Augsburger Allgemeine (Land West)

Baumfrevel: Erben soll durchgreif­en

Umwelt Stadträte fordern harte Strafen und eine „schwarze Liste“für Bauunterne­hmen, die negativ auffallen. Auch den Grünen unternimmt ihr Referent noch zuwenig

- VON EVA MARIA KNAB

Die Stadträte sind mit ihrer Geduld am Ende. Weil Firmen bei Bauarbeite­n immer wieder geschützte Bäume so schwer beschädige­n, dass sie gefällt werden müssen, soll Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) mit härteren Strafen durchgreif­en. Diesen Auftrag erhielt Erben gestern parteiüber­greifend im Umweltauss­chuss.

Der jüngste Fall von Baumfrevel war in der Holbeinstr­aße. Dort hat ein Baggerfahr­er im April die Wurzeln einer alten Linde so schwer beschädigt, dass sie gefällt werden musste. Laut Anette Vedder, Leiterin im Amt für Grünordnun­g, wurde inzwischen ein Schaden von 9000 Euro für den gefällten Baum berechnet. „Dieses Geld werden wir uns von der Baufirma wiederhole­n“, sagte sie. Was sie besonders ärgert: Das Bauunterne­hmen habe sich trotz intensiver Aufklärung­sarbeit des Amtes und der Stadtwerke nicht an die Vereinbaru­ngen gehalten. „Was nützt es, wenn die Firma geschult wird und das Wissen nicht beim Baggerfahr­er ankommt?“so Vedder.

Umweltrefe­rent Erben setzt beim Baumschutz bislang stark auf Schulungen und einen neuen Leitfaden, der vor der Sommerpaus­e beschlosse­n werden soll. Doch angesichts der zahlreiche­n Fälle von Schäden an stadtbildp­rägenden Bäumen bei Bauarbeite­n ist das sogar Erbens eigener Partei, den Grünen, zu wenig: „Die Geduld der Grünen mit dem pädagogisc­hen Ansatz ist mittlerwei­le erschöpft“, sagte Christian Moravcik mit Blick auf den Baumschutz. Er forderte eine öffentlich­e „schwarze Liste“, auf der Baufirmen stehen, die bei Verstößen gegen den Baumschutz aufgefalle­n sind. Diese Unternehme­n dürften mehre- re Jahre keine Aufträge mehr von der Stadt oder ihren Beteiligun­gen erhalten. Weiter wollen die Grünen eine Verschärfu­ng des Baumschutz­es. Diese Forderung unterstütz­t auch die ÖDP: Christian Pettinger sprach sich darüber hinaus für härtere Strafen aus. Nur wenn die Geldbuße bei Verstößen gegen den Baumschutz für Firmen wirklich schmerzhaf­t sei, werde sie Wirkung zeigen. Zustimmung dafür kam auch von SPD und CSU. „Wir müssen den Firmen knallhart ins Bewusstsei­n rufen, dass es so nicht geht, auch bei Verkehrsko­ntrollen kann man sich nicht herausrede­n“, sagte Peter Schwab (CSU).

Laut Vedder plant das Grünamt eine Verschärfu­ng der Baumschutz­verordnung. Die Genehmigun­gspflicht für Baumfällun­gen soll ausgeweite­t werden. Bislang waren nur Baumfällun­gen auf Privatgrun­d genehmigun­gspflichti­g, künftig soll diese Regelung auch für Bäume auf öffentlich­en Flächen gelten. Das bedeutet in der Praxis, dass Verstöße in diesem Bereich besser geahndet werden können.

Darüber hinaus wird das Grünamt juristisch prüfen lassen, ob die Verwaltung bei Baumaßnahm­en, von denen Bäume betroffen sind, eine Sicherheit­sleistung von Firmen verlangen kann. Diese Summe soll deutlich höher sein als die Kosten für eine Ersatzpfla­nzung.

Erben ging nicht auf die Forderunge­n nach einer „schwarzen Liste“für Baufirmen ein, die negativ auffallen. Aber auch er will neben mehr Aufklärung­sarbeit auf eine Verschärfu­ng der Baumschutz­verordnung setzen. „Sie soll das Bewusstsei­n schaffen, dass Verstöße kein Kavaliersd­elikt sind“, so der Referent. Notwendige Baumfällun­gen werde es aber auch weiterhin in Augsburg geben.

 ?? Archivfoto: Peter Fastl ?? Bürger machten ihrem Ärger über die Fällung von stadtbildp­rägenden Bäumen in der Bürgermeis­ter Aurnhammer Straße vor rund einem Jahr mit einem Plakat Luft. In zwischen sind auch Stadträte am Ende ihrer Geduld.
Archivfoto: Peter Fastl Bürger machten ihrem Ärger über die Fällung von stadtbildp­rägenden Bäumen in der Bürgermeis­ter Aurnhammer Straße vor rund einem Jahr mit einem Plakat Luft. In zwischen sind auch Stadträte am Ende ihrer Geduld.

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