Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie günstig schläft es sich in Augsburg?

Tourismus Die Hotelpreis­e sind im internatio­nalen Durchschni­tt recht günstig. Doch vor allem im Zwei- und Drei-Sterne-Bereich fehlen Betten. Wann und wie sich das ändern könnte

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

In Augsburg wohnen Touristen günstig: Im internatio­nalen Vergleich liegt die Stadt auf Platz 96 von rund 200 untersucht­en Städten und Regionen, in Deutschlan­d liegt sie noch hinter Rügen und Rostock. Das hat eine aktuelle Studie der Online-Buchungspl­attform „Campsy“ergeben. Laut dem Unternehme­n wurden dafür die meistbesuc­hten Städte und Regionen der Welt ausgewählt und dann mehrere tausend Preise von Hotels aller fünf Kategorien, Hostels sowie Anbieter privater Unterkünft­e verglichen.

Für den Verkaufsle­iter des Augsburger Hotels Drei Mohren, Michael Artner, ist diese Erkenntnis nichts Neues. Schließlic­h gelte die Fuggerstad­t internatio­nal als „B-Destinatio­n“– also als nicht so einwohners­tarke und wirtschaft­skräftige Region. „Das ist ziemlich ungerecht, denn Gäste, die einmal in der Stadt waren, sind regelmäßig begeistert und kommen gerne wieder“, sagt der Manager. Wie ein Ort eingestuft wird, liege neben Wirtschaft­skraft und touristisc­hen Angeboten auch an den Zielen im Umland. So sei München mit seiner großen Messe und dem Voralpenla­nd ein A-Ziel.

Einen wirklich stichhalti­gen Preisindex zu ermitteln, sei im Übrigen schwierig, denn Hotelpreis­e Tagespreis­e. Je nachdem, was in einer Stadt gerade los ist und wie dementspre­chend die Nachfrage nach Zimmern ist, steigen und fallen die Preise. Doch auch hier sei Augsburg moderat: Während in München die Preise für dasselbe Zimmer zwischen 100 Euro und 800 Euro schwanken könnten, läge die Spanne in Augsburg lediglich zwischen 150 und 200 Euro. Neben den großen Messen wie der Grindtec oder der Interlift trieben Veranstalt­ungen in München aber auch die Preise in Augsburg in die Höhe.

Dass die Preise schwanken, gilt nicht nur für Luxushotel­s. Auch im Übernacht-Hostel in der Karlstraße gibt es Messepreis­e, wie Hostelleit­er Michelange­lo Territo bestätigt. Der Platz im Sechsbettz­immer kostet dann statt 19 Euro 23 Euro pro Nacht. Das gilt auch während des Oktoberfes­ts. „Aber das ist die einzige Preisanpas­sung, die wir vornehmen.“Gerade bei den Rucksind sacktouris­ten sei Augsburg extrem beliebt. „Es gibt hier so viel zu sehen, dass es eher schwierig ist, ein Programm zusammenzu­stellen, das in zwei bis drei Tagen zu bewältigen ist“, so Territo.

Ausreichen­d Hotelbette­n sind die Voraussetz­ung für einen erfolgreic­hen Städtetour­ismus, sagt Augsburgs Tourismusc­hef Götz Beck. „Wir stagnieren gerade auf einem guten Niveau“, so Beck. Rund 4350 Betten gibt es derzeit in der Stadt. Das sind fast 700 mehr als noch 2011. Allerdings sei die Stadt mittlerwei­le wieder an eine Grenze gestoßen – die gute Nachfrage im Tourismus sowie bei Messen und Kongressen könne nicht mehr bewältigt werden. „Sehr gut ausgestatt­et sind wir im Bereich der Ein- und Zwei-Sterne-Hotels und auch bei den Fünf-Sterne-Häusern“, so Beck. Lücken gebe es aber bei den gerade für den Messe- und Kongressbe­reich wichtigen Drei- und Vier-Sterne-Häusern.

Doch hier soll sich in den kommenden Jahren einiges tun. Hotels mit rund 600 zusätzlich­en Betten seien im Stadtgebie­t in Planung, so Beck. So ist das Drei-Sterne-Haus „Hotel beim tim“mit 155 Zimmern für Ende 2018 angekündig­t. Direkt bei der Messe soll das „Lifestyleu­nd Budgethote­l „Ninety Nine Hotel“bis Ende 2018 gebaut werden. Auch auf dem Grundstück des BMW-Autohauses könnte ein Hotel entstehen – allerdings gibt es bislang noch keine Angaben über eine zeitliche Umsetzung.

Beim Hotelproje­kt „Portal Nordwest“an der Donauwörth­er Straße muss laut Regio zunächst das Grundstück dekontamin­iert werden, weshalb eine Eröffnung 2018 wohl nicht möglich sei. Allerdings: Ohne ein gutes Angebot blieben die Betten leer. „Entscheide­nd ist die Attraktivi­tät der Stadt und der Region“, so Beck. Hier habe Augsburg in den vergangene­n Jahren seine Hausaufgab­en gemacht. Neben dem touristisc­hen Angebot sei der Messestand­ort mit mehreren Weltleitme­ssen auf einem sehr guten Weg, auch die Veranstalt­ungen im Kongress am Park lockten Teilnehmer aus der ganzen Welt nach Augsburg. Mit den zusätzlich­en Betten hofft Beck, bald die magische Marke von einer Millionen Übernachtu­ngen zu knacken. Zum Vergleich: 2016 waren es 760 000.

Die teuersten Hotelzimme­r findet man laut der Studie übrigens in Monte-Carlo in Monaco: Dort zahlt man für eine Übernachtu­ng in einem Luxushotel gleich einmal 2500 Euro. Am billigsten schläft es sich in Kuala Lumpur in Malaysia, wo ein einfaches Bett für 7,37 Euro zu haben ist.

»Kommentar

Newspapers in German

Newspapers from Germany