Augsburger Allgemeine (Land West)
Was ist Liebe?
Projekt Eine inklusive Theatergruppe hat in Diedorf eine gemeinsame Inszenierung entworfen. Wie das ankommt
Diedorf
Was ist Liebe in Zeiten von Facebook und Datingportalen? Wie sieht die wahre Liebe aus? Und in welchen Formen zeigt sie sich einem? Diesen und weiteren Fragen rund um das komplexe Gefühl der Zuneigung ging die inklusive Theatergruppe des Eukitea Theaters in Diedorf nach. Sie präsentierte nun ihr Stück „Liebe durch alle Zeiten“im randvollen Theaterhaus.
Das Projekt steht ganz im Zeichen der Inklusion, die eine Teilhabe von Menschen mit Behinderung an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ermöglichen soll. Innerhalb der Gruppe um Regisseur Giorgio Buraggi treffen deshalb Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammen, die eine Leidenschaft teilen: das Theaterspiel. Zum zweiten Mal wagte man sich nun an eine Eigenproduktion, nachdem man zuvor schon Klassiker, wie „Peter Pan“oder „Tanz der Vampire“auf die Bühne brachte.
„Am Anfang stand diesmal die Frage, was Liebe überhaupt ist“, erklärt Buraggi vorweg. Das Stück scheint gleich zu Beginn eine Antwort darauf zu geben. Franziska Ottlik, die nicht nur viele der Texte für das Stück schrieb, sondern mithilfe der gestützten Kommunikation auch als Erzählerin den Abend mal poetisch untermalt, mal als Stimme zu den Darstellern spricht, beschreibt gleich am Anfang Liebe als verbindende Kraft. Doch um diese zu finden ist es im Stück noch ein weiter Weg. Denn zunächst zeigen sich Erfahrungen der enttäuschten Liebe, der Entfremdung, der Eifersucht.
Wir lernen eine Frau kennen, die verzweifelt versucht mit Menschen über das Telefon zu kommunizieren und dabei fortlaufend scheitert. Bei einem Pärchen scheint die langjährige Liebe plötzlich zu zerbrechen. Und ein junges Mädchen fühlt sich von ihrem Vater nicht richtig geliebt und verstanden.
Sie alle treibt es zu einer ominösen Madame Venezuela, einer Art Wahrsagerin, die das Glück der Liebe zu günstigen Preisen verspricht. Mehr als oberflächliche und unbefriedigende Angebote kann jedoch auch sie nicht machen, und so versuchen die einzelnen Personen die Liebe bei einer Zeitreise zu finden. In verschiedenen Sequenzen reisen die Darsteller in solch unterschiedliche Umgebungen, wie die Steinzeit, das 18. Jahrhundert oder die Zukunft. Dort treffen sie auf verschiedene Formen der Liebe, sei es Hilfsbereitschaft, das Love & Peace der Hippies oder die Sinnlichkeit der romantischen Epoche. Sie erkennen, dass Liebe schon immer da war und immer da sein wird, selbst in der fernen Zukunft.
Mit diesem Optimismus schließt das Stück, das trotz des ernsten Themas äußerst humorvoll inszeniert ist. Der Spaß, den man schon bei den Proben erkennen konnte, überträgt sich eins zu eins auf die Aufführung. Der ganze Körper, samt Stimme, kommt zum Einsatz, um die jeweilige Szene realistisch darzustellen und den Zuschauer in den Bann des Stücks zu ziehen.
Das Publikum belohnt diese Leistung mit großem Applaus und zeigt sich auch hinterher begeistert von der Vorstellung. Gertrud Schnur, die zum ersten Mal ein Stück des Ensembles besucht hat, gefiel der Abend sehr gut: „Mir hat gefallen, wie toll alle zusammen gespielt haben“, erzählt sie. Angelika DempfLechler wiederum beschreibt das Stück als „anrührend“. Besonders gefielen ihr der Witz und die Leichtigkeit der Darbietung. Und auch Ute Amend zeigte sich begeistert, vor allem von der Umsetzung des Konzepts der Inklusion.
Dieter Demel vom Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Augsburg, der die Theatergruppe maßgeblich unterstützt, zieht eine positive Bilanz: „Wir hatten an beiden Abenden über 70 Besucher“, sagt er. Besonders gefreut habe ihn auch, dass am ersten Abend ein Großteil der Besucher zur Gesprächsrunde mit den Darstellen geblieben sei.