Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Haushalt passt Gemeinderäten noch nicht
Vertagung Warum in Kutzenhausen noch weiter diskutiert wird und wo noch gespart werden könnte Es wird dringend eine neue Telefonanlage benötigt
Es lief nicht wie geplant: Ende Mai hat die Gemeinde Kutzenhausen noch keinen gültigen Haushalt. Anders als geplant kam es auf der Sitzung im Gemeinderat am Dienstagabend nicht zur Abstimmung. Dabei ist Eile geboten, wie auf der Sitzung klar wurde, damit in diesem Jahr noch möglichst viele Projekte umgesetzt werden können.
Nun sind es aber gar nicht die großen Bauvorhaben, die im Rat eine Debatte ausgelöst haben. Es sind vor allem die Ausgaben für Neuanschaffungen, die einigen als zu hoch oder unüberlegt scheinen. Die Gemeinde müsse sparen und gleichzeitig den Bürger stärker zur Kasse bitten, heißt es. Das ist in Kutzenhausen ein altbekanntes Dilemma. „Ich sage seit Langem, dass wir die Gebührenstruktur überarbeiten müssen“, betonte Bürgermeisterin Silvia Kugelmann. Weil das aber so schnell nicht möglich ist, wird für 2017 der Rotstift angesetzt.
Einigen Volksvertretern stößt vor allem die Infrastruktur im Rathaus sauer auf. Die dürfe nicht viel kosten. „Ich will nicht, dass wir noch viel Geld ins alte Rathaus stecken“, forderte Rudolf Kaiser (CSU) und stellte angesichts des Umzugs, der zwar noch in ferner Zukunft liegt, aber dennoch beschlossene Sache ist, die Frage nach der Notwendigkeit. Die Bedarfsliste umfasst neben neuem EDV-Equipment auch einen Server und ein Netzwerk. Warum man da nicht auch mal an Outsourcing denke, wollte Johannes Spatz (Unabhängige Gesamtgemeinde) wissen.
Das sei bereits der Fall, erklärte Kämmerer Fridolin Klemmer. Viele der Systeme seien schon in externe Rechenzentren ausgelagert, aber die Digitalisierung lasse den Datenberg trotzdem weiter anwachsen, weshalb man über kurz oder lang investieren müsse. Ebenso dringend benötige man eine neue Telefonanlage. Der Grund sei, dass ausgehende Anrufe immer anonym, sprich als „unbekannte Nummer“angezeigt werden. Das habe zur Folge, dass viele Gespräche am anderen Ende gar nicht mehr angenommen werden. Die Anlage sei am Ende, so Klemmer. Wie man das Problem lösen wird, ist noch unklar. Fest steht aber, dass es weniger Geld dafür gibt, als zunächst geplant.
Zum Zankapfel wurden auch die gestiegenen Lohnkosten. Für Georg Rapp (Freie Wählerschaft) die Quelle allen Übels. Silvia Kugelmann erklärte die Kosten mit dem Bedarf an mehr Mitarbeitern. Man habe Krankheitsvertretungen organisieren müssen und im Liegenschaftsamt eine neue Stelle geschaffen. Außerdem wurde das Personal im Freibad von drei auf sechs Mitarbeiter aufgestockt. Grund genug, einen Teil der Mehrkosten auf die Badegäste umzulegen, fand Robert Rieger (Freie Wählerschaft). „Wir könnten die Eintrittsgelder erhöhen“, schlug er vor.
Die Suche nach Einsparungen brachte mitunter auch kreative Ideen auf den Tisch. So könnte sich Franz Bossek (Grüne) vorstellen, den Friedhof in Zukunft von straffälligen Jugendlichen säubern zu lassen, statt ein 14000 Euro teures Heißluftgerät anzuschaffen, was die Wege von Unkraut befreit. Andere Kommunen würden damit bereits gute Erfahrungen machen, sagte er. Kugelmann quittierte den Vorschlag mit Humor: „Resozialisierung statt heißer Luft.“Kutzenhausen könnte damit sogar einen gesellschaftlichen Beitrag leisten.
Ob das tatsächlich Realität werden könnte, bleibt offen. Kommende Woche soll der Haushalt 2017 endgültig beschlossen werden. 60 000 Euro hatte man jetzt schon einsparen können.