Augsburger Allgemeine (Land West)
Bus & Bahn bis zu neun Prozent teurer
Nahverkehr Die neue Preisrunde beim AVV trifft in Teilen des Landkreises ausgerechnet die treuesten Kunden am härtesten. Wie der Verkehrsverbund das erklärt
Es ist nur ein Katzensprung von der Gersthofer Stiftersiedlung bis nach Stettenhofen (Gemeinde Langweid). Und den Neusässer Stadtteil Vogelsang trennt vom Diedorfer Ortsteil Lettenbach nicht viel mehr als eine Schnellstraße. Doch in der Welt des Nahverkehrs herrscht zwischen den Orten ein himmelweiter Unterschied. Das wird ab Mitte Juni niemand mehr merken als die treuesten Kunden des Verkehrsverbundes AVV.
Die ab dem 11. Juni geltenden Fahrpreise sehen nämlich für das Jahresticket „Umwelt-Abo“äußerst unterschiedliche Preiserhöhungen vor. Während in der Zone zwei, zu der beispielsweise die Städte Neusäß und Gersthofen gehören, der Preis gleich bleibt, ist in Zone drei – dazu gehören auch Diedorf und Langweid – ein Aufschlag von fast neun Prozent vorgesehen. Hier soll das Umweltabo ab 11. Juni 8,85 Prozent mehr kosten.
Der Verkehrsverbund hält für seine Kunden in der Stadt Augsburg sowie deren erweitertem Umland rund 150 verschiedene Fahrpreise bereit. Sie richten sich nach Fahrtstrecke und Zeit. Darüber hinaus gibt es Abonnements für Dauerkunden, Rabatte für Senioren, Familien Über all diese unterschiedlichen Preise hinweg liegt die Erhöhung ab 11. Juni bei durchschnittlich 3,25 Prozent. Mit den neuen Preisen liege man bundesweit im Mittelfeld, betont der AVV, der die neuen Preistabellen inzwischen im Internet veröffentlicht hat.
Dort zeigt ein Blick, dass die Erhöhungen in vielen Einzelfällen deutlich über den genannten 3,25 Prozent liegen. Beispiel Einzelfahrscheine. Hier geht es in den Tarifzonen zwei bis sechs, die für das Augsburger Land gelten, zwischen 7,4 und 8,2 Prozent nach oben. Erkennbare Regel: Je weiter weg, desto höher ist prozentual die Preissteigerung. Weshalb eine Einzelfahrt aus einem Dinkelscherber Ortsteil wie Fleinhausen nach Augsburg künftig 7,90 Euro kostet.
Moderater fallen die Preissteigerungen bei den Monatskarten aus – mit einer Ausnahme: In der Zone zwei erhöht der AVV um 7,4 Prozent. In Stufe drei geht es dann nur noch um 2,9 Prozent nach oben. In den Zonen vier bis sechs sind Steigerungen von 3,14, 4,6 und 4,61 Prozent vorgesehen. Einer völlig anderen Logik scheint dann die Preisgestaltung im Umwelt-Abo zu folgen. Nullrunde in Zone zwei und dann Preissteigerungen, die umso geringer werden, je weiter die Strecke nach Augsburg wird. In Zone drei geht um 8,85 Prozent nach oben, danach um sechs Prozent, 5,5 Prozent und 3,89 Prozent. Konkret heißt das: Freie Fahrt mit Bus, Bahn und Tram kostet aus der Zone sechs 120 Euro im Monat.
Nach Angaben des AVV nehmen die unterschiedlich ausfallenden Erhöhungen bereits erste Ziele der zum kommenden Jahr angepeilten Tarifreform vorweg: Abonnenten sollen mit der Tarifreform mit günstigen Angeboten und einer Erweiterung der Geltungsbereiche - im Vergleich zum Einzelfahrausweis für ihre Treue belohnt werden. Dadurch soll der Umstieg auf den ÖPNV für alle attraktiver werden, hoffen die Verantwortlichen im AVV. „Diese Reform spiegelt sich jetzt schon in Teilen wider“, so eine Sprecherin. Deshalb fielen die Erhöhungen in den einzelnen Tarifarten und Zonen unterschiedlich aus. So hätten nach der Reform zum Beispiel Kunden aus der Zone drei viel mehr Möglichkeiten, weil die altgewohnten Sektoren wegfallen.
Die sonst übliche jährliche Preiserhöhung zu Jahresbeginn hatte der Augsburger Verkehrs- und Tarifusw. verbund ausgesetzt, da für das erste Halbjahr 2017 eine grundsätzliche Tarifreform geplant war, die nun im Sommer verabschiedet werden und 2018 in Kraft treten soll.
Den Verkehrsunternehmen im AVV dauerte das zu lange. Sie wollten noch in diesem Jahr mehr Geld sehen. Die mittlerweile deutlich gestiegenen Personalkosten könnten trotz der momentan gesunkenen Energie- und Treibstoffkosten ohne Tariferhöhung nicht mehr kompensiert »Kommentar werden.
Erhöhungen sollen erste Ziele der Tarifreform vorwegnehmen