Augsburger Allgemeine (Land West)
Schrilles Signal raubt Anwohnern den Schlaf
Verkehr Weil die Bahn die Strecke zwischen Gablingen und Meitingen saniert, wird es dort laut
Langweid
Bettina und Peter Bäumer aus Langweid sind müde und verärgert. Sie können nicht mehr ruhig schlafen, weil ein durchdringendes Hubsignal ihnen die Nachtruhe raubt. Die Familie wohnt seit drei Jahren in direkter Nähe zu den Gleisen. An den Lärm der Züge haben sie sich gewohnt. Doch nun gehen ihnen die Arbeiten an den Gleisen an die Nieren.
Seit 30. Mai wird an der Bahnstrecke zwischen Gablingen und Meitingen Schienen, Schwellen und das Schotterbett erneuert. Die Sanierung der Strecke ist nach Angaben der Bahn nötig, weil die Anlagen dort in die Jahre gekommen seien und weil es sich um einen viel befahrenen Abschnitt handele.
Dabei machen nicht nur die Arbeiten selbst einen Höllenlärm. Weil auf dem Nachbargleis weiterhin Züge fahren, müssen die Arbeiten durch ein automatisches Warnsystem vor den herannahenden Zügen gewarnt werden. Dabei kommen neben optischen auch akustische Warnsignale zum Einsatz, die lauter sein müssen als die Baumaschinen.
„Ich muss Schicht arbeiten und habe wegen der Huperei fast nicht geschlafen“, sagt Peter Bäumer. Seine Frau, Bettina Bäumer, will diese Lärmbelästigung nicht mehr hinnehmen. Sie ärgert sich vor allem, dass auch nachts durchgearbeitet wurde. Die 55-Jährige hat nun ein Beschwerdemail an die Bahn geschrieben und will notfalls auch gerichtlich einklagen, dass die Schallschutzgrenzen eingehalten werden. Die 59-Jährige weiß, dass die Arbeiten an den Gleisen wichtig sind. Sie hält es aber für notwendig, dass im Vorfeld mehr Schutzmaßnahmen für die Anwohner ergriffen werden.
Laut Auskunft einer Sprecherin der Bahn soll in den Nachtstunden
zwischen 22 und 6 Uhr überwiegend auf die akustischen Warnsignale verzichtet werden. Sie räumt aber auch ein, dass vereinzelt nachts gearbeitet werden müsse und somit das Warnsystem angeschaltet bleibt.
Der Zeitplan für die Baustelle sei eng getaktet, damit die Züge ab dem 14. Juni wieder planmäßig zwischen Meitingen und Gablingen fahren könnten.
Peter und Bettina Bäumer sind
aber nicht die einzigen, die von den Bauarbeiten an den Gleisen genervt sind. Im Langweider Rathaus gingen einige Beschwerden ein. Bürgermeister Jürgen Gilg hatte deswegen mit der Gleisbaufirma gesprochen und ließ mitteilen, dass bis 14. Juni auf Nachtarbeit verzichtet werden soll. Vom 14. bis 19. Juni müssten aber Schweißerarbeiten durchgeführt werden.
Doch nicht alle sind von den riesigen Maschinen und den Signalen genervt. So mancher Anwohner in Langweid erträgt den Baulärm stoisch. So wie Hans Josef van Hees, der seit 62 Jahren in seinem Häuschen direkt in Nachbarschaft zu den Gleisen wohnt. Der Rentner hört das schrille Warnsignal auch im Haus. Er weiß aber, dass diese Hupe so laut sein muss, um die Arbeiter zu warnen. „Das ist natürlich unangenehm. Aber beim Rockkonzert ist es doch auch laut, und da gehen viele freiwillig hin“, sagt er.
Aktuell wird gerade im Bereich Langweid gearbeitet. Dort war gestern die Bettungsreinigungsmaschine im Einsatz. Diese Maschine, die aussieht wie ein großer, langer Arbeitszug ist seit 31. Mai auf der Strecke zwischen Meitingen und Gablingen unterwegs. Sie zog zunächst den Schotter nach oben, reinigte ihn und brachte das gereinigte Material sowie in Teilen auch Neuschotter anschließend wieder im Gleisbereich auf. Alle Arbeitsschritte fanden auf der Maschine statt. Am Freitag startet der Gleisumbau mit einem speziellen Zug in Gablingen und arbeitet sich Schritt für Schritt in Richtung Meitingen vor, um bis zum 12. Juni Schienen und Schwellen auszutauschen. Im Anschluss finden Restarbeiten statt – unter anderem wird die Leit- und Sicherungstechnik wieder installiert.
Eine ähnliche Baustelle hatte es im vergangenen Jahr im Westen des Landkreises gegeben. Damals waren während der großen Ferien auf der Bahnstrecke von Ulm nach Augsburg zwischen Freihalden und Westheim Gleise, Weichen und Durchlässe erneuert worden.