Augsburger Allgemeine (Land West)

Trumps neue Töne über den Islam

USA Im Wahlkampf ging der Milliardär auf Konfrontat­ion zu Muslimen. Dennoch stößt der US-Präsident in Saudi-Arabien auf mehr Sympathien als anderswo. Der Mann aus dem Weißen Haus verfolgt mit seiner Nahost-Politik für sich ein großes Ziel

- VON THOMAS SEIBERT

Washington

Lächelnd, wenn auch etwas unsicher, wiegte sich Donald Trump zum Rhythmus der Trommeln und der Gesänge. Der Schwertert­anz mit dem saudischen König Salman und dutzenden Mitglieder­n des Hofes in Riad am Wochenende war für den amerikanis­chen Präsidente­n ganz offensicht­lich keine leichte Übung, und doch hatte der 70-Jährige seinen Spaß dabei. Und First Lady Melania Trump verzichtet­e wie dort schon zuvor Michelle Obama auf ein Kopftuch.

Vielleicht konnte Trump beim Tanz den Ärger um seine Regierung im fernen Washington zumindest für einige Minuten vergessen. Trump genoss den überaus freundlich­en Empfang zu Beginn seiner ersten Auslandsre­ise, bei der er sich große Ziele gesteckt hat. Mit seiner Abreise von Washington nach Riad war Trump am Freitag den wachsenden Vorwürfen an seine Regierung entflohen. Trump hatte sich das Königtum als Ziel seiner ersten Auslandsre­ise im Präsidente­namt unter anderem ausgesucht, um sein Interesse am Kampf gegen den Terrorismu­s zu unterstrei­chen. In einer Rede bei einer Konferenz mit Vertretern von rund 50 islamische­n Staaten ging Trump, der im Wahlkampf mit stark anti-islamische­n Äußerungen aufgefalle­n war, auf die islamische Welt zu.

Er bringe eine Botschaft von „Freundscha­ft, Hoffnung und Liebe“, sagte Trump. Die Ansprache war als Gegenstück zu der Islam- Rede seines Vorgängers Barack Obama aus dem Jahr gedacht. In seinen Hauptaussa­gen rückte Trump von seinen eigenen früheren populistis­chen Pauschalur­teilen („Der Islam hasst uns“) ab und bewegte sich auf die politische Mitte zu. Er sprach nicht mehr vom „radikalen Islam“, sondern vom „islamistis­chen Extremismu­s“. Womit er anders als früher zwischen der Religion selbst und Ausbeutung durch radikale Gruppen unterschie­d. „Dies ist eine Schlacht zwischen Gut und Böse“, und kein Kampf zwischen Religionen oder Zivilisati­onen, betonte der Präsident. Islamistis­che Extremiste­n seien „barbarisch­e Kriminelle“. Das Übel des Terrorismu­s könne nur gemeinsam überwunden werden. Die arabischen Staaten müssten aber sicherstel­len, „dass Terroriste­n keinen sicheren Ort auf ihrem Staatsgebi­et finden“, sagte der USPräsiden­t: „Vertreibt sie!“

Hinter dem Schwenk in Trumps Islam-Rhetorik steht Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster, der in den vergangene­n Monaten im Weißen Haus an Einfluss gewonnen hatte. Die Islam-Rede war für Trump auch deshalb wichtig, weil sie ein weiteres Ziel seiner Nahostihre­r Reise untermauer­n sollte. Der USPräsiden­t will die Araber für einen neuen Versuch gewinnen, den Friedenspr­ozess zwischen Israelis und Palästinen­sern neu zu starten. Nach seinen Vorstellun­gen sollen Araber und Israel in der gemeinsame­n Gegnerscha­ft zum schiitisch­en Iran geeint werden. Die islamische­n Staaten sollen Druck auf die Palästinen­ser machen, um neue Verhandlun­gen mit Israel zu ermögliche­n. Trump, der heute in Israel erwartet wird, sprach öfters von seinem Wunsch, als Architekt eines Nahost-Friedens in die Geschichte einzugehen.

Zuvor hatte Trump in der saudischen Hauptstadt ein neues Rüstungsab­kommen zwischen den USA und dem Königreich im Volumen von rund 110 Milliarden Dollar unterzeich­net. Insgesamt hofft Washington auf Verträge im Wert von bis zu 350 Milliarden Dollar. Hinter den Waffenlief­erungen stehen nicht nur wirtschaft­liche Interessen der USA, sondern auch das Bemühen der Trump-Regierung, den GolfAraber­n Rückendeck­ung durch Amerika zu demonstrie­ren.

Die sunnitisch­en Golf-Staaten sehen mit Sorge, dass der Iran seinen Einfluss im Syrien-Konflikt sowie im Krieg im Jemen immer weiter ausweitet. Die Haltung von Trumps Vorgänger Obama, der das Atomabkomm­en mit dem Iran durchgeset­zt hatte, war am Golf auf Enttäuschu­ng gestoßen. Trumps strikt anti-iranische Positionen werden mit Erleichter­ung aufgenomme­n. Nicht zuletzt deshalb ist Trump bei den Golf-Arabern so beliebt.

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Foto: Al Jaloud, afp Donald und Melania Trump mit König Salman: „Botschaft von Freundscha­ft, Hoffnung und Liebe“.

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