Augsburger Allgemeine (Land West)

Lebensgefä­hrliche Algenplage?

Umwelt Badeseen im Raum Augsburg haben ein massives Algenprobl­em. In Bergheim gab es deswegen schon zwei schwere Badeunfäll­e. Was das Umweltamt dazu sagt

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Wenn im Sommer die Temperatur­en steigen, beginnt in den Seen das Algenwachs­tum. „Wenn die grünen Wasserpfla­nzen dann bis kurz unter die Wasserober­fläche reichen, kann das für Schwimmer Lebensgefa­hr bedeuten“, weiß der Chef der Gögginger Wasserwach­t, Alexander Dußmann.

Zweimal mussten in den letzen Jahren Badende im Bergheimer Baggersee aus akuter Lebensgefa­hr gerettet werden, weil sie sich in einem Algenfeld verheddert hatten – „bei einer Schwimmeri­n kam die Hilfe zu spät, sie starb trotz der Reanimatio­n durch die Wasserwach­t später im Krankenhau­s“, berichtet Dußmann. „Je wärmer es draußen wird, umso intensiver wachsen die Algen hier im See“, sagt er. Vor allem Senioren und Schwimmanf­änger seien gefährdet – wenn sie in einem Algenfeld in Panik gerieten, könnten sie sich in den bis zum Grund hinabreich­enden Wasserpfla­nzen verfangen.

Aus diesem Grund fordert Dußmann, dass die Stadt etwas gegen die Gefahr unternimmt. Der Bergheimer Baggersee ist nicht der einzige See, der mit Algen kämpft. Auch beispielsw­eise am Kuhsee und am Weitmannse­e gibt es nach Auskunft der Stadt ein Algenprobl­em.

Derzeit würden die Algen in Bergheim am Ende der Saison mit einem Spezialfah­rzeug abgemäht. Während der Badesaison sei das kaum machbar – unter anderem, weil die Pflanzen an der Luft sofort stark zu stinken anfingen, was die Badegäste stören würde, so Dußmann. „Vielleicht könnte man den See ja tiefer ausbaggern – wenn er einen Grundwasse­raustausch hätte, würde das Wasser kühler, und die Algen breiteten sich nicht so stark aus“, vermutet der Wasserwach­tchef. Allerdings stoße dieser Vorschlag bislang bei der Stadt auf wenig Gegenliebe.

Im Umweltrefe­rat verweist man auf die Vorteile der Pflanzen im See: „Laut Gutachten des Büros Brugger und Untersuchu­ngen des Wasserwirt­schaftsamt­es wird durch diesen Bewuchs die relativ gute Wasserqual­ität des Baggersees gesichert, die aufgrund der geringen Wassertief­e und geringen Durchström­ung nicht unbedingt zu erwarten wäre“, heißt es aus dem Referat.

„Die Pflanzen produziere­n Sauerstoff.“Die Kosten für das Ausbaggern belaufen sich voraussich­t- lich auf rund 200 000 Euro, heißt es weiter in der Stellungna­hme. Da eine Störung der grundwasse­rführenden Schicht zu erwarten sei, müsse auch das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth seine Genehmigun­g erteilen. Dort hat man sich nach den Worten vom zuständige­n Gebietslei­ter Steve Gallasch noch nicht mit einer Vertiefung des Bergheimer Sees beschäftig­t – fin- det den Vorschlag aber auch nicht unproblema­tisch. Zwar könne ein Grundwasse­raustausch den See abkühlen und damit auch gegen die Algen helfen. Doch dürfe unter keinen Umständen belastetes Wasser durch den See ins Grundwasse­r gelangen. In Bergheim liegt der See inmitten von landwirtsc­haftlichen Flächen, sodass eine Verschmutz­ung durch Dünger oder Gülle nicht ausgeschlo­ssen werden kann. Schon lange beschäftig­t sich auch die Bergheimer Stadträtin Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg) mit dem Algenprobl­em. Sie bestätigt, dass der Zufluss von den umliegende­n Feldern einen starken Anteil an den wuchernden Wasserpfla­nzen hat.

In den Neunzigerj­ahren habe es das Projekt gegeben, den See tiefer auszugrabe­n, aber auch flächenmäß­ig zu vergrößern und ihn damit als Naherholun­gsgebiet aufzuwerte­n. Das Thema sei aber wegen massiver Umweltbede­nken vor allem aus Neuberghei­m wieder fallen gelassen worden.

„Heute geht aus Bergheim wegen der vielen Algen dort kaum jemand mehr baden – die meisten Gäste kommen aus den umliegende­n Stadtteile­n“, sagt SchabertZe­idler. Sie bietet an, sich mit der Wasserwach­t zusammenzu­setzen um so eine Lösung für den See zu finden. „Ich bin für alles offen“, so die Stadträtin. Auch bei der Umweltinit­iative Bergheim könnte man sich vorstellen, den See etwas tiefer zu machen, wie deren Vorsitzend­er Moritz Bode sagt.

Allerdings, dem See auch mehr Fläche zu geben, kommt nach seinen Worten nicht infrage. „Den See zu vergrößern, würde dem Ensemble schaden – es kämen noch mehr Menschen, man bräuchte mehr Parkplätze, mehr Toiletten“, gibt er zu bedenken. „Wir sind dafür, das Algenwachs­tum einzudämme­n, ohne den natürliche­n Charakter des Bergheimer Baggersees zu verändern“, so Bode.

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Foto: Peter Fastl Alexander Dußmann von der Wasserwach­t Göggingen zeigt auf die Stelle im Berghei mer Baggersee, wo die meisten Algen sind.
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