Augsburger Allgemeine (Land West)

Seehofer: Alles gut mit Merkel

CSU-Chef bemüht sich um Harmonie

- VON HENRY STERN

Schwarzenf­eld

Gerade einmal acht Monate ist es her, als sich der CSUVorstan­d schon einmal ins idyllische Schlosshot­el im oberpfälzi­schen Schwarzenf­eld zurückgezo­gen hatte. Die Stimmung zwischen CDU und CSU war damals alles andere als idyllisch – der heftige Streit um die Obergrenze für Flüchtling­e beherrscht­e die öffentlich­e Debatte.

Die CSU wolle zwar mit Angela Merkel die Bundestags­wahl gewinnen, sprach CSU-Chef Horst Seehofer also mit grimmiger Miene in die Kameras. Vor allem aber wolle man gewinnen: „Und das Zweite ist das Wichtigste.“Eine unverhohle­ne Drohung an die Adresse der Kanzlerin – von der am gleichen Ort im Frühsommer 2017 absolut nichts mehr übrig ist. Im Gegenteil: Nach mehr als 13 Stunden interner Wahlkampf-Vorbereitu­ng gerät Seehofer vor Journalist­en regelrecht ins Schwärmen über Merkel: In einer unsicheren Welt stehe die Kanzlerin für „Autorität und Vertrauen“, lobt er. Und: „Die Rolle und Bedeutung der Bundeskanz­lerin wird weiter zunehmen.“

Gleich dreimal an drei Tagen trifft Seehofer mit Merkel diese Woche zusammen: Gestern bei internen Gesprächen zum gemeinsame­n Wahlprogra­mm in Berlin. Heute bei einer Konferenz der Unions-Fraktionsc­hefs aus Bund und Ländern in München. Und am morgigen Dienstag bei einem gemeinsame­n Bierzelt-Auftritt in München-Trudering. Ob das nicht ein bisschen viel Merkel für ihn sei, wird Seehofer frech gefragt: „Nein“, kommt es wie aus der Pistole geschossen zurück: „Ich freue mich drauf.“Überhaupt werde viel zu viel von außen hinein interpreti­ert in sein vermeintli­ch belastetes Verhältnis zur Kanzlerin. Man habe längst wieder eine „ehrliche Gemeinsamk­eit“gefunden, beteuert Seehofer – auch wenn weiter anderes „unterstell­t“werde.

Und die Obergrenze? Im „Bayernplan“der CSU werde diese schon noch stehen, heißt es in der CSUSpitze. Im gemeinsame­n Wahlprogra­mm oder in einem möglichen Koalitions­vertrag nach der Wahl aber wohl eher nicht. Seehofer will solche Spekulatio­nen nicht kommentier­en: „Jetzt schauen wir mal, wie die Gespräche laufen“, sagt er.

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