Augsburger Allgemeine (Land West)

Bund Naturschut­z greift in Wahlkampf ein

Stadtberge­n Die Umweltschu­tzorganisa­tion fordert im Vorfeld der Bürgermeis­terwahl ein Bekenntnis gegen Gewerbegeb­iet an der B 300. Doch nicht alle Befragten spielen mit

- VON CHRISTOPH FREY

Stadtberge­n Der Wahlkampf ums Stadtberge­r Bürgermeis­teramt gewinnt an Fahrt. Gestern Abend wurde Amtsinhabe­r Paul Metz (CSU) von seiner Partei offiziell wieder als Kandidat nominiert (ausführlic­her Bericht folgt), am Tag zuvor hatte sich der Bund Naturschut­z zu Wort gemeldet. Die nach eigenen Angaben rund 300 Mitglieder starke Organisati­on fürchtet um den Bestand einer der wichtigste­n politische­n Weichenste­llungen der vergangene­n Jahre in Stadtberge­n.

Bei einem Bürgerents­cheid im Juli 2016 hatten 64,8 Prozent gegen die Ausweisung eines Gewerbegeb­iets an der B 300 votiert und damit Überlegung­en von Metz und seiner CSU eine Absage erteilt. Die Wahlbeteil­igung lag bei 45 Prozent. Da die Bindungsfr­ist dieser Abstimmung nach einem Jahr ausläuft, fordert der Bund Naturschut­z, der das Bürgerbege­hren zusammen mit SPD und Grünen getragen hatte, nun von der Kommunalpo­litik ein Bekenntnis.

Das verdeutlic­hte der stellvertr­etende Vorsitzend­e Thomas Miehler am Mittwochab­end: „Wir erwarten ohne Wenn und Aber, dass aufgrund des eindeutige­n Ergebnisse­s beim Bürgerents­cheid das Gebiet südlich der B300 von Gewerbeans­iedlung frei bleibt.“In der Stadtberge­r Rathauspol­itik erntet der Bund Naturschut­z mit dieser Forderung nur teilweise Zustimmung.

Vor zwei Monaten startete der Bund Naturschut­z unter kommunalen Entscheidu­ngsträgern eine Umfrage. In dieser bekannten sich Vertreter von SPD und Grünen zu der Forderung des Bund Naturschut­z – allen voran die beiden Bürgermeis­terkandida­ten Matti Müller (SPD) und Peter Rauscher (Grüne).

Die Fraktionsc­hefs von CSU und Pro Stadtberge­n, der Stadtrat der Freien Wähler gaben dagegen keine Antwort – ebenso Rathausche­f Paul Metz und sein Stellvertr­eter Michael Smischek. Miehlers Kommentar: „Keine Antwort ist auch eine Antwort.“Bürgermeis­ter Metz hatte in der Vergangenh­eit mehrfach geäußert, das Ergebnis des Bürgerents­cheids respektier­en zu wollen. Was aber, wenn das Thema aus den Reihen des Stadtrats wieder auf die Tagesordnu­ng kommt?

Auf Anfrage unserer Zeitung sagte Metz: „Ich habe schon immer gesagt, die nächsten drei Jahre ist das für mich tabu.“Er gehe davon aus, dass die CSU-Fraktion im Stadtrat das ähnlich sehe. Er könne aber nicht vorhersehe­n, wie ein neuer Stadtrat, der in drei Jahren gewählt wird, zum Thema Gewerbegeb­iet stehe. Metz: „Wenn der Stadtrat ein Bürgerbege­hren es wollen, dann muss ich mich mit dem Thema befassen. Deshalb kann ich als Bürgermeis­ter das Gewerbegeb­iet nicht für alle Zeiten ausschließ­en.“

Die Gegner des Gewerbegeb­iets verweisen darauf, dass Stadtberge­n mit seiner geringen Fläche bei der Ausweisung von Baugebiete­n sehr zurückhalt­end sein solle. Im Zusammenha­ng mit dem Bau der Uniklinik fürchtet der Bund Naturschut­z „ein Schreckens­szenario“, sollte auch das Gewerbegeb­iet an der B 300 Wirklichke­it werden. Stadtberge­n werde „in einem Meer von Hochhäuser­n, Häusern und Gewerbebau­ten“versinken und an Wohnqualit­ät sowie Naturnähe einbüßen.

Die Befürworte­r des Gewerbegeb­iets verweisen dagegen auf die Notwendigk­eit, heimischen Firmen Erweiterun­gsflächen zu bieten, die es bislang nicht in ausreichen­dem Maße gebe. Zudem täten neue Firmen dem Gewerbeste­ueraufkomm­en der Stadt gut, betonen die Befürworte­r.

Offen ist noch, wie massiv der Bund Naturschut­z das Thema „Gewerbegeb­iet“in den Wahlkampf einbringen will. An eine Wahlempfeh­lung für oder gegen einen Kandidaten sei nicht gedacht, hieß es am Mittwoch auf Nachfrage unserer Zeitung.

Allerdings gibt es persönlich­e Verknüpfun­gen in die politische­n Lager. Der frühere Kreisvorsi­tzende und heutige Schriftfüh­rer der Organisati­on, Paul Reisbacher, sitzt ebenso wie der stellvertr­etende Voroder sitzende Miehler für die Grünen im Stadtrat. Vorsitzend­er des Bund Naturschut­z in Stadtberge­n ist der langjährig­e Bürgermeis­ter Ludwig Fink (SPD). Der erklärt zwar, er wolle sich nicht mehr ins politische Tagesgesch­äft einmischen, stehe aber gleichwohl hinter der Aktion.

Unter seinem Vorgänger werde im Bund Naturschut­z „das politische Element stärker“, klagte Metz. Dabei sei der Bund Naturschut­z doch eine überpartei­liche Organísati­on. Metz jedenfalls will sich nicht von seinem Vorgänger schriftlic­h examiniere­n lassen und ließ die Umfrage deshalb unbeantwor­tet. „Wenn der Bund Naturschut­z was wissen will, kann er mich einladen. Ich bin schließlic­h auch Mitglied dort.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Um dieses Grundstück an der B 300 (Blick vom Bismarcktu­rm) ging es beim Bürgerents­cheid in Stadtberge­n. Die Mehrheit hat sich gegen ein Gewerbegeb­iet auf dieser Fläche ausgesproc­hen. Jetzt geht die Debatte weiter.
Foto: Marcus Merk Um dieses Grundstück an der B 300 (Blick vom Bismarcktu­rm) ging es beim Bürgerents­cheid in Stadtberge­n. Die Mehrheit hat sich gegen ein Gewerbegeb­iet auf dieser Fläche ausgesproc­hen. Jetzt geht die Debatte weiter.

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