Augsburger Allgemeine (Land West)

Starkes Signal für Augsburg

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Die Chinesen wollen sich keine Blöße geben. Sie wissen, wie kritisch ihr Engagement bei Kuka beäugt wird. Sollten die Investoren des Midea-Konzerns nur minimal von ihren Verspreche­n abrücken, würden sie der Vertragsbr­üchigkeit bezichtigt. Da wäre den Managern nicht nur der Zorn der Beschäftig­ten in Augsburg, sondern auch politische­r Unmut gewiss. Denn Kanzlerin Merkel mag Kuka. Sie beobachtet den Fortgang des Unternehme­ns, das sie als Aushängesc­hild deutscher Hochtechno­logie betrachtet. Dass die High-Tech-Perle jetzt chinesisch­en Investoren gehört, ändert daran nichts.

Die Midea-Manager fahren derweil einen Kuschelkur­s. Sie tragen die gleichen orangenen Krawatten wie deutsche Kuka-Manager. Orange ist die Firmenfarb­e. Schließlic­h heißt ein chinesisch­es Sprichwort: „Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.“Und weil die Midea-Leute so glücklich sind, sich Kuka trotz aller Widerständ­e geschnappt zu haben, setzen sie bewusst Zeichen der Freude, um Skeptiker in ChinaFreun­de zu verwandeln. Dass der Roboterbau­er an seinem Augsburger Stammsitz in den nächsten Jahren gut 100 Millionen Euro investiere­n darf, ist ein starkes Signal.

Doch die Wahrheit über die glückliche­n Chinesen und Kuka wird erst ab 2024 offenbar werden. Dann laufen die Job- und Standortga­rantien aus. Dann kommt es zur Belastungs­probe, gerade wenn es wirtschaft­lich schlechter läuft. In konjunktur­ell guten Zeiten wie diesen lässt sich Glück leicht teilen.

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