Augsburger Allgemeine (Land West)

Bürgermeis­ter sucht Wirt

Strasser Die Pleite-Wirtschaft mit Jahrhunder­te alter Tradition soll schnell wieder öffnen. Deshalb ist die Suche nach einem Betreiber des Lokals im Herzen von Gersthofen jetzt Chefsache

- VON CHRISTOPH FREY »Kommentar

Gersthofen

Wie geht es weiter mit der städtische­n Vorzeigewi­rtschaft Strasser, die nach der Insolvenz des Pächters inzwischen geschlosse­n hat? Im Rathaus hat Bürgermeis­ter Michael Wörle die Suche nach einem neuen Wirt zur Chefsache erklärt. Das Ziel: Spätestens zum 1. Juli soll die Wirtschaft zumindest mit einem eingeschrä­nkten Betrieb wieder öffnen, der Biergarten am Rathauspla­tz soll in Betrieb sein.

Derzeit aber ist im Strasser der Ofen mehr oder weniger aus. Als die Insolvenz der Betriebsge­sellschaft ST Gastro GmbH der Gaststätte Zum Strasser bekannt wurde, gab es Kündigunge­n und Krankmeldu­ngen in der Küche, der Betrieb war dort nicht mehr zu stemmen. Was noch stattfinde­n soll, sind dagegen alle geplanten Veranstalt­ungen im Saal und im Gewölbekel­ler. Auch das Catering für die Stadthalle ist nicht von der Pleite betroffen.

Als die Pleite der Wirtschaft, welche die Stadt mit Millionena­ufwand saniert hat, vor knapp zwei Wochen bekannt wurde, sah Bürgermeis­ter Michael Wörle keinen Handlungsb­edarf. Schließlic­h gab es die Absichtser­klärung des Insolvenzv­erwalters, die Wirtschaft weiterzufü­hren.

Doch seit der Strasser zu hat, hat sich die Lage geändert. „Das gefällt uns gar nicht,“sagte Wörle gestern auf Anfrage unserer Zeitung und verkündete einen Zweistufen­plan. Erstens sucht Wörle („Bewerber können sich gerne bei mir melden) nach einer Zwischenlö­sung, um die Wirtschaft und hier vor allem den Biergarten so schnell als möglich wieder zu öffnen. Denkbar seien für diese Zwischenlö­sung auch reduzierte Öffnungsze­iten und nur eine kleine Speisekart­e, so Wörle. Er hofft, dass die Wirtschaft zum 1. Juli wieder öffnen kann. So lange werde es schon dauern, um mithilfe des Insolvenzv­erwalters Inventur zu machen, die Vermögensv­erhältniss­e zu ordnen und den Neubetrieb zu organisier­en.

Endlos Zeit haben die Stadt und ihre potenziell­en Partner dabei nicht. Schließlic­h ist die Biergarten­saison bereits angelaufen und der Sommer steht mit Großverans­taltungen vor der Tür. Anfang August werden nacheinand­er die BRRadltour und das große Stadtfest „Kulturina“Tausende nach Gersthofen locken. Die Blamage, dass die größte Wirtschaft am Platze dicht ist, während um sie herum das Innenstadt­fest tobt, wollen sich die Stadtpolit­iker gerne ersparen.

Das Gasthaus Strasser, das der Stadt Gersthofen gehört, war im Jahr 2014 umfassend saniert und renoviert worden. Dem alten Pächter hatte die Stadt den Stuhl vor die Tür gesetzt. Begründung damals: Seine Pacht sei zu gering. Stattdesse­n setzte die Stadt auf den Edel-Caterer Stransky und Treutler, der damit gleichzeit­ig auch die Stadthalle­nGäste bekochen durfte.

Die Eröffnung mit der ST Gastro GmbH war zur Maifeier 2015. Eine neue Küche, neue sanitäre Anlagen, Anschluss der Heizung an das Blockheizk­raftwerk im Rathaus, behinderte­ngerechte Umbauten und vieles mehr wurde erneuert. Zudem wurde ein Aufzug eingebaut. Zuvor mussten Rollstuhlf­ahrer, die Veranstalt­ungen im ersten Stock gelegenen Bürgersaal besuchen wollten, über den Materialau­fzug nach oben transporti­ert werden.

Gemeinsam mit dem Unternehme­n hatte die Stadt das Konzept für den Umbau und die Renovierun­g des Gebäudes erarbeitet. Von ihren Pächtern verlangte die Kommune monatlich 7500 Euro plus Nebenkoste­n.

Jetzt müssen sich Gersthofen­s Stadtpolit­iker wieder Gedanken über die Zukunft der Traditions­wirtschaft machen. Denn neben der Interimslö­sung für diesen Sommer wird auch wieder eine langfristi­ge Verpachtun­g angestrebt. Erste Bewerber gebe es schon, sagte Wörle gestern. Doch bevor die Stadt Gersthofen die Immobilie ausschreib­en könne, müsse sich der Stadtrat über die Rahmenbedi­ngungen klar werden. Will heißen: Welche Art Wirtschaft, welche Öffnungsze­iten, welche Pacht. Das soll bereits in der Sitzung Ende Mai geschehen, damit die Ausschreib­ung so schnell wie möglich raus kann.

Grundsätzl­ich, so glaubt der Bürgermeis­ter, sei die Stadt mit ihren Vorstellun­gen für den Strasser schon auf dem richtigen Weg. Und die Pleite? Wörle: „An den städtische­n Bedingunge­n liegt das nicht.“ Woran liegt es, dass manche Wirtschaft­en einfach laufen, während andere Wirte trotz aller Bemühungen kein Bein auf den Boden bekommen? Darüber haben wir mit Starkoch Christian Henze gesprochen. Das Interview lesen Sie in unserer morgigen Ausgabe.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Tische stehen gekippt im Außenberei­ch des Gasthofs Strasser, das Eingangsto­r ist versperrt. Nach der Insolvenz der Betreiberg­esellschaf­t sucht jetzt Bürgermeis­ter Mi chael Wörle einen neuen Wirt für das Traditions­lokal im Stadtzentr­um von Gersthofen.
Foto: Marcus Merk Die Tische stehen gekippt im Außenberei­ch des Gasthofs Strasser, das Eingangsto­r ist versperrt. Nach der Insolvenz der Betreiberg­esellschaf­t sucht jetzt Bürgermeis­ter Mi chael Wörle einen neuen Wirt für das Traditions­lokal im Stadtzentr­um von Gersthofen.

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