Augsburger Allgemeine (Land West)
Das arrogante Genie
Zum 150. Geburtstag des Architekten Frank Lloyd Wright
Chicago
Möglicherweise war es eine deutsche Erfindung, die Amerika seinen größten Architekten bescherte. Anna Wright hatte ihrem Sohn die Holzbausteine des Kindergarten-Erfinders Friedrich Fröbel gekauft, und der kleine Frank spielte stundenlang damit und baute, baute und baute. Später wurde aus ihm ein Architekt, der seine Zunft revolutionierte, einen eigenen Baustil erfand, weltberühmte Gebäude wie das Guggenheim in New York schuf und alles überstrahlen ließ mit einem schier unglaublichen Talent und einem noch größeren Ego: Vor 150 Jahren – am 8. Juni 1867 – wurde Frank Lloyd Wright geboren.
Wright wuchs kurz nach dem Bürgerkrieg in Wisconsin auf. Das war (und ist) Prärie. Und die Prärie blieb immer sein Zuhause, trotz internationalen Erfolgs. Er benannte sogar den von ihm erfundenen Baustil danach. Prairie Style sind breite, langgestreckte Bauten, die sich am endlosen Horizont des amerikanischen Mittelwestens orientieren. Wright hatte schnell Erfolg, doch er war mehr als nur ein Architekt.
Wer zum Beispiel Fallingwater bei Pittsburgh betritt, sieht das Universalgenie. Wright hat nicht nur das Haus entworfen, sondern auch den Fensterschmuck, die Tische, die Stühle. Ein Meisterwerk, alles aus einer Hand. „Ich schüttele die Gebäude einfach aus dem Ärmel“, hatte er einmal gesagt.
So genial Wright war, so eitel war er auch. „Ich muss mich zwischen ehrlicher Arroganz und verlogener Bescheidenheit entscheiden“, sagte er einmal. „Ich habe mich für ehrliche Arroganz entschieden und hatte bisher keinen Grund, das zu ändern.“Wright schrieb wie kein anderer Architekt Amerikas Geschichte. Zum Ende seines Lebens war es das Guggenheim, die weiße, sich emporwindende Rampe am New Yorker Central Park, die eines der bekanntesten Museen der Welt wurde und seit zwei Jahren Weltkulturerbe ist. „Mr. Wrights großartigstes Gebäude“, sagte Philip Johnson, selbst ein Weltklassearchitekt. Ein Künstler meinte, der Bau mache die Bilder darin „absolut nebensächlich“. Das sollte kein Kompliment sein. Chris Melzer, dpa