Augsburger Allgemeine (Land West)

Leberkäs von der Heimatfron­t

Ein Staatssekr­etär und eine spontane Spende

- VON HOLGER SABINSKY WOLF

Augsburg

Eigentlich ist Johannes Hintersber­ger (CSU) Staatssekr­etär im Sozialmini­sterium und kümmert sich um Senioren, Behinderte oder Asylbewerb­er. Doch beim Thema Bundeswehr geht der Reserve-Offizier mit ihm durch. Sein Herz für Soldaten und eine daraus resultiere­nde riesige Leberkäs-Spende bringt Hintersber­ger jetzt Spott ein.

Denn eigentlich hat die Bundeswehr gerade ganz andere Probleme. Seit zwei Wochen reden alle über rechtsextr­eme Tendenzen, Kasernen werden auf Neonazi-Krempel hin durchsucht, die Verteidigu­ngsministe­rin ist unter Beschuss geraten. Es ist alles da, was eine Affäre so braucht. Da kommt der Augsburger Landtagsab­geordnete Hintersber­ger mit einer Pressemitt­eilung daher: Als Vorsitzend­er des Arbeitskre­ises Wehrpoliti­k der CSU-Landtagsfr­aktion habe er neulich die „Battle Group“der Nato in Litauen besucht. Und was haben sich die Soldaten dort gewünscht? Nicht etwa mehr Rückhalt in der Politik oder bessere Ausstattun­g. Nein. Einen bayerische­n Leberkäs, erzählt der Politiker.

Hintersber­ger, Oberstleut­nant der Reserve, weiß, dass die Verpflegun­g immer ein Riesenthem­a bei der Truppe ist und sagte spontan eine Leberkäs-Spende zu. Und da die bayerische­n Fleischer ihr „Headquarte­r“(Hintersber­ger) in Augsburg haben, hatte der Abgeordnet­e an der Heimatfron­t leichtes Spiel. Der aktuelle Meisterkur­s backt 300 Kilo Leberkäs und spendiert ihn den Soldaten. Mit Senf.

Hintersber­ger, der die Bundeswehr zu Anfang der Affäre gegen Pauschalkr­itik in Schutz genommen hatte, versteht den Hohn über seine Aktion nicht. „Die Soldaten verteidige­n in Litauen unsere demokratis­chen Werte. Mit der Spende will ich meine Wertschätz­ung ausdrücken. Und ich habe ein gutes Gewissen und ein gutes Gefühl dabei.“Mit der aktuellen Situation habe der Leberkäs nichts zu tun. Zumal die LitauenRei­se schon Anfang April, also Wochen vor der Affäre stattgefun­den »Aufgefalle­n habe.

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Hintersber­ger

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