Augsburger Allgemeine (Land West)
Immer einen Schritt schneller
Fußball Nachlese Warum sich der TSV Gersthofen im Derby beim TSV Neusäß leicht tat und warum einige Spieler beider Mannschaften beim Anpfiff nur auf der Bank saßen
Landkreis Augsburg Nicht nur bei Borussia Dortmund in der Bundesliga herrschen zwischen Verantwortlichen und Trainer manchmal atmosphärische Störungen. Während sich beim BVB Thomas Tuchel und Geschäftsführer Hans Joachim Watz ke kabbeln, gehen beim TSV Neusäß die Meinungen zwischen Trainer Gerhard Hildmann sowie Abteilungsleiter Ernst Krendlinger und Sportlichem Leiter Günther Hausmann auseinander.
Das Führungsduo hat sich nämlich klar für den Klassenerhalt der zweiten Mannschaft ausgesprochen. So mussten im Derby gegen den TSV Gersthofen Daniel Birthelmer, Marcel
Burda und Johannes Kiechl zunächst auf der Bank Platz nehmen. In derKreisklassen-Mannschaft ist nämlich nach Beendigung der Bezirksliga-Saison nur spielberechtigt, wer in der Rückrunde nicht mehr als viermal von Anfang an zum Einsatz gekommen ist. Beim 6:2-Sieg im Kellerduell beim ESV Augsburg war diese Maßnahme schon vom Erfolg gekrönt. Im Bezirksliga-Duell gegen den
TSV Gersthofen am Freitagabend indes fehlte das Trio zunächst an allen Ecken und Enden. Vor allem im ersten Durchgang spielten die hoch motivierten Gäste den TSV Neusäß an die Wand. Dabei kam den Schwarz-Gelben zugute, dass die Lohwaldkicker fast körperlos agierten und sich dadurch natürlich Räume ergaben. Auch beim TSV Gersthofen richtet man das Augenmerk auf die zweite Vertretung, die den Aufstieg in die Kreisklasse schaffen soll und nicht jedes Wochenende einen Gegner vor der Brust hat, der nur mit sieben Mann anreist. Das 19:1 gegen den TSV Firnhaberau II ist ein Muster ohne Wert und unterstreicht, dass die zweiten Mannschaften im aufstiegsberechtigten Spielbetrieb Jahr für Jahr ein Ärgernis sind, weil sie entweder zurückziehen, ihre Spiele abschenken oder durch Spieler von oben aufgerüstet werden und dadurch die ersten Mannschaften der kleinen Vereine unter der – wohl bemerkt regelkonformen – Wettbewerbsverzerrung zu leiden haben. Dass die A-Jugendlichen Moritz
Seban und Danny Dörr beim TSV Gersthofen in Neusäß in der Startelf standen und Stefan Schnurrer und
Nicolas Korselt beim Anpfiff auf der Bank saßen, hat allerdings auch andere Gründe. „Die beiden haben ein am Vormittag des 1. Mai angesetztes Training verpennt“, zeigte sich Trainer Eddi Keil von seiner strengen Seite. Nach dem 5:2-Erfolg war er dann zufrieden: „Wir haben in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht. Wenn wir keinen Druck haben und nichts zu verlieren haben, dann läuft es richtig gut. An- sonsten werden wir sehr schnell von hinten heraus hibbelig.“
Da es sowohl für den TSV Gersthofen im Kampf um Platz zwei (Keil: „Wenn sich Bubesheim das noch nehmen lässt, sind sie selber schuld.“) um nichts mehr geht und auch der SV Cosmos Aystetten schon als Meister feststeht, findet das Landkreisderby gegen den Landesliga-Aufsteiger bereits am Freitagabend statt. Ansonsten müssen die letzten zwei Spieltage immer zeitgleich angepfiffen werden. Auch der
TSV Meitingen hat seine Partie gegen den TSV Rain II auf Freitagabend verlegt. „Jetzt ist die Zeit, um den Jungs auch mal ein freies Wochenende zu ermöglichen“, sagt Abteilungsleiter Torsten Vrazic.
Im Abstiegskampf der Kreisliga Augsburg sind am Wochenende ebenfalls die Würfel gefallen. Während sich der TSV Leitershofen mit einem 2:0-Sieg gegen den TSV Gög
gingen den Klassenerhalt gesichert hat, müssen der FC Kleinaitingen und der VfR Foret den SSV Margertshau
sen in die Kreisklasse begleiten. In der abgelaufenen Saison hat der VfR Foret noch das Unmögliche möglich gemacht und den Klassenerhalt in einem fulminaten Endspurt geschafft. Aber zweimal gelingt so ein Kunststück halt nicht. Obwohl man sich in der Winterpause nochmals kräftig verstärkt und mit Mario
Zeba einen neuen Trainer verpflichtet hat, kam ausgerechnet zum 50-jährigen Bestehen des Vereins nun das Aus. „Feuerwehrmann“ Zeba hat schon zuvor seinen Dienst quittiert. „Dass wir in einer Saison vier gute Trainer verschlissen haben, liegt an den Spielern“, hat Sportdirektor Ali Sakarya festgestellt.
Weil Schiedsrichter Markus Bauer aus Munningen fast sieben Minuten nachspielen ließ, musste der SC Al
tenmünster mit neun Spielern (jeweils Gelb-Rot für Tobias Scherer und Manfred Glenk) in der 95. Minute doch noch den 2:2-Ausgleich hinnehmen. Diesem Treffer gingen einige Proteste der Gäste-Anhänger voraus, weil sie glaubten, dass Fabi
an Herdin den Ball noch vor Überschreiten der Torlinie mit einer spektakulären Rettungstat ins Feld zurückbeförderte. Doch Altenmünsters Spielertrainer stellte am Tag nach dem Match klar, dass der Ball wohl doch um wenige Zentimeter hinter der Linie war. Was ihn aber ebenso wie seinen Reisensburger Kollegen Peter Aust ärgerte, waren die insgesamt zehn Gelben Karten, die der kleinlich pfeifende Schiedsrichter verteilte. Altenmünster sah davon deren vier, wodurch der Vorsprung in der FairPlay-Wertung, in welcher der SCA auf Rang eins liegt, auf einen Zähler Vorsprung zusammengeschmolzen ist.
Am anderen Ende der Fairnesstabelle scheint sich der TSV Meitingen etablieren zu wollen. Nachdem zuletzt Marco Lechner (dreimal in Folge), Florian Prießnitz, Alexander Hei der, Sascha Hof, Patrick Wagner und Maik Stach vorzeitig zum Duschen durften, traf es diesmal Marco Let
trari und Roman Kaduschenko. Für Torsten Vrazic ist klar: „Jetzt macht sich der Kräfteverschleiß bemerkbar. Oft kommen wir einen Schritt zu spät.“Angesichts dieser Rot-Serie tritt selbst die dritte Niederlage in Folge in den Hintergrund. Beim Abstiegskandidaten TSV Möttingen musste man sich mit 1:2 geschlagen geben. Auch das gefällt Vrazic, der unentwegt an der neuen Mannschaft bastelt und mit Rene Heugel vom
TSV Aindling einen Stürmer verpflichtet hat, nicht. Tadellos hingegen der Auftritt von Denis Buja, der nach fast einem Vierteljahr Sperre erstmals wieder im Team stand.