Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie Bierkäpsel fliegen lernen
Aktion Der Verein Langenneufnacher Landliebe stellt Kronkorken in den Mittelpunkt seines sportlich-spaßigen Wettbewerbs. Es geht offensichtlich um viel Gaudi, doch am Ende lässt das Ergebnis Laien staunen
Langenneufnach
War bei dieser Aktion Geschicklichkeit, Kraft, Technik oder Konzentration entscheidend? Die Teilnehmer bei der vom Verein Langenneufnacher Landliebe veranstalteten Bierkäpsel-Weitschussmeisterschaft – kurz BKWSM – waren sich bei der Beantwortung der Frage uneins. Sieger Alexander Brecheisen umriss es kurz und diplomatisch: „Sowohl als auch.“
Das Ziel der Aktion ist ganz einfach: Beim Öffnen der Bierflasche soll der Kronkorken (Schwäbisch: Käpsel oder Käpsele) möglichst weit fliegen. Man könnte aber auch einfach sagen: Es geht um eine große Gaudi. Doch ein gewisser sportlicher Erfolg blieb nicht aus.
24 Teilnehmer und eine stattliche Besucherzahl hatten sich in einer kleinen Talsenke östlich des Tennisplatzes eingefunden, um sportlichen Eifer an den Tag zu legen und noch mehr Spaß. Ein Schuss-Intensivtraining für den urigen Wettbewerb unternahm nach eigenen Auskünften allerdings keiner der Aktiven.
Bei der BKWSM musste der Schuss innerhalb von 30 Sekunden erfolgen. Viele Teilnehmer nutzten diese Zeitspanne für eine Konzentrationsphase, andere wiederum wollten die Sache scheinbar schnell hinter sich bringen. Da ging es dann ruckzuck.
Das Reglement war klar fixiert. Das Bier in den Flaschen durfte nicht geschüttelt werden. Freigestellt waren dagegen das Klopfen auf den Käpsel und die Wahl des Öffnungswerkzeugs. Der Großteil verwendete dafür ein Einmalfeuerzeug oder einen Meterstab. Auch die Abfolge bewegte sich in engen Grenzen. „Der Schuss muss durch eine Hebelbewegung nach vorne in das markierte Spielfeld erfolgen“, definierte Vereinsvorsitzender Markus Schauer. Eine Hand müsse dabei den Flaschenhals knapp unterhalb des Käpsels umschließen und die Bierflasche beim Schuss den Bauch- oder Hüftbereich berühren, ergänzte sein Stellvertreter Michael Weber.
Vereinfacht ausgedrückt hieß das: Der Teilnehmer musste den Käpsel der Flasche so weit wie möglich aufs Spielfeld bugsieren und durfte dabei keinen Gerstensaft verschütten. Wer verschüttete, dem wurde der Schuss zwar gezählt, aber mit einer Gelben Karte bestraft. Markus Schauer nannte auch den Grund dafür: „Verschütten ist Bierverschwendung.“Nur kleinere, unvermeidbare Tropfen seien geduldet.
Gelbe Karten gab es zudem unter anderem für das Nichtaustrinken der Bierflasche. Dann galt man als Weichei. Eine zweite Gelbe Karte bedeutete Platzverweis. Schlechter war nur derjenige dran, der seinen Käpsel nicht ins Feld traf. Dieser Schuss wurde überhaupt nicht gezählt.
In der anschließenden K.-o.-Phase traten die Gruppenersten gegen die Zweiten an und umgekehrt. Dabei musste der Teilnehmer das verschossene Bier in der Regel bis zu seinem nächsten Schuss geleert haben. „Prost“war hier deshalb mehr als nur eine Floskel.
Bester Schütze käpselt 8,85 Meter weit
Im Finale setzte sich schließlich Alexander Brecheisen mit einer Gesamtweite von 9,55 Meter durch. Als Preis erhielt der BierkäpselWeitschussmeister 2017 einen stabilen Bierkrug mit Gravur. Er trat die Nachfolge von Vorjahressieger Paul Miller an.
Den zweiten Rang holte sich Max Schorer. Dahinter platzierte sich Florian Brecheisen. Die Teamwertung ging an die dreiköpfige Mannschaft „Druck Trupp“(Gesamtweite: 16,72 Meter). Der beste Schütze war übrigens Daniel Dantele. Er käpselte mit einem Schuss 8,85 Meter weit. Der Laie unter den Zuschauern kann da nur staunen.
Ziel der BKWSM und der Vereinsarbeit sei es, jungen Menschen einen Zusammenhalt zu geben sowie Gemeinschaft, Tradition und Heimatverbundenheit zu fördern, bilanzierte der Vorsitzende Markus Schauer, der mit der Veranstaltung rundum zufrieden war.