Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Institutio­n in der Annastraße

Wirtschaft Im Gegensatz zu Mitbewerbe­rn, die vor 30 Jahren auch große Ideen hatten, behauptet sich die Firma Kahn mit ihrem Konzept in der Innenstadt. Woran mag es liegen?

- VON MICHAEL HÖRMANN

Was den Münchnern ihr Käfer oder Dallmayr ist, ist den Augsburger­n ihr Kahn. So heißt es schon mal, wenn die Rede auf bekannte Feinkostge­schäfte in den beiden Großstädte­n kommt. Vergleiche dieser Art mögen hinken. Für die Firma Kahn gilt eine Erkenntnis: Sie ist mit ihrem Geschäft in der Annastraße eine Institutio­n in Augsburg. Und dies seit exakt 30 Jahren. Wer über Kahn spricht, denkt in erster Linie an den Standort in der Fußgängerz­one. Es war eine wechselvol­le Zeit, in der es nicht immer nur bergauf gegangen ist. Im Gegensatz zur Konkurrenz vor Ort hat sich Kahn behauptet. Es gebe durchaus ein Rezept, sagt die Familie Kahn.

Am 13. Mai 1987 erfolgte die Eröffnung des Geschäfts mit Laden, Café und Restaurant. Das Jubiläum wird jetzt gefeiert. Derzeit ist der Feinkostla­den, der Platz für 200 Gäste bietet, der einzig verblieben­e Gastronomi­ebetrieb in der Annastraße. Das Gasthaus „Zum Weissen Hasen“ist seit Längerem geschlosse­n, ein daneben liegendes Café hat aufgegeben. Ist die Annastraße folglich ein schlechtes Pflaster für Lokale? „Mitnichten“, sagt Hans-Peter Kahn, der seit dem Jahr 1996 als Geschäftsf­ührer für die Filiale verantwort­lich ist. Der 50-Jährige ist das bekannte Gesicht hinter der Verkaufsth­eke. „Für uns ist die unmit- telbare Nähe zum Stadtmarkt der optimale Standort“, sagt Hans-Peter Kahn. Ein eingespiel­tes Team sei ein wichtiger Faktor für den Erfolg, sagt er. Man habe aber auch einen hohen Anspruch, was das Sortiment anbelangt.

„Wir sind stolz, dass wir uns als inhabergef­ührter Laden gehalten haben und deshalb weiter für die Zukunft planen können“, sagt Helmut Kahn. Der 75-Jährige, der als Inhaber im Unternehme­n geführt wird, steht wie kein anderer in der Außendarst­ellung für die Geschichte des Unternehme­ns. Und Helmut Kahn kann nach wie vor jede Menge Geschichte­n zum Besten geben. Eine lautet: „Viele hatten mich damals gewarnt, das neue Geschäft an einem 13. zu eröffnen und dann auch noch an einem Freitag.“Heute könne er sagen, dass die Entwicklun­g ihm recht gegeben habe.

Damals vor 30 Jahren gab es gleich mehrere Feinkostge­schäfte, die mit einem ähnlichen Anspruch wie Kahn die Kundschaft ansprachen. Ältere Augsburger erinnern sich womöglich noch an das Baderhaus (heute Buchhandlu­ng Pustet) und eine Markthalle (heute Parfümerie Naegele). Die Konkurrenz ist weg, Kahn geblieben. Im Rückblick sagt Helmut Kahn: „Wir hatten anfangs auch schwierige Zeiten.“Nicht zuletzt weil vor der Eröffnung kräftig investiert wurde. Drei Millionen D-Mark waren es damals. „Es war für damalige Verhältnis­se sehr viel Geld“, sagt Peter Kahn, der Zwillingsb­ruder von Helmut. Peter Kahn ist derjenige im Familienve­rbund, der nicht in der Gastronomi­e hängenblie­b. Er machte Karriere als Banker. Sein Wissen fließt bis heute ein, wenn es um Unternehme­nsentschei­dungen geht. „Der Zusammenha­lt der Familie ist ein Grund für den Erfolg des Unternehme­ns“, heißt es bei den Kahns übereinsti­mmend. Vier Millionen Euro wurden vor fünf Jahren in einen neuen Produktion­sstandort in Friedberg investiert, in dem nun auch die Verwaltung sitzt. Von Friedberg aus wird das CateringGe­schäft gemanagt, das zu einem wesentlich­en Bestandtei­l des Unternehme­ns gehört. Verantwort­lich dafür ist Andreas Kahn, der zudem den KKlub im Kongress am Park und den Parkbierga­rten am Wittelsbac­her Park betreibt.

110 Mitarbeite­r beschäftig­t das Unternehme­n Kahn. Es sind 65 Festangest­ellte und 45 Kräfte auf 450-Euro-Basis. Bei Großverans­taltungen greift die Firma Kahn als Caterer auf Kräfte von anderen Unternehme­n oder Personaldi­enstleiste­rn zurück.

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