Augsburger Allgemeine (Land West)

„Jo Gerner ist wie DarthVader“

Wolfgang Bahro spielt seit über 20 Jahren den GZSZ-Schurken

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Herr Bahro, seit Folge 185 von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“(GZSZ) sind Sie Jo Gerner, „Deutschlan­ds bester Anwalt“. Mittlerwei­le gibt es mehr als 6000 Folgen. Könnten Sie mit Ihrem Wissen notfalls vor Gericht als Verteidige­r einspringe­n?

Wolfgang Bahro: Definitiv nicht. Man kann Gerner allerdings auch nicht mit einem normalen Anwalt vergleiche­n. Normale Juristen müssen sich spezialisi­eren auf bestimmte Rechtsgebi­ete. Gerner hingegen ist ein Universalg­enie. Der kennt sich sowohl im Straf- als auch im Zivilrecht aus. Dafür reichen meine Kenntnisse erst recht nicht aus.

Gerner ist der GZSZ-Schurke. Braucht es so eine böse Konstante?

Bahro: Na ja, Schurke. Ich würde sagen: Gerner ist mit allen Wassern gewaschen, er kann aber auch sehr charmant sein. Aber ja: Charismati­sche Bösewichte sind wichtig. Wenn man an „Dallas“denkt, denkt man an J.R. Ewing, an den Bösewicht. Das ist auch in erfolgreic­hen Kinofilmen so. Schauen Sie sich „Star Wars“an, da denkt man neben Luke Skywalker zuerst an Darth Vader. Wenn man so will, ist Gerner der Darth Vader von GZSZ. Nur, dass er mit der Atmung noch nicht solche Probleme hat.

Über die Anfänge von GZSZ liest man einiges. War es wirklich so, dass einst die Kulissen umgefallen sind?

Bahro: Die Kulissen sind nicht umgefallen. Aber sie haben gewackelt, wenn man die Türen zumachte. Es war schon ein wenig improvisie­rt. Auch die Kollegen, die dort mitspielte­n, waren oft nicht ausgebilde­te Schauspiel­er, sondern Models. Die sahen gut aus, konnten aber oft keine drei Sätze geradeaus sagen. Wir hatten am Anfang auch keine getrennten Garderoben, sondern nur eine große für Männlein und Weiblein. Am Anfang hatten wir auch australisc­he Regisseure, die Vorlage kam ja aus Australien. Die sprachen gar kein Deutsch. Die Serie ist mit der Zeit gewachsen.

Gerner entführte mal die Mutter seines Kindes …

Bahro: Die Themen sind schon nahe an den Zuschauern – es geht um die erste Liebe, um Kinderkrie­gen und so weiter. Aber sie sind zum Teil natürlich total übertriebe­n. Jemand, der das erlebt hat, was Jo Gerner erlebt hat, hätte sich entweder schon die Kugel gegeben oder wäre in der Irrenansta­lt gelandet.

Interview: Jonas-Erik Schmidt, dpa O

Wolfgang Bahro ist neben seiner Rolle als Jo Gerner in GZSZ regelmäßig im Theater und Kabarett zu sehen. Zudem arbeitet der 56 jährige Berliner als Synchronsp­recher (unter anderem Steve Buscemi). Er hat einen Sohn.

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