gewinnen, so der Bürgermeis­ter. O

Termin Der Gemeindera­t Diedorf kommt heute Abend um 19.30 Uhr im Sitzungssa­al des Bürgerhaus­es Willishau sen zusammen. Neben dem Thema Straßenaus­baubeitrag­ssatzung soll unter anderem über den Sachstand zur B 300 berichtet werden sowie über die Pläne zum Hochwasser­schutz im Be reich „Webers Brünnele“.

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