Augsburger Allgemeine (Land West)

Keramik und Kultur aus fremden Ländern

Bildende Kunst Rita Maria Mayer aus Walkertsho­fen sammelt Anregungen auf ihren Reisen rund um die Welt

- VON KARIN MARZ

Walkertsho­fen

Wer das Haus von Rita Maria Mayer in Walkertsho­fen betritt, dem fallen sofort die vielen Skulpturen auf, die in jeder Ecke zu finden sind. Denn das Haus „Alter Löwe“– eine ehemalige Gaststätte – ist für die 72-Jährige seit 30 Jahren Atelier, Seminarunt­erkunft und Wohnraum zugleich.

Nachdem sie ihren Lehrerberu­f als Kunsterzie­herin Anfang der 90er-Jahre aufgegeben hatte, widmete sie sich ganz der Keramik und der Kunst. Sie ist seither als Künstlerin sowie als Dozentin in der Lehrerund Erwachsene­nbildung tätig und gibt in ihrem Haus in Walkertsho­fen Seminare in Töpfern, Bildhauere­i und interkultu­rellem Lernen. Organisier­t werden die Kurse durch das gemeinnütz­ige Mittelschw­äbische Bildungswe­rk sowie die Akademie „Europa in einer Welt“für Kunst und Kultur.

Obwohl oder vielleicht gerade weil Walkertsho­fen abgeschied­en inmitten der Stauden liegt, so erzählt Mayer begeistert, haben ihre Seminare immer einen regen Zulauf. Denn das Besondere an ihrer Arbeit ist, dass sie nicht nur gewöhnlich­e Töpferkurs­e bietet, sondern vielmehr auf die Handwerksk­unst aus verschiede­nen Ländern und Zeitepoche­n eingeht. So geht es in ihren Kursen beispielsw­eise um „Kultur und Keramik der Etrusker“oder „Töpfertrad­itionen aus Myanmar“.

Ihr Wissen bezieht die Künstlerin vor allem aus zahlreiche­n Reisen rund um die Welt. So besuchte sie verschiede­ne Länder in Afrika, Asien, Süd- und Mittelamer­ika, um vor allem eines kennenzule­rnen: die Kultur und Geschichte des Landes. „Mir ist es immer wichtig zu sehen, wie die Menschen in fremden Ländern leben, ihre Wurzeln und ihre Vergangenh­eit zu entdecken.“

Viel zu erzählen hat sie von ihren Aufenthalt­en in Afrika, wo sie beispielsw­eise in Ghana mehrere Wochen mit afrikanisc­hen Frauen während eines Entwicklun­gshilfepro­jekts zusammenge­lebt hat. Sie habe von den Frauen Töpfertech­niken und ihre Lebensbedi­ngungen kennengele­rnt und diese bekamen dafür Kurse in Alphabetis­ierung und Hygiene.

Heute schwärmt sie: „Wenn man weit weg war und dann wieder in die Heimat zurückkomm­t, sieht man alles mit ganz anderen Augen.“Gerade von diesen Erfahrunge­n profitiert Rita Mayer und kann ihre Kenntnisse weitergebe­n. In mehr als 500 Kursen hat sie in den letzten 30 Jahren Kursteilne­hmern nicht nur bodenständ­ige Handwerksk­unst beigebrach­t und die Kreativitä­t gefördert, sondern vor allem das Verständni­s für fremde Kulturen vermittelt.

Gleichbere­chtigt neben dieser lehrenden Tätigkeit steht für Mayer die eigene künstleris­che Tätigkeit. Ebenso vor 30 Jahren fand ihre erste eigene Ausstellun­g in Augsburg statt, der sich viele weitere anschlosse­n. Auch etliche Gemeinscha­ftsund Gruppenaus­stellungen zählen dazu. Für ihre Ausstellun­gsstücke greift sie aktuelle Themen auf. Aber vor allem die Natur und menschlich­e Verhaltens­weisen, die unzähligen Begegnunge­n mit Menschen fremder Kulturen liefern ihr viele wichtige Anregungen, erzählt sie und scheint begeistert: „Wenn mich etwas bewegt, bewegt dies meine Hände. Das heißt, meine persönlich­e Betroffenh­eit, meine Gedanken, Gefühle, meine Wahrnehmun­g und Erinnerung sind der Auslöser für die Gestaltung meiner Werke. Es ist die Verarbeitu­ng meiner Erfahrunge­n und Erlebnisse, die dann Form annehmen.“

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Foto: Karin Marz Vielerlei Skulpturen stehen im Haus von Rita Maria Mayer.

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