Augsburger Allgemeine (Land West)
Und ewig lauert der Borkenkäfer
Natur Waldbesitzer im Landkreis müssen auf der Hut sein. Die Schädlinge schwärmen aus. Aber wie viele sind es?
Landkreis Augsburg
Langsam wird er munter. Das macht Förstern und Waldbesitzern Angst. Buchdrucker, Kupferstecher und Co. schwärmen aus und könnten den üppigen Wäldern im Landkreis schwer zusetzen. Der Grund: Im vergangenen Jahr hatten sich die Borkenkäfer fleißig vermehrt. Jetzt ist höchste Wachsamkeit angesagt. „Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagt Jürgen Kircher von der Forstverwaltung mit Unterer Jagdbehörde Augsburg, die in den Revieren Mittelneufnach und Diedorf etwa 2300 Hektar betreut. Die Flächen werden nächste Woche verstärkt kontrolliert.
„Eine Kalamität ist ruckzuck da“, warnt Alois Auer von der Forstbetriebsgemeinschaft Schwabmünchen, zu der 280 Mitglieder mit einer Waldfläche von rund 5500 Hektar gehören. Gemeint ist damit die explosionsartige Vermehrung, die dann zu einem großflächigen Waldsterben führen kann. So passiert’s: Um ihre Eier ablegen zu können, bohren die Käfer Gänge in die Rinde oder ins Holz. Die Larven ernähren sich von den saftführenden Schichten, was die Bäume zunehmend schwächt. Am Ende sterben sie ab. Erschwerend kommt hinzu: Im Winter gab es zu wenig Schnee und damit Wasser. Viele Bäume hatten buchstäblich Stress.
Nicht zu vergessen die dritte Käfergeneration, die im vergangenen Sommer ausgebildet worden war. Mancherorts sind laut Landwirtschaftsministerium im Jahr 2016 drei vollständige Käfergenerationen ausgeflogen. Das bestätigt Hubert Droste, der den Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten in Zusmarshausen leitet. Er sagt: „Das Vorjahr war für die Käfer nicht schlecht.“Mehr Käfer als sonst üblich konnten im Boden und in befallenen Fichten überwintern. An Ostern habe es laut Droste den ersten leichten Flug der Käfer gegeben. Dann meldete sich der Winter zurück: Schnee und Frost bremsten die Käfer aus, was den Waldbesitzern in die Karten spielte. „Wir
dürfen deshalb aber nicht blauäugig sein“, meint Alois Auer. Kontrolle sei jetzt wichtiger denn je. Droste verdeutlicht die angespannte Situation: „Wir müssen auf der Hut sein.“Alle Befallsstellen des vergan-
genen Jahres sollen untersucht werden. Kennzeichen für einen Befall ist zum einen das Harz: Jeder Baum versucht sich damit zu schützen. Ist es dem Käfer gelungen, sich tiefer einzubohren, dann verrät ihn das
Bohrmehl. Das sammelt sich meistens am Stamm, in Rindenschuppen, Spinnweben und auf der Bodenvegetation. Im schlimmsten Fall verfärbt sich die Baumkrone und die Nadeln fallen ab.
Waldbesitzern bleibt bei einem Befall nur eines: Betroffene Bäume müssen schnellstens raus aus dem Wald. „Mit Bedacht, aber trotzdem konsequent“, beschreibt Hubert Droste die Vorgehensweise. Alle betroffenen Bäume müssten rasch entrindet oder mindestens 500 Meter vom Wald entfernt gelagert werden. Baumkronen sollten laut Hinweisen der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft gehäckselt werden, um den Käfern keine Brutstätte zu bieten. Auf diese Weise hofft das Landwirtschaftsministerium, eine weitere Massenvermehrung und die daraus resultierenden großflächigen Schäden zu verhindern.