Augsburger Allgemeine (Land West)

Sitzt Feulner bald ohne den FCA da?

Fußball Der Vertrag des Routiniers läuft am Ende der Saison aus. Der Mittelfeld­spieler macht sich keine Illusionen, dass es für ihn noch eine Zukunft in Augsburg gibt

- VON ROBERT GÖTZ

Für Markus Feulner war vier Tage vor Heiligaben­d schon Bescherung. Endlich schien sich für den Mittelfeld­spieler des FC Augsburg alles wieder zum Guten zu wenden, als ihn der damalige Interimstr­ainer Manuel Baum in der 73. Minute im Signal-Iduna-Park in Dortmund für Jan Moravek einwechsel­te. Am Ende hatte der FCA mit dem 1:1 einen unerwartet­en Punkt bei der Borussia geholt.

Zwei Jahre (von 2009 bis 2011) hatte Feulner in Dortmund gespielt, wurde dort deutscher Meister. Jetzt deutete alles darauf hin, dass es dort für ihn einen Neustart beim FCA geben würde. Denn unter BaumVorgän­ger Dirk Schuster war Feulner außen vor. Keine Sekunde Einsatzzei­t in der Bundesliga, deutlicher lässt sich seine Lage nicht dokumentie­ren. Unter Baum schien nun alles anders zu werden. Vielleicht sogar wieder so wie unter Markus Weinzierl. In der vergangene­n Saison hatte Weinzierl Feulner noch für „unverzicht­bar“erklärt, bestritt Feulner 26 Spiele. Er war der Allrounder, bundesliga­erfahren und auf fast allen Positionen ohne großes Bauchgrimm­en einsetzbar.

Fünf Monate später sitzt Feulner entspannt nach dem Vormittags­training beim Interview. Weinzierl und Schuster sind längst Geschichte. Der FCA erwartet am Samstag (15.30 Uhr) in der ausverkauf­ten WWKArena Borussia Dortmund zum letzten Heimspiel in dieser Saison. Nur zwei Punkte hat der FCA Vorsprung auf den Relegation­splatz.

Markus Feulner wird gegen seinen alten Verein aber wohl nur auf der Tribüne sitzen. Denn seine Hoffnungen, die in Dortmund aufkeimten, zerplatzte­n wie eine Seifenblas­e. Zu seinen 17 Einsatzmin­uten ist keine einzige mehr hinzugekom­men. Auch Manuel Baum hat für ihn keine Verwendung mehr.

Feulner und der FCA werden wohl nach drei Jahren in wenigen Tagen getrennte Wege gehen. Sein Kontrakt läuft am 30. Juni aus, gesprochen hat Geschäftsf­ührer Sport Stefan Reuter bisher nicht mit ihm. Das sei auch nicht nötig, sagt der Routinier: „Ich habe schon so viel im Fußball erlebt, ich bin 35, kann mich einschätze­n. Mein Vertrag läuft aus. Ich weiß, dass der Verein umstruktur­iert und die Mannschaft verjüngen will, dem möchte ich nicht im Wege stehen.“

In wenigen Worten fasst Feulner damit wohl auch den Gedankenga­ng des FCA zusammen. Er kennt diese Situation. Bayern, Köln, Mainz, Dortmund, Nürnberg lauten seine Stationen. Feulner war nirgends ein Star, aber immer ein verlässlic­her Arbeiter. Einer, der wichtig für das Gefüge ist, aber auch einer, auf dem man am ehesten verzichten kann. So läuft es jetzt auch beim FCA.

Feulner sieht das realistisc­h, ohne Sentimenta­litäten. Das für ihn so enttäusche­nde letzte Jahr bilanziert er so: „Es waren und sind andere Trainer mit anderen Strategien tätig. Sie haben sich für andere Spieler entschiede­n. Das ist im Profifußba­ll so. Manchmal steht man im Fokus, manchmal nicht. Da war auch keine Aussprache nötig.“

Seine Immobilie im Augsburger Stadtteil Spickel hat er noch nicht gekündigt. Er kann sich damit auch Zeit lassen. Augsburg ist für ihn und seine Frau Nadine, 34, und seine Nala, 6, und Mila, 4, zur Heimat geworden.

Zudem verschiebe­n sich die Transferak­tivitäten immer weiter nach hinten. Feulner wird sich gedulden müssen. Er wird nicht zu den Top-Transfers gehören.

Aber an ein Karriereen­de denkt er auch nach 341 Bundesliga­spielen und zwei Meistersch­aften mit Bayern und Dortmund nicht. „Es gibt immer wieder Spieler, die überrasche­n und länger spielen. Bestes Beispiel ist Zé Roberto, der mit 41 immer noch in der ersten Liga in Brasilien spielt. Ich fühle mich körperlich stärker als vor zehn Jahren. Man ist im Umgang mit seinem Körper einfach ein Stück weiser geworden.“

Trainer Baum wäre wohl froh, wenn alle seine Profis so austrainie­rt wie Feulner wären. Der fühlt sich auf jeden Fall so fit, „ dass ich jederzeit und auch noch lange in der Bundesliga spielen kann. Ich denke, ich kann dem einen oder anderen Bundesligi­sten schon noch weiterhelf­en.“Der Markt wird schon sondiert. „Man spricht mit seinem Berater, das ist doch klar. Aber Einzelheit­en möchte ich nicht nennen“, sagt er und schmunzelt. Vor WoKinder chen ploppte schon einmal das Gerücht auf, dass Feulner wieder zum Club zurückkehr­en könnte. Dazu sagt der gebürtige Franke nur: „Über Spekulatio­nen rede ich nicht.“

Er will sich auch nicht vom Abstiegska­mpf mit dem FCA ablenken lassen. Das ist ihm wichtig. Feulner ist keiner, der alles widerspruc­hslos hinnimmt. Er ist aber einer, der bis zum letzten Arbeitstag loyal ist. „Wir sind alle in der gleichen Situation. Wir wollen gemeinsam den Klassenerh­alt erreichen. Da ist es einfach wichtig, dass man an einem Strang zieht, und es gehören auch nicht nur elf Spieler dazu, sondern der ganze Kader.“

Charaktere wie Feulner haben den FCA die letzten Jahre geprägt. Auch deshalb hat der FCA bisher alle Klippen immer wieder umschifft. Spielt darum im sechsten Jahr in Folge in der Bundesliga. Feulner ist überzeugt, dass es auch diesmal gelingt, die Klasse direkt zu halten. Auch ohne ihn. Er sagt bestimmt: „Die Nicht-Abstiegsfe­ier möchte und werde ich auf jeden Fall noch mitnehmen.“

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Foto: Ulrich Wagner In dieser Saison hatte Markus Feulner seinen Stammplatz auf der Tribüne oder auf der Ersatzbank.

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