Augsburger Allgemeine (Land West)
Die schwierige Suche nach der Parklücke
Verkehr Die Fahrzeuge werden immer größer und breiter, das führt in Parkhäusern zu Problemen. Vor allem ältere Garagen finden Kunden oft zu eng. Was Betreiber zu dem Thema sagen
Im vergangenen Jahr riefen Autofahrer 105 Mal bei der Augsburger Polizei an, um Verkehrsunfälle in Parkhäusern zu melden. Die Zahl steigt seit Jahren leicht. Die Dunkelziffer bei den Unfällen dürfte noch einiges höher liegen, weil viele Autofahrer die Beamten nicht rufen, sondern nur die Daten vor Ort austauschen. Für so manchen Autofahrer sind Parkhäuser der blanke Stress. Die Kurven sind eng, man muss auf andere Nutzer achten, die einfach über die Fahrbahn rennen, und dann ist da immer noch die Frage, ob das eigene Auto in die Lücke passt. Weil die Fahrzeuge über die Jahre immer breiter geworden sind, bleibt immer weniger Platz zum Ein- und Aussteigen in den Parkhäusern aus den 60er und 70er Jahren. Das Problem ärgert auch Sarah Schneider. „Vor allem, wenn ich mit beiden Kindern unterwegs bin, ist es teils nervig, eine ausreichend große Lücke zu finden, damit ich die beiden auch aus den Sitzen nehmen kann.“Wenn sie dann noch schlecht eingeparkte Fahrzeuge sehe oder Einzelpersonen sich auf den MutterKind-Parkplatz stellen, werde der Frust noch größer.
Das Problem kennen auch die Betreiber der Parkhäuser, sehen aber wenig Handlungsspielraum, etwas zu verbessern. „Wenn wir entsprechend der heutigen Fahrzeuggrößen großzügiger abmarkieren würden, hätten wir etwa ein Drittel weniger Stellplätze“, sagt Uwe Kalb, Geschäftsführer des Parkhauses am Ernst-Reuter-Platz. Ähnlich ist die Situation bei der Konkurrenz in der Ludwigstraße.
Kalbs Mitarbeiter gehen auch durchs Gebäude und schauen nach dem Rechten. Autofahrern, die es nicht so genau nehmen mit dem Einparken und die zwei Stellplätze blockieren, wird ein Hinweiszettel unter dem Scheibenwischer gesteckt. Das machen aber nicht nur Besitzer großer Fahrzeuge, sondern auch von kleinen Pkw. „Letztens hat es zwei Frauen pressiert, die haben ihren 1er BMW dann einfach schräg eingeparkt und sind fortgegangen“, so Kalb. Oft müssten seine Mitarbeiter aber auch gar keinen Zettel mehr anbringen, weil andere Kunden dies schon erledigt haben, berichtet er. Bernhard Müller findet die Größe der Stellplätze am ErnstReuter-Platz „völlig ausreichend“. Es sei zwar eine Frage des fahrerischen Könnens, aber grundsätzlich gut machbar. Dabei könnte man annehmen, dass sich Müller mit seinem SUV besonders schwertut. „Ich parke grundsätzlich rückwärts ein und immer so nah am anderen Auto, dass der erst mal rausfahren muss, bevor der Beifahrer einsteigen kann. Anders geht es nicht.“Ein Parkhaus gibt es aber, in das auch Müller nur ungern fährt: das Bahnhofsparkhaus an der Ladehofstraße. „Dort sind die Auffahrten so eng, dass es auch mit kleineren Autos sehr unangenehm ist.“
Im Vorteil sind Parkhausbetreiber, die erst in den vergangenen Jahren gebaut haben, so wie Patrizia in der Fuggerstraße. „Bei der Planung und Errichtung des Parkhauses vor rund zehn Jahren hat sich der Trend zu größeren und vor allem breiteren Fahrzeugen bereits abgezeichnet. Das haben wir berücksichtigt, um den Nutzern einen höheren Park-Komfort bieten zu können“, informiert Ralf Beunink, Sprecher des Unternehmens. Dies komme auch Familien und Senioren zugute. Die Parkplätze haben eine Breite von 2,5 Metern und eine Tiefe von fünf Metern.
Zu den neueren Parkgaragen gehört auch die City-Galerie. Zwar hatte die Polizei in der City-Galerie die meisten Einsätze wegen Unfällen, das relativiere sich aber durch die besonders hohe Zahl an Parkern, so ein Polizeisprecher. Es gibt rund 2000 Plätze. Aus Sicht von Sascha Schönherr, Leiter der City-Galerie, ist die Situation trotz der vielen Nutzer entspannt. „Wir haben relativ breite Stellplätze und führen den Verkehr durch Einbahnstraßen, was Gefahren minimiert.“Zudem würden die Parkdecks derzeit renoviert und die Ausschilderung in dem Zuge verbessert. Auf der ersten Ebene ist dies bereits passiert, auf der zweiten werde gerade gearbeitet und die dritte Ebene folgt im kommenden Jahr.
Geht es nach Uwe Kalb vom Parkhaus am Ernst-Reuter-Platz, müsste das Befahren in Parkhäusern Bestandteil der Fahrschule sein. „So etwas machen schließlich die wenigsten regelmäßig. Das würde den Autofahrern mehr Sicherheit geben.“
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