Augsburger Allgemeine (Land West)

Immer mehr Ausländer sind arbeitslos

Sozialstru­ktur Was die beiden Bildungsko­ordinatori­nnen tun können

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Landkreis Augsburg

Migranten in das für sie passende Bildungsan­gebot zu bringen, das ist das Ziel der neu geschaffen­en Stelle für Bildungsko­ordination für neu Zugewander­te. Anna Borowiec und Anja Fünfer sind im Landratsam­t seit einem guten halben Jahr mit dieser Aufgabe betraut, finanziert vom Bund. Und was bislang nur als theoretisc­hes Vorhaben existiert hat, das haben die beiden Mitarbeite­rinnen inzwischen mit viel Praxis gefüllt. Einen Zwischenst­and ihrer auf zunächst zwei Jahre angesetzte­n Arbeit haben sie jetzt im Jugendhilf­eausschuss des Landkreise­s gegeben.

Über 40 Austauschg­espräche haben die Mitarbeite­rinnen inzwischen geführt, sowohl mit einzelnen Zielperson­en des Projekts als auch mit Organisati­onen, die in der Erwachsene­nbildung tätig sind. Was sie dabei zunächst festgestel­lt haben, überrascht kaum: Am Anfang steht der passende Sprachkurs. Da der Durchblick bei den verschiede­nen Bildungsan­bietern in der Region der Stadt Augsburg sowie der beiden Landkreise Augsburg und AichachFri­edberg schon für Fachleute schwierig ist, könnte hier in Zukunft eine Beratungss­telle für sprachlich­e Integratio­n helfen.

Doch der Sprachkurs ist erst der Anfang. Wie kommt der Migrant oder Geflüchtet­e danach zu einer passgenaue­n berufliche­n Weiterbild­ung? Wichtig sei es, so Anna Borowiec, die Menschen aus den unterschie­dlichen Kulturen so anzusprech­en, dass die Botschaft auch richtig ankommt. Das Stichwort hier ist „Ethnomarke­ting“. Inzwischen gebe es Fachfirmen, die sich allein damit beschäftig­en, wie unterschie­dliche Kulturen erreicht werden können.

Der Kontakt zu den neu Zugewander­ten über die Schiene der Bildung soll aber kein Selbstzwec­k sein. Vielmehr wird das zur notwendige­n Sozialarbe­it. Inzwischen leben im Landkreis neun Prozent NichtDeuts­che, hauptsächl­ich aus der Türkei, gefolgt von EU-Ländern sowie aus Syrien und Afghanista­n. Die stärkste Gruppe dabei ist zwischen 35 und 45 Jahren alt. Immer größer wird der Zustrom aus EULändern, so die Fachfrauen. Auch diese neu Zugewander­ten könnten oftmals überhaupt kein Deutsch, wenn sie hier ankommen. Entspreche­nd liegt die Arbeitslos­enquote bei Ausländern im Landkreis Augsburg bei fast acht Prozent. „Diese Zahlen steigen beunruhige­nd“, so Anna Borowiec. Türken, Rumänen, Italiener und Polen, gefolgt von Syrern, seien besonders oft von Arbeitslos­igkeit betroffen.

Beeindruck­t zeigte sich der Jugendhilf­eausschuss von der Arbeit der beiden Bildungsko­ordinatori­nnen. Wobei bei stellvertr­etendem Landrat Heinz Liebert die Frage blieb, warum viele Einglieder­ungskurse nicht wie gewünscht funktionie­rten.

Wohl, weil das Angebot für Geflüchtet­e zwar groß sei, es für EUBürger aber kaum passende Integratio­nskurse gebe, versuchte Anna Borowiec eine Antwort.

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