Augsburger Allgemeine (Land West)
Gymnasien: Wo bleibt der Boom mit dem G9?
Anmeldungen Die Zahlen sind stabil, das gilt auch für die Realschulen. Warum Schülerzahlen so wichtig für die Schulen sind
Landkreis Augsburg Eines steht fest: Einen regelrechten Anmelde-Boom hat die Entscheidung für das G 9 vor wenigen Wochen dem Gymnasium nicht beschert. Mehr oder weniger ähnliche Zahlen von neuen Fünftklässlern sowohl dort als auch an den Realschulen melden diese weiterführenden Schularten im westlichen und nördlichen Landkreis Augsburg. Dem entspricht, dass in diesem Jahr der demografische Wandel nur eine unwesentliche Rolle spielt: Gab es im gesamten Landkreis Augsburg im Vorjahr 2115 Viertklässler, so sind es aktuell 2081, teilt das Staatliche Schulamt mit.
Eine Neuerung wird es am Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß geben: Dort haben sich erstmals 28 Kinder für die gebundene Ganztagsklasse angemeldet. Die Gemeinschaft ist dort sehr wichtig, schriftliche Hausaufgaben gibt es in diesem Modell nicht. Stellvertretende Schulleiterin Carlette Sandu glaubt, dass Ganztagsklassen dem Trend zur Berufstätigkeit in den Familien entsprächen. Insgesamt haben sich am Justus-von-LiebigGymnasium bis gestern 96 Kinder für die fünften Klassen angemeldet, im vergangenen Jahr waren es 89.
Anscheinend keinen Einfluss auf die Anmeldungen hatte die Diskussion um den Neubau des Paul-KleeGymnasiums in Gersthofen. 102 Mädchen und Buben werden dort ab September die vier fünften Klassen besuchen, im Vorjahr hatten sich 99 neue Fünftklässler angemeldet, berichtet Schulleiter Peter Krauß. Eine davon ist eine gebundene Ganztagsklasse, die vom FCANachwuchs und auch von anderen Kindern besucht wird.
Mit vier Klassen in der fünften Jahrgangsstufe rechnet auch Schulleiter Günter Manhardt, 92 Kinder haben sich am Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf bislang persönlich angemeldet. Im Jahr davor waren es 105. Möglicherweise, so Manhardt, stelle der neue Lehrplan plus höhere Anforderungen an die Kinder in den Grundschulen, sodass nicht mehr ganz so viele wie zuvor den nötigen Schnitt von 2,33 er- reichten. Bei gleicher Klassenzahl bedauert Manhardt ein wenig den leichten Rückgang. „Jeder Schüler weniger bedeutet gleichzeitig ein bis eineinhalb Lehrerstunden weniger.“Weil Pflichtunterricht vorgeht, muss dann möglicherweise am Wahlunterricht gespart werden.
Weniger Schüler bedeuten weniger Lehrerstunden, das betont auch Heidrun vorm Walde, Schulleiterin der Realschule Zusmarshausen. 95 Kinder haben sich dort für die fünften Klassen angemeldet, im nächsten Jahr werden es nun vier statt zuvor fünf sein. Im Vorjahr hatten sich 125 Kinder in Zusmarshausen angemeldet. Räumlich bedeutet das für die beliebte Schule eine leichte Entlastung. Eine fünfte Klasse wird im gebundenen Ganztag unterrichtet.
Sogar zwei Klassen könnten es im gebundenen Ganztag an der Realschule Meitingen werden. „Wir liegen an der Grenze der Teilung. Kommen noch ein paar Schüler hinzu, werden es zwei Klassen“, so Schulleiter Michael Kühn. Genauso sieht es im offenen Ganztagsangebot aus: Vermutlich können ab September sogar zwei Gruppen angeboten werden. Insgesamt 120 Kinder haben sich für die Realschule Meitingen entschieden, im vergangenen Jahr waren es 96. Damit wird es in Meitingen auf jeden Fall eine Klasse mehr in der fünften Jahrgangsstufe geben als aktuell.
Von ganz ähnlichen Anmeldezahlen wie im Vorjahr spricht der Leiter der Neusässer Realschule, Franz Bohn. 117 waren es im Vorjahr, mit rund ebenso vielen rechnet er auch in diesem Jahr. Die offene Ganztagsschule hat an der Neusässer Realschule drei jahrgangsübergreifende Gruppen.
Beliebt bei den Schülern aus den Randbereichen des Landkreises Augsburg sind auch weiterhin benachbarte Gymnasien. „Das hat sich gut eingespielt“, sagt der Schulleiter des Gymnasiums Ursberg, Georg Gerhardt. 102 Kinder haben sich dort neu für die fünften Klassen angemeldet, nach 93 im Vorjahr. Einen leichten Rückgang hat das Gymnasium in Wertingen bislang zu verzeichnen, 107 nach zuvor 125 Mädchen und Buben haben sich für diese auch in den Bereichen Biberbach, Meitingen und Nordendorf beliebte Schule entschieden. Eine Besonderheit nennt Schulleiter Bernhard Hof: Im ländlichen Raum seien die Eltern immer noch recht vorsichtig mit dem Übertritt aufs Gymnasium. Etwa 30 Prozent eines Jahrgangs trauen sich, obwohl rund 50 Prozent die Eignung laut Zeugnis hätten. „Das sind oft auch unbegründete Ängste“glaubt er.