Augsburger Allgemeine (Land West)
Sein Attentat auf Hitler scheiterte
Serie Claus Schenk Graf von Stauffenberg kommt aus Jettingen. Wie er vom Anhänger zum Widerstandskämpfer wurde
Es ist eine vergleichsweise lange Liste bedeutender Persönlichkeiten, die Jettingen-Scheppach im Internet präsentiert. Ein Name sticht dabei besonders ins Auge: Claus Schenk Graf von Stauffenberg, zentrale Persönlichkeit des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und Hauptakteur des misslungenen Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944.
Stauffenberg wurde am 15. November 1907 im Schloss Jettingen geboren. Er war ein glühender Pa- triot, der sich früh für eine militärische Karriere entschied und dabei auch erfolgreich war, schloss er doch im Jahr 1930 die Offiziersprüfung als Jahresbester ab. Politisch stand er gegen Ende der Weimarer Republik dem „Kreis der konservativen Revolution“nahe, der zwar den aufkommenden Nationalsozialismus ablehnte, aber durchaus ähnliche, insbesondere rassistische Ideen vertrat. Und so wurde dann auch Graf von Stauffenberg zunächst ein Anhänger Hitlers.
Als überzeugter Militarist stand er seinen Mann als Offizier im Zweiten Weltkrieg an vielen Fronten, man sagen mit Bravour. Das Ergebnis: das Eiserne Kreuz erster Klasse 1940 und drei Jahre darauf das Deutsche Kreuz in Gold. Mittlerweile wuchs in Militärkreisen, die sich als weitgehend unbeaufsichtigt von Gestapo und Sicherheitsdienst fühlten, Unmut über die Kriegsführung und die Politik. Auch Stauffenberg wandte sich nun Widerstandskreisen zu und Pläne zu einem Staatsstreich mit anschließender Übernahme der Regierung konkretisierten sich. Den ausschlaggebenden Zündfunken für die Umsetzung aller gemeinsam mit General Friedrich Olbricht, Oberst Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Henning von Tresckow erarbeiteten Umsturzpläne gab wohl dann die Invasion der Alliierten in der Normandie im Juni 1944. Der „Walküre“genannte Operationsplan für den Staatsstreich sah vor, für die Ermordung Hitlers zunächst eine Gruppe „frontfremder Parteifunktionäre“verantwortlich zu machen, um damit einen Grund für die Verhaftung von NSDAP, SS, Sicherheitsdienst und Gestapo zu haben. Das Militär sollte die ausführende Gewalt übernehmen.
Die ersten beiden Versuche, Hitler zu töten, scheiterten. Und so ergab sich dann eher unvorhergesehen am 20. Juli für Stauffenberg die Möglichkeit. Eine Besprechung in einer Holzbaracke anstelle eines Bekann tonbaus im Berliner Hauptquartier wurde wegen eines Mussolinibesuchs um eine halbe Stunde vorverlegt, sodass Stauffenberg mit seiner behinderten Hand – es fehlten Finger – nur mühsam und wohl auch nicht vollständig den Zündmechanismus der in einer Aktenmappe versteckten Sprengladung anbringen konnte.
Eine unvorhersehbare Ansammlung von Umständen – obendrein hatte der Holzbau nicht die volle Sprengwirkung zugelassen – führten zum Misslingen des Attentats, Hitler überlebte, Graf von Stauffenberg, Sohn der Marktgemeinde Jettingen, musste sterben. Am gleichen Tag oder auch am nächsten, über das genaue Datum besteht Unklarheit, wurde er standrechtlich in Berlin erschossen.