Augsburger Allgemeine (Land West)
„Das Ende der Nullzins Ära ist in Sicht.“
wir so um das Jahr 2025 in der Eurozone wieder auskömmliche Zinsen von vier, fünf Prozent sehen?
Experten gehen davon aus, dass die Zinsen eher unter den vorgenannten Größenordnungen liegen werden. Aber immerhin: Das Ende der Nullzins-Ära ist in Sicht. Die magere Zeit bis dahin müssen wir überstehen. Das geht natürlich mit Anpassungen einher.
Settelmeier:
Um welche Anpassungen geht es hier? Verlangen Sie von privaten Kunden künftig doch Gebühren für das Geldabheben?
Settelmeier:
Nein, das werden wir nicht machen. Ich weiß, wie sensibel das Thema ist. Kunden sieht man immer zweimal. Und Kunden müssen uns vertrauen können. Das ist mir sehr wichtig. So ist es unserer Sparkasse, welche die größte in Schwaben und Marktführer in der Region Augsburg ist, gelungen, in den vergangenen Jahren weiter Marktanteile und damit Kunden zu gewinnen. Sowohl die Summe der Einlagen als auch der vergebenen Kredite ist zuletzt gestiegen. Nach der Finanzmarktkrise in den Jahren 2008 und 2009 schenken immer mehr Bürger den Sparkassen ihr Vertrauen. Wir gelten als stabiler Anker.
Dennoch geben auch Sparkassen den Druck der EZB auf ihre Kunden weiter. Müssen Bürger bei Ihnen Strafzinsen zahlen, wenn sie sechsstellige Summen auf Konten deponieren?
Wir sprechen hier nicht von Strafzinsen, sondern Verwahrentgelten. Auch hier gilt meine Devise: Kunde und Bankberater sehen sich im Leben immer zweimal. Deswegen haben wir bei größeren Anlagesummen keine pauschalen Regelungen getroffen. Wir suchen das Gespräch mit jedem Kunden und erklären ihm dann, warum wir in Einzelfällen Verwahrentgelte verlangen müssen. Wir suchen jedoch einvernehmliche Lösungen. Geldhäuser müssen ja für ihre Einlagen auf Konten der EZB einen Zins von 0,4 Prozent bezahlen. Aber wir wollen Kunden nicht verschrecken, gerade weil wir wissen, dass die NullzinsÄra endlich ist. Unser Ziel muss es sein, dass Kunden uns auch in den
Settelmeier:
jetzigen schwierigen Zeit die Stange halten. Wir müssen langfristig denken.
Dennoch verärgern auch Sie Kunden, etwa im Augsburger Stadtteil Bergheim, wo Sie die Filiale geschlossen und auch den Geldautomaten stillgelegt haben. Sorgt das nicht für einen dauerhaften Imageverlust Ihres Instituts?
Settelmeier:
Nein, denn wir erklären das den Menschen vor Ort. Der Geldautomat war einfach nicht mehr wirtschaftlich rentabel. Dazu wären rund 40000 Abhebungen pro Jahr notwendig gewesen. Zuletzt waren es jedoch nur etwa halb so viele. Die Bewohner des Stadtviertels haben jedoch eine Alternative. Im Nahkauf kann man bei einem Einkauf an der Supermarktkasse Bargeld per Karte erhalten, wenn man mindestens für 20 Euro einkauft. Das bringt für alle Vorteile. Die Menschen können vor Ort Bargeld erhalten. Der Supermarkt muss das Geld nicht zur Bank bringen und erspart sich das Handling, damit auch Kosten. Geld kostet Geld. Das ist auch so eine bittere Erkenntnis für manchen Verbraucher, gerade in Nullzinszeiten.
Dabei ist die Nullzinspolitik der EZB für Sparkassen nicht die größte Herausforderung.
Settelmeier:
Was ist noch härter?
Die Folgen der Digitalisierung sind einschneidender für uns. In Zeiten, wo mehr Menschen ihre Bankgeschäfte online erledigen und im Schnitt nur noch einmal im Jahr eine Bankfiliale betreten, müssen wir uns anpassen. Dennoch glaube ich, dass wir mit Geschäftsstellen vor Ort präsent sein müssen. Es geht nichts über den direkten Kontakt. Wir haben die Zahl unserer Geschäftsstellen behutsam gesenkt und sind in der Fläche nach wie vor gut vertreten. Von 2015 auf 2016 ging die Zahl von 43 auf 37 zurück. Wir bieten aber insgesamt unverändert 102 Geldautomaten an. Und wenn Kunden unsere Dienstleistungen an anderen Orten nachfragen, erfüllen wir diese Wünsche. In Kissing nahe Augsburg etwa haben wir
Settelmeier: