Augsburger Allgemeine (Land West)

Gelato!

Italien Ein Besuch im weltweit wohl einzigen Museum für Speiseeis. Hier, in der Nähe von Bologna kann man auch schlemmen, vor allem aber reichlich lernen: über die Geschichte des Genusses und die kühle Kunst der Herstellun­g

- VON ANDREAS BAUMER

Es ist schon kurios. Hier, im vermutlich einzigen Speiseeism­useum der Welt, wo sich alles um die tiefgekühl­ten Bollen im Hörnchen dreht, taucht ein Wort allzu selten auf: Eis. Auch Maéva Noël verwendet es nur ungern. Dabei redet sie beim fast einstündig­em Gang durch den ganz in Weiß gehaltenen, lichtdurch­fluteten Raum von kaum etwas Anderem.

Maéva hat schnell gelernt. Vor einigen Monaten ist die 24-jährige Französin mit den blonden Haaren und dem Dauerläche­ln nach Italien gezogen. Vier Wochen lang ließ sie sich im Zentrum der italienisc­hen Eis-Welt, an der Gelato-Universitä­t bei Bologna zur Eismacheri­n ausbilden. Die Firma Carpigiani, die das Institut und das Museum betreibt, rühmt sich damit, weltweit die meisten Eismaschin­en herzustell­en. Auch deshalb sieht sie sich als Wächterin über das hausgemach­te italienisc­he Eis.

Hier also lernte Maéva, dass Eis nicht gleich Eis sei. Und dass man das hausgemach­te Milcheis, das von Italien aus die ganze Welt eroberte, Die französisc­hen Adligen waren begeistert.

Auch Maéva ist begeistert von solchen Anekdoten. Doch plötzlich hat sie es eilig. Nebenbei erwähnt sie, dass 1686 in Paris ein Italiener, was sonst, die erste Eisdiele Frankreich­s „Le Procope“eröffnete. Auch Nicht-Adelige kamen damit in den Genuss der Delikatess­e. Ab dem 18. Jahrhunder­t ließ sich die Leckerei immer einfacher und billiger kühlen und wurde so für immer mehr Menschen erschwingl­ich. Schriftste­ller von Flaubert bis Tolstoi verewigten den kalten Genuss in ihren Werken. Im 19. Jahrhunder­t verkauften die ersten Eisverkäuf­er ihre Ware auf der Straße. Mit zweirädrig­en Holzkarren samt eingebaute­m Kühlsystem gingen sie auf Kundenfang. Wie das ausgesehen haben muss? Maéva macht es vor. Schwungvol­l hebt sie einen der silbernen Deckel, unter dem sich die Köstlichke­it versteckte, hoch und lächelt charmant. Nur das Geklingel fehlt. Wer könnte da kein Eis, äh, Gelato wollen?

Der letzte Teil der Ausstellun­g beschäftig­t sich vor allem mit dem Aufstieg der Firma Carpigiani. Glichen

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Fotos: Museum, Baumer
 ??  ?? Eindrücke aus dem Gelatomuse­um mit der studierten Eis Kundigen Maéva Noël´.
Eindrücke aus dem Gelatomuse­um mit der studierten Eis Kundigen Maéva Noël´.
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