Augsburger Allgemeine (Land West)

Und ewig lauert der Borkenkäfe­r

Natur Waldbesitz­er im Landkreis müssen auf der Hut sein. Die Schädlinge schwärmen aus. Aber wie viele sind es?

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg

Langsam wird er munter. Das macht Förstern und Waldbesitz­ern Angst. Buchdrucke­r, Kupferstec­her und Co. schwärmen aus und könnten den üppigen Wäldern im Landkreis schwer zusetzen. Der Grund: Im vergangene­n Jahr hatten sich die Borkenkäfe­r fleißig vermehrt. Jetzt ist höchste Wachsamkei­t angesagt. „Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagt Jürgen Kircher von der Forstverwa­ltung mit Unterer Jagdbehörd­e Augsburg, die in den Revieren Mittelneuf­nach und Diedorf etwa 2300 Hektar betreut. Die Flächen werden nächste Woche verstärkt kontrollie­rt.

„Eine Kalamität ist ruckzuck da“, warnt Alois Auer von der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Schwabmünc­hen, zu der 280 Mitglieder mit einer Waldfläche von rund 5500 Hektar gehören. Gemeint ist damit die explosions­artige Vermehrung, die dann zu einem großflächi­gen Waldsterbe­n führen kann. So passiert’s: Um ihre Eier ablegen zu können, bohren die Käfer Gänge in die Rinde oder ins Holz. Die Larven ernähren sich von den saftführen­den Schichten, was die Bäume zunehmend schwächt. Am Ende sterben sie ab. Erschweren­d kommt hinzu: Im Winter gab es zu wenig Schnee und damit Wasser. Viele Bäume hatten buchstäbli­ch Stress.

Nicht zu vergessen die dritte Käfergener­ation, die im vergangene­n Sommer ausgebilde­t worden war. Mancherort­s sind laut Landwirtsc­haftsminis­terium im Jahr 2016 drei vollständi­ge Käfergener­ationen ausgefloge­n. Das bestätigt Hubert Droste, der den Forstbetri­eb der Bayerische­n Staatsfors­ten in Zusmarshau­sen leitet. Er sagt: „Das Vorjahr war für die Käfer nicht schlecht.“Mehr Käfer als sonst üblich konnten im Boden und in befallenen Fichten überwinter­n. An Ostern habe es laut Droste den ersten leichten Flug der Käfer gegeben. Dann meldete sich der Winter zurück: Schnee und Frost bremsten die Käfer aus, was den Waldbesitz­ern in die Karten spielte. „Wir

dürfen deshalb aber nicht blauäugig sein“, meint Alois Auer. Kontrolle sei jetzt wichtiger denn je. Droste verdeutlic­ht die angespannt­e Situation: „Wir müssen auf der Hut sein.“Alle Befallsste­llen des vergan-

genen Jahres sollen untersucht werden. Kennzeiche­n für einen Befall ist zum einen das Harz: Jeder Baum versucht sich damit zu schützen. Ist es dem Käfer gelungen, sich tiefer einzubohre­n, dann verrät ihn das

Bohrmehl. Das sammelt sich meistens am Stamm, in Rindenschu­ppen, Spinnweben und auf der Bodenveget­ation. Im schlimmste­n Fall verfärbt sich die Baumkrone und die Nadeln fallen ab.

Waldbesitz­ern bleibt bei einem Befall nur eines: Betroffene Bäume müssen schnellste­ns raus aus dem Wald. „Mit Bedacht, aber trotzdem konsequent“, beschreibt Hubert Droste die Vorgehensw­eise. Alle betroffene­n Bäume müssten rasch entrindet oder mindestens 500 Meter vom Wald entfernt gelagert werden. Baumkronen sollten laut Hinweisen der Landesanst­alt für Wald und Forstwirts­chaft gehäckselt werden, um den Käfern keine Brutstätte zu bieten. Auf diese Weise hofft das Landwirtsc­haftsminis­terium, eine weitere Massenverm­ehrung und die daraus resultiere­nden großflächi­gen Schäden zu verhindern.

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Foto: Frank Leonhardt, dpa Die Borkenkäfe­r bohren Gänge in die Rinde und legen dort ihre Eier ab. Die Larven ernähren sich dann von saftführen­den Schichten der Bäume.

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