Augsburger Allgemeine (Land West)
Bürgermeister sucht Wirt
Strasser Die Pleite-Wirtschaft mit Jahrhunderte alter Tradition soll schnell wieder öffnen. Deshalb ist die Suche nach einem Betreiber des Lokals im Herzen von Gersthofen jetzt Chefsache
Gersthofen
Wie geht es weiter mit der städtischen Vorzeigewirtschaft Strasser, die nach der Insolvenz des Pächters inzwischen geschlossen hat? Im Rathaus hat Bürgermeister Michael Wörle die Suche nach einem neuen Wirt zur Chefsache erklärt. Das Ziel: Spätestens zum 1. Juli soll die Wirtschaft zumindest mit einem eingeschränkten Betrieb wieder öffnen, der Biergarten am Rathausplatz soll in Betrieb sein.
Derzeit aber ist im Strasser der Ofen mehr oder weniger aus. Als die Insolvenz der Betriebsgesellschaft ST Gastro GmbH der Gaststätte Zum Strasser bekannt wurde, gab es Kündigungen und Krankmeldungen in der Küche, der Betrieb war dort nicht mehr zu stemmen. Was noch stattfinden soll, sind dagegen alle geplanten Veranstaltungen im Saal und im Gewölbekeller. Auch das Catering für die Stadthalle ist nicht von der Pleite betroffen.
Als die Pleite der Wirtschaft, welche die Stadt mit Millionenaufwand saniert hat, vor knapp zwei Wochen bekannt wurde, sah Bürgermeister Michael Wörle keinen Handlungsbedarf. Schließlich gab es die Absichtserklärung des Insolvenzverwalters, die Wirtschaft weiterzuführen.
Doch seit der Strasser zu hat, hat sich die Lage geändert. „Das gefällt uns gar nicht,“sagte Wörle gestern auf Anfrage unserer Zeitung und verkündete einen Zweistufenplan. Erstens sucht Wörle („Bewerber können sich gerne bei mir melden) nach einer Zwischenlösung, um die Wirtschaft und hier vor allem den Biergarten so schnell als möglich wieder zu öffnen. Denkbar seien für diese Zwischenlösung auch reduzierte Öffnungszeiten und nur eine kleine Speisekarte, so Wörle. Er hofft, dass die Wirtschaft zum 1. Juli wieder öffnen kann. So lange werde es schon dauern, um mithilfe des Insolvenzverwalters Inventur zu machen, die Vermögensverhältnisse zu ordnen und den Neubetrieb zu organisieren.
Endlos Zeit haben die Stadt und ihre potenziellen Partner dabei nicht. Schließlich ist die Biergartensaison bereits angelaufen und der Sommer steht mit Großveranstaltungen vor der Tür. Anfang August werden nacheinander die BRRadltour und das große Stadtfest „Kulturina“Tausende nach Gersthofen locken. Die Blamage, dass die größte Wirtschaft am Platze dicht ist, während um sie herum das Innenstadtfest tobt, wollen sich die Stadtpolitiker gerne ersparen.
Das Gasthaus Strasser, das der Stadt Gersthofen gehört, war im Jahr 2014 umfassend saniert und renoviert worden. Dem alten Pächter hatte die Stadt den Stuhl vor die Tür gesetzt. Begründung damals: Seine Pacht sei zu gering. Stattdessen setzte die Stadt auf den Edel-Caterer Stransky und Treutler, der damit gleichzeitig auch die StadthallenGäste bekochen durfte.
Die Eröffnung mit der ST Gastro GmbH war zur Maifeier 2015. Eine neue Küche, neue sanitäre Anlagen, Anschluss der Heizung an das Blockheizkraftwerk im Rathaus, behindertengerechte Umbauten und vieles mehr wurde erneuert. Zudem wurde ein Aufzug eingebaut. Zuvor mussten Rollstuhlfahrer, die Veranstaltungen im ersten Stock gelegenen Bürgersaal besuchen wollten, über den Materialaufzug nach oben transportiert werden.
Gemeinsam mit dem Unternehmen hatte die Stadt das Konzept für den Umbau und die Renovierung des Gebäudes erarbeitet. Von ihren Pächtern verlangte die Kommune monatlich 7500 Euro plus Nebenkosten.
Jetzt müssen sich Gersthofens Stadtpolitiker wieder Gedanken über die Zukunft der Traditionswirtschaft machen. Denn neben der Interimslösung für diesen Sommer wird auch wieder eine langfristige Verpachtung angestrebt. Erste Bewerber gebe es schon, sagte Wörle gestern. Doch bevor die Stadt Gersthofen die Immobilie ausschreiben könne, müsse sich der Stadtrat über die Rahmenbedingungen klar werden. Will heißen: Welche Art Wirtschaft, welche Öffnungszeiten, welche Pacht. Das soll bereits in der Sitzung Ende Mai geschehen, damit die Ausschreibung so schnell wie möglich raus kann.
Grundsätzlich, so glaubt der Bürgermeister, sei die Stadt mit ihren Vorstellungen für den Strasser schon auf dem richtigen Weg. Und die Pleite? Wörle: „An den städtischen Bedingungen liegt das nicht.“ Woran liegt es, dass manche Wirtschaften einfach laufen, während andere Wirte trotz aller Bemühungen kein Bein auf den Boden bekommen? Darüber haben wir mit Starkoch Christian Henze gesprochen. Das Interview lesen Sie in unserer morgigen Ausgabe.