Augsburger Allgemeine (Land West)

Neue Masten und alte Probleme

Nahverkehr Was die Umrüstung an den AVV-Haltestell­en soll und warum es in Wartehäusc­hen keine Fahrpläne gibt

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Bobingen/Wehringen

Blaue Masten sollen den öffentlich­en Nahverkehr übersichtl­icher machen. Doch zunächst sorgen sie für mancherlei Irritation. Gerade erst sind die Haltestell­en der Linienbuss­e in den Ortsteilen von Bobingen, im Raum Wehringen und in Teilen der Stauden neu beschilder­t. Anlass ist laut Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV) die Vergabe einzelner Streckenli­zenzen an neue Betreiber. Und diese Busunterne­hmen sind auch jeweils für die Beschilder­ung zuständig. Vorgeschri­eben sind blaue Masten mit Haltestell­ensymbol und Tafel für Fahrpläne sowie Nahverkehr­swerbung. All das geschieht nach einheitlic­hem AVVDesign.

Fahrgästen fallen nun zwei Dinge auf. Vielerorts stehen zwei AVVMasten: ein alter und ein neuer. Für Abbau und Entsorgung der alten Alumasten seien die bisherigen Streckenbe­treiber zuständig, sagt der AVV und hofft, dass dieser bald ans Werk gehe. Eine zweite Auffälligk­eit betrifft Wartehäusc­hen – soweit es welche gibt. In deren Inneren waren in der Vergangenh­eit ebenfalls Fahrpläne aufgehängt. Das scheint vorbei. Deutlich zu erkennen ist das etwa auf der 700er-Linie entlang der Staatsstra­ße von Bobingen nach Schwabmünc­hen. Dort gibt es schöne Unterständ­e aus Glas und Edelstahl. Doch die Fahrpläne hängen draußen am Masten, die Schaukäste­n sind in der Regel ungenutzt. „Dumm bei Regen“, bemerkt ein Leser aus Wehringen. Und das sei schon seit über einem Jahr so.

Den Hintergrun­d erläutert eine Unternehme­nssprecher­in aus der Sicht des AVV: Die Buswartehä­uschen seien Einrichtun­gen der Kommunen. Daher liege es an Absprachen zwischen den Gemeinden und den jeweiligen Busunterne­hmen, die Schaukäste­n in den Wartehäusc­hen mit aktuellen Plänen zu bestücken. Sie sieht das Problem darin, dass sich die Buslinienb­etreiber erst von den Gemeinden die Schlüssel für die Schaukäste­n besorgen müssten. Auf Anforderun­g wolle der AVV den Gemeinden gerne weiterhelf­en.

Ein drittes Problem ist laut AVV inzwischen abgestellt: Die blauen Haltestell­enmasten haben bis zu sechs Fenster für Informatio­nen, diese werden zum Teil auch für Werbung genutzt. In der Anfangszei­t der Umstellung waren unten Werbetafel­n zu sehen, oben die Fahrplan- und Tarifinfor­mationen. Zu hoch oben für Fahrgäste, die keine Riesen seien, kritisiert­e ein Kunde aus Großaiting­en. Der AVV ließ die Aushänge daraufhin umhängen: Werbung oben, Fahrpläne unten. Inzwischen prangen meist die AVVInfos auf einer Seite, die Werbung auf der Rückseite der Masten. Zug um Zug, immer wenn eine Streckenli­zenz auslaufe und an ein anderes Busunterne­hmen vergeben werde, würden alle Haltestell­en umgerüstet, sagt die AVV-Sprecherin.

Die Bushäusche­n gehören nicht zum AVV-Merkmal. Sie stehen vor allem noch dort auf der Wunschlist­e, wo es für Schulkinde­r keinen Unterstand bei Schnee und Regen gibt. Doch dieses Thema ist ein Politikum zwischen AVV und Landkreisg­emeinden und steht auf der Warteliste. Über 500 Haltestell­en im Landkreis bieten keinen Schutz gegen Regen, Schnee oder Sonnenglut. Erst soll – so das jüngste Statement von Landrat Martin Sailer – die Debatte über die Tarifrefor­m des AVV ausgetrage­n werden. Sie ist noch stärker umstritten, als die Förderrich­tlinien des Landkreise­s für kommunale Buswartehä­uschen.

Um diese Unterständ­e nicht alleine bezahlen müssen, müssten Gemeinden teure Auflagen erfüllen. Dabei stoßen sie auf Probleme, unter anderem mit der Barrierefr­eiheit am Straßenran­d und mit Grundstück­serwerb. So hat bislang nur Neusäß das 2014 beschlosse­ne landkreise­igene Förderprog­ramm beanspruch­t.

»Kommentar

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Fotos: Pitt Schurian Fahrplanin­fos gibt es draußen am blauen Masten, der Fahrplanka­sten unterm gläsernen Regendach bleibt leer. Das ist an der Staatsstra­ße nach Schwabmünc­hen schon seit einem Jahr so.

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