So toll feiert sich der Meister

Immerhin, die Bayern haben kapiert, worum es geht. Am 34. Spieltag, dann, wenn alle Arbeit gemacht ist, danken sie jenen, die es am meisten verdienen. Den Fans. Denjenigen, die auch bei Ticketpreisen von 100 Euro das Stadion füllen. Deshalb hat sich der FC Bayern mächtig ins Zeug gelegt und ein standesgemäßes Abschlussfest inszeniert. Anders als die übrigen Bundesligisten, wie beispielsweise die Kölner oder Hamburger. Lassen nach dem finalen Spiel doch die Anhänger tatsächlich auf das Feld laufen, den Rasen zerfurchen und Teile der Grünfläche ausgraben. Beim HSV wurde gar das Tor abgebaut. Ein Fan nahm einen Pfosten mit in die S-Bahn. Wie armselig. S-Bahn fahren.

In München aber, Respekt, verhalten sich Verein und Anhänger nicht wie ein Haufen Landschaftsgärtner auf LSD. Da wird so eine Meisterfeier noch schön orchestriert. Nicht, dass ein Anflug Spontaneität dem sympathischen Bild einen Hauch Wahrhaftigkeit verpasst. In der Halbzeitpause trällert Anastacia, die kennt man auch in Singapur oder Accra. Blaskapellen würden zwar eher dem bayerischen Mia san mia entsprechen. Aber die Internationalisierung verlangt kleine Opfer. Immerhin ließen die Münchner ihre Anhänger weltweit an den Feierlichkeiten teilhaben. Und das aus Perspektiven, die bislang Stehimbiss-Trinkern vorbehalten waren. Die an Weißbiergläser montierten Kameras lieferten erstaunliche Bilder von aus Weißbiergläsern geschüttetem Weißbier.

Mindestens genauso dankbar sind die Anhänger für die mitfilmenden Spieler bei der Feier auf dem Rathausbalkon. Über Instagram, Snapchat und Co. werden viel mehr Fans erreicht als die 15000, die sich zuvor die Beine in den Bayerntrikot bedressten Bauch gestanden haben. Millionen konnten das Spektakel über die Social-Media-Kanäle der Stars verfolgen. Selfies, Filmchen, Superstar-Pose – die Münchner holten alles aus sich raus. Einziger Kritikpunkt an dem ansonsten perfekten Drehbuch: Das nächste Mal könnte den Fans im Stadion und am Marienplatz mitgeteilt werden, dass sie Teil einer durchchoreografierten Feier sind.

Foto: afp Darauf hat der Fan gewartet: eine Kame ra an einem Bierglas.