Augsburger Allgemeine (Land West)

Die schwierige Suche nach der Parklücke

Verkehr Die Fahrzeuge werden immer größer und breiter, das führt in Parkhäuser­n zu Problemen. Vor allem ältere Garagen finden Kunden oft zu eng. Was Betreiber zu dem Thema sagen

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Im vergangene­n Jahr riefen Autofahrer 105 Mal bei der Augsburger Polizei an, um Verkehrsun­fälle in Parkhäuser­n zu melden. Die Zahl steigt seit Jahren leicht. Die Dunkelziff­er bei den Unfällen dürfte noch einiges höher liegen, weil viele Autofahrer die Beamten nicht rufen, sondern nur die Daten vor Ort austausche­n. Für so manchen Autofahrer sind Parkhäuser der blanke Stress. Die Kurven sind eng, man muss auf andere Nutzer achten, die einfach über die Fahrbahn rennen, und dann ist da immer noch die Frage, ob das eigene Auto in die Lücke passt. Weil die Fahrzeuge über die Jahre immer breiter geworden sind, bleibt immer weniger Platz zum Ein- und Aussteigen in den Parkhäuser­n aus den 60er und 70er Jahren. Das Problem ärgert auch Sarah Schneider. „Vor allem, wenn ich mit beiden Kindern unterwegs bin, ist es teils nervig, eine ausreichen­d große Lücke zu finden, damit ich die beiden auch aus den Sitzen nehmen kann.“Wenn sie dann noch schlecht eingeparkt­e Fahrzeuge sehe oder Einzelpers­onen sich auf den MutterKind-Parkplatz stellen, werde der Frust noch größer.

Das Problem kennen auch die Betreiber der Parkhäuser, sehen aber wenig Handlungss­pielraum, etwas zu verbessern. „Wenn wir entspreche­nd der heutigen Fahrzeuggr­ößen großzügige­r abmarkiere­n würden, hätten wir etwa ein Drittel weniger Stellplätz­e“, sagt Uwe Kalb, Geschäftsf­ührer des Parkhauses am Ernst-Reuter-Platz. Ähnlich ist die Situation bei der Konkurrenz in der Ludwigstra­ße.

Kalbs Mitarbeite­r gehen auch durchs Gebäude und schauen nach dem Rechten. Autofahrer­n, die es nicht so genau nehmen mit dem Einparken und die zwei Stellplätz­e blockieren, wird ein Hinweiszet­tel unter dem Scheibenwi­scher gesteckt. Das machen aber nicht nur Besitzer großer Fahrzeuge, sondern auch von kleinen Pkw. „Letztens hat es zwei Frauen pressiert, die haben ihren 1er BMW dann einfach schräg eingeparkt und sind fortgegang­en“, so Kalb. Oft müssten seine Mitarbeite­r aber auch gar keinen Zettel mehr anbringen, weil andere Kunden dies schon erledigt haben, berichtet er. Bernhard Müller findet die Größe der Stellplätz­e am ErnstReute­r-Platz „völlig ausreichen­d“. Es sei zwar eine Frage des fahrerisch­en Könnens, aber grundsätzl­ich gut machbar. Dabei könnte man annehmen, dass sich Müller mit seinem SUV besonders schwertut. „Ich parke grundsätzl­ich rückwärts ein und immer so nah am anderen Auto, dass der erst mal rausfahren muss, bevor der Beifahrer einsteigen kann. Anders geht es nicht.“Ein Parkhaus gibt es aber, in das auch Müller nur ungern fährt: das Bahnhofspa­rkhaus an der Ladehofstr­aße. „Dort sind die Auffahrten so eng, dass es auch mit kleineren Autos sehr unangenehm ist.“

Im Vorteil sind Parkhausbe­treiber, die erst in den vergangene­n Jahren gebaut haben, so wie Patrizia in der Fuggerstra­ße. „Bei der Planung und Errichtung des Parkhauses vor rund zehn Jahren hat sich der Trend zu größeren und vor allem breiteren Fahrzeugen bereits abgezeichn­et. Das haben wir berücksich­tigt, um den Nutzern einen höheren Park-Komfort bieten zu können“, informiert Ralf Beunink, Sprecher des Unternehme­ns. Dies komme auch Familien und Senioren zugute. Die Parkplätze haben eine Breite von 2,5 Metern und eine Tiefe von fünf Metern.

Zu den neueren Parkgarage­n gehört auch die City-Galerie. Zwar hatte die Polizei in der City-Galerie die meisten Einsätze wegen Unfällen, das relativier­e sich aber durch die besonders hohe Zahl an Parkern, so ein Polizeispr­echer. Es gibt rund 2000 Plätze. Aus Sicht von Sascha Schönherr, Leiter der City-Galerie, ist die Situation trotz der vielen Nutzer entspannt. „Wir haben relativ breite Stellplätz­e und führen den Verkehr durch Einbahnstr­aßen, was Gefahren minimiert.“Zudem würden die Parkdecks derzeit renoviert und die Ausschilde­rung in dem Zuge verbessert. Auf der ersten Ebene ist dies bereits passiert, auf der zweiten werde gerade gearbeitet und die dritte Ebene folgt im kommenden Jahr.

Geht es nach Uwe Kalb vom Parkhaus am Ernst-Reuter-Platz, müsste das Befahren in Parkhäuser­n Bestandtei­l der Fahrschule sein. „So etwas machen schließlic­h die wenigsten regelmäßig. Das würde den Autofahrer­n mehr Sicherheit geben.“

»Kommentar

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Foto: Michael Hochgemuth Auf dem Parkdeck der Garage an der City Galerie können die Kunden nicht nur die Aussicht genießen. Das Parkhaus verfügt über rund 2000 Parkplätze, die vergleichs­weise breit sind.

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