Augsburger Allgemeine (Land West)
Gelato!
Italien Ein Besuch im weltweit wohl einzigen Museum für Speiseeis. Hier, in der Nähe von Bologna kann man auch schlemmen, vor allem aber reichlich lernen: über die Geschichte des Genusses und die kühle Kunst der Herstellung
Es ist schon kurios. Hier, im vermutlich einzigen Speiseeismuseum der Welt, wo sich alles um die tiefgekühlten Bollen im Hörnchen dreht, taucht ein Wort allzu selten auf: Eis. Auch Maéva Noël verwendet es nur ungern. Dabei redet sie beim fast einstündigem Gang durch den ganz in Weiß gehaltenen, lichtdurchfluteten Raum von kaum etwas Anderem.
Maéva hat schnell gelernt. Vor einigen Monaten ist die 24-jährige Französin mit den blonden Haaren und dem Dauerlächeln nach Italien gezogen. Vier Wochen lang ließ sie sich im Zentrum der italienischen Eis-Welt, an der Gelato-Universität bei Bologna zur Eismacherin ausbilden. Die Firma Carpigiani, die das Institut und das Museum betreibt, rühmt sich damit, weltweit die meisten Eismaschinen herzustellen. Auch deshalb sieht sie sich als Wächterin über das hausgemachte italienische Eis.
Hier also lernte Maéva, dass Eis nicht gleich Eis sei. Und dass man das hausgemachte Milcheis, das von Italien aus die ganze Welt eroberte, Die französischen Adligen waren begeistert.
Auch Maéva ist begeistert von solchen Anekdoten. Doch plötzlich hat sie es eilig. Nebenbei erwähnt sie, dass 1686 in Paris ein Italiener, was sonst, die erste Eisdiele Frankreichs „Le Procope“eröffnete. Auch Nicht-Adelige kamen damit in den Genuss der Delikatesse. Ab dem 18. Jahrhundert ließ sich die Leckerei immer einfacher und billiger kühlen und wurde so für immer mehr Menschen erschwinglich. Schriftsteller von Flaubert bis Tolstoi verewigten den kalten Genuss in ihren Werken. Im 19. Jahrhundert verkauften die ersten Eisverkäufer ihre Ware auf der Straße. Mit zweirädrigen Holzkarren samt eingebautem Kühlsystem gingen sie auf Kundenfang. Wie das ausgesehen haben muss? Maéva macht es vor. Schwungvoll hebt sie einen der silbernen Deckel, unter dem sich die Köstlichkeit versteckte, hoch und lächelt charmant. Nur das Geklingel fehlt. Wer könnte da kein Eis, äh, Gelato wollen?
Der letzte Teil der Ausstellung beschäftigt sich vor allem mit dem Aufstieg der Firma Carpigiani. Glichen