Augsburger Allgemeine (Land West)
Sport Rössle Haus ist jetzt auch ein Wohnheim
Soziales In Pfersee werden junge Flüchtlinge betreut, die zur Schule gehen oder zur Ausbildung
Augsburg Pfersee
Anfang 2006 ging im Pferseer Zentrum die Ära von Schuh-Sport-Rössle zu Ende. Das Fachgeschäft musste nach 75 Jahren schließen, weil die „Renditen nicht mehr stimmten“, wie Inhaber Franz Rössle es formulierte. Seither wurde die Immobilie in der Kirchbergstraße unterschiedlich genutzt. Jetzt baute Eigentümer Rössle einen Teil des Hauses für seine neuen Bewohner um: Seit Kurzem leben dort zehn junge Menschen mit Migrationshintergrund, die eine Schule besuchen oder einen Ausbildungsplatz haben. Betreut werden sie vom Evangelischen Kinder- und Jugendhilfezentrum (Evki). „Wir bieten hier Raum für Gemeinschaft, Schutz und Entwicklung“, erklärt Pfarrer Dr. Bernhard Sokol, Vorsitzender der Trägerstiftung. Die professionelle Unterstützung versteht sich als Anschlussmaßnahme, wenn die ohne Familie geflüchteten minderjährigen Jugendlichen 18 Jahre alt werden. „Uns ist es wichtig, dass sie auch jetzt noch durch die Jugendhilfe pädagogisch begleitet und in Schule, Ausbildung und dem großen Schritt in ein eigenständiges Erwachsenenleben unterstützt werden“, sagt Evki-Leiterin Sigrun Maxzin-Weigel.
Das Jugendwohnen wird von Pädagoge Christopher Frazier und weiteren Mitarbeitern betreut. Vorrangiges Ziel ist es, Kontakte zu knüpfen und „eine Begleitstruktur zu schaffen, die den Einzelnen auch nach seinem Auszug aus unserem Haus trägt“, sagt Frazier. Dass sich im selben Haus noch ein Wettbüro befindet, sieht Bereichsleiter Mike Wilson nach den ersten Erfahrungen als nicht problematisch an.
Einer der Bewohner ist der 18-jährige Mousa. Weltklasse-Fußballer Lionel Messi ziert die Zimmerwand des jungen Sudanesen. Aber warum hängt dort auch eine mehrseitige Werbung für einen roten Kleinwagen? „Ich möchte KfzMechatroniker lernen“, erklärt der Sudanese in gutem Deutsch. Vor knapp zwei Jahren ist er nach seiner langen Flucht aus Afrika übers Mittelmeer und Italien als Minderjähriger in Deutschland angekommen. Ohne Familie. Jetzt steckt der 18-Jährige mitten in den Prüfungen zum qualifizierenden Abschluss an einer Augsburger Schule. Genauso wie der gleichaltrige Navid. Der junge Afghane büffelt für seinen Mittelschulabschluss und wohnt auf dem gleichen Stockwerk im neu eröffneten Rössle-Haus.