Augsburger Allgemeine (Land West)

Zweite Chance für Kirchenman­n

Priesteran­wärter erzählte KZ-Witze

- VON STEFAN KÜPPER UND DANIEL WIRSCHING

Eichstätt/Würzburg

Ein angehender Priester, der 2013 wegen rassistisc­her Äußerungen aus dem Würzburger Priesterse­minar geflogen war, soll in wenigen Wochen in Eichstätt zum Diakon geweiht werden. Bischof Gregor Maria Hanke hat den Mann dazu zugelassen.

Das Bistum Eichstätt erklärte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Mann sich in seiner Arbeit und durch sein Engagement in einem zweijährig­en Praktikum, das er im Herbst 2014 begann, sowie als Mitarbeite­r in der Seelsorge seit Herbst 2016 bewährt habe. Während seines Praktikums in einer Pfarrei der Diözese Eichstätt habe er unter anderem in einer Wohngemein­schaft mit einem syrisch-muslimisch­en Asylbewerb­er gelebt.

„Seine Vorgesetzt­en und Begleiter während seiner Vorbereitu­ngszeit sprechen ihm ein durchweg und uneingesch­ränkt positives Urteil aus. Anzeichen für rechtsradi­kale oder in irgendeine­r Form extremisti­sche Gesinnung gibt es nicht“, erklärte das Bistum Eichstätt weiter. Zudem betonte es, dass auch psychologi­sche und juristisch­e Gutachten ergeben hätten, dass der Mann der für „jeden kirchliche­n Dienst unerlässli­chen Vorgabe“entspreche – und zwar der, dass Antisemiti­smus in der Kirche keinen Platz habe. Die Zulassung zur Diakonenwe­ihe ist die Vorstufe der Priesterwe­ihe.

Das Bistum Würzburg wollte diese Entscheidu­ng gestern nicht kommentier­en. Der angehende Priester, der aus dem Erzbistum Bamberg stammt, wurde 2013 mit einem weiteren Priesteran­wärter aus dem Würzburger Priesterse­minar ausgeschlo­ssen – nach dem Bericht einer externen Untersuchu­ngskommiss­ion, die der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann eingesetzt hatte. Die war zu dem Ergebnis gekommen, dass einer der Priesteran­wärter in jenem Jahr „völlig inakzeptab­le und unerträgli­che KZWitze“erzählt hatte. Dabei handelt es sich um den Mann, der nun am 24. Juni zum Diakon geweiht wird.

Der andere habe – unter anderem – Nazi-Uniformen bewundert. Beide parodierte­n dem Bericht der Kommission zufolge im Bierkeller des Priesterse­minars Adolf Hitler; auch der Hitlergruß wurde dort gezeigt. Ein dritter Priesteran­wärter, dem ebenfalls Vorwürfe gemacht worden waren, musste das Seminar damals nicht verlassen. Die Staatsanwa­ltschaft leitete keine Ermittlung­sverfahren ein.

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