Augsburger Allgemeine (Land West)

Serge Gnabry: Ist das die neue Bayern-Granate?

- TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Uli Hoeneß wuchs zu einer Zeit auf, in der es noch schwer war, den Fängen der Bundeswehr zu entkommen. Die Freiheit musste zwar noch nicht am Hindukusch verteidigt werden, dafür aber an einem Eisernen Vorhang. Einkaserni­ert wurde so ziemlich jeder, so er des männlichen Geschlecht­s war. Außer Uli Hoeneß. Der ließ sich Kopf- und Knieschmer­zen attestiere­n, falls er einen Helm tragen müsse. Ausgemuste­rt.

Wo er sich eine derartige Expertise in Waffenkund­e angeeignet hat, ist daher fraglich. Allerdings überzeugte er in seiner Funktion als Präsident des FC Bayern mit der Aussage, es bräuchte schon „ziemliche Granaten“um die derzeitige Mannschaft zu verstärken. Will sagen: Mit Stangenwar­e ist der Qualitätsk­ader der Münchner nicht aufzuhübsc­hen.

Trainer Carlo Ancelotti steht bereits eine Auswahl Höchstbega­bter zur Verfügung. Mit Xabi Alonso und Philipp Lahm verliert er allerdings zwei besondere Preziosen. Dafür verpflicht­eten die Münchner: Niklas Süle und Sebastian Rudy. Zwei Hoffenheim­er für zwei Weltstars.

Deutschlan­ds erfolgreic­hster Verein steht vor der Aufgabe, in den kommenden Jahren einen Großteil der Mannschaft auszutausc­hen. Namentlich sind das in Bälde Arjen Robben und Franck Ribéry. Kingsley Coman und Douglas Costa schafften es noch nicht, sich als natürliche Erben der Flügelspie­ler zu positionie­ren. Also verpflicht­eten die Münchner nun Serge Gnaby aus Bremen. 21 Jahre alt, elf Tore in seiner ersten Bundesliga­saison. Klingt vielverspr­echend. Allerdings saß Gnabry zuletzt auf der Bank. Bevor er zum SV Werder wechselte, konnte er sich beim FC Arsenal nicht durchsetze­n. Das Experiment Gnabry kann gelingen, muss es aber nicht. Der Offensivma­nn kostet rund zehn Millionen Euro. Und damit nur rund die Hälfte von Maximilian Philipp, der von Freiburg nach Dortmund gewechselt ist. Zehn Millionen, 20 Millionen – das sind die Summen, die derzeit für talentiert­e Kicker ausgegeben werden.

Um aber richtige Könner vom Schlage eines Antoine Griezmann oder Alexis Sanches zu verpflicht­en, sind – inklusive der Gehaltszah­lungen – über 100 Millionen Euro notwendig. Eine Summe, die selbst auf dem Festgeldko­nto des FC Bayern einschlägt wie eine Granate. Für weniger bekommt man weniger. Mit Platzpatro­nen gegen Granaten anzutreten wird aber schnell schmerzhaf­t.

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Foto:dpa Wechselte von der Themse über die We ser an die Isar: Serge Gnabry
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