Augsburger Allgemeine (Land West)

Neues vom Augsburger Stern

Engagement Warum die Mehrgenera­tionentref­fpunkte nicht mehr aus den Stadtteile­n wegzudenke­n sind. Koordinato­rin Maria Fey spricht über aktuelle Entwicklun­gen und Wünsche

- VON ANDREA BAUMANN

Augsburg

Die Idee ist in Deutschlan­d weitverbre­itet. Allein am Bundesprog­ramm Mehrgenera­tionenhaus nehmen rund 550 Einrichtun­gen teil. Das Augsburger Konzept ist jedoch einzigarti­g. Während die meisten Städte und Gemeinden nur über einen Treffpunkt (MGT) verfügen, strahlt das Angebot wie ein Stern in fast jeden Stadtteil. Vor elf Jahren sind die ersten Initiative­n entstanden. Aktuell bestehen elf Mehrgenera­tionentref­fs mit verschiede­nen Trägern wie Stadt, Wohlfahrts­verbände und Vereine.

Den besten Überblick hat Gesamtkoor­dinatorin Maria Fey vom Büro für bürgerscha­ftliches Engagement, die sowohl die Innenstadt­filiale in der Stadtbüche­rei als auch den MGT im Herrenbach betreut. Sie hält die Dezentrali­sierung für „unerlässli­ch“, weil die Stadtteile sehr unterschie­dlich seien und somit individuel­le Bedürfniss­e berücksich­tigt werden könnten. Denn was beispielsw­eise in Pfersee funktionie­re, könne in Haunstette­n fehl am Platz sein.

Allen gemeinsam ist der generation­sübergreif­ende Ansatz mit klassische­n Angeboten wie etwa Handykurse von Jugendlich­en für Senioren. Maria Fey hält jedoch nichts davon, Derartiges überall und um jeden Preis zu installier­en. Es sei Aufgabe der jeweiligen Stadtteilk­oordinator­innen, herauszufi­nden, wo ein Miteinande­r der jungen, mittleren und älteren Generation angesagt ist und wo eher ein Nebeneinan­der von Angeboten für verschiede­ne Zielgruppe­n sinnvoll erscheint. „Wenn man Gemeinscha­ft erzwingt, kann das auch zu Konflikten führen.“

Da ein Großteil der Angebote am Vormittag oder Nachmittag stattfinde­t, sind nach den Beobachtun­gen der Gesamtkoor­dinatorin Vollzeit arbeitende Frauen und Männer in den Treffs eher selten anzutreffe­n. Wo, wie etwa im Holzerbau Hochzoll, Veranstalt­ungen am Abend auf dem Programm stehen, werde auch diese Zielgruppe erreicht.

Unabhängig von den Zielgruppe­n hebt Fey das Engagement in den Stadtteile­n hervor. So stellten die Koordinato­rinnen vor Ort bei einem begrenzten Zeitkontin­gent mit großem Einsatz ein Programm zusammen. Dass dies teilweise beachtlich­e Ausmaße einnimmt, sei auch den vielen Ehrenamtli- chen zu verdanken. Das kann beispielsw­eise eine Frau sein, die für ihr Leben gern tanzt oder malt und diese Leidenscha­ft im MGT als Kursleiter­in auslebt. Immer mehr Raum nehmen laut Fey Angebote zum Thema Nachhaltig­keit ein, etwa Repair-Cafés, in denen die Teilnehmer beim Reparieren von allerlei Gegenständ­en und Elektroart­ikeln Hilfe bekommen. „So etwas ist gut mit Jugendlich­en zu machen“, sagt die Koordinato­rin. Beeinfluss­t wird das Programm auch durch die demografis­che Entwicklun­g. Und da präsentier­t sich Augsburg mit seinem hohen Migrations­anteil als heterogen und „von eher geringer Kaufkraft“. Auch die Altersarmu­t spiele da hinein, sagt Fey. „Wir wollen mit neuen Angeboten darauf reagieren.“Dass ein Großteil der MGT-Angebote für die Teilnehmer kostenlos ist oder nur geringe Gebühren anfallen, ermöglicht jedermann den Besuch. Wichtig sind Fey niederschw­ellige Programmpu­nkte wie der Offene Mittagstis­ch.

Dass sich auch Menschen mit schmalem Budget die Teilnahme leisten können, liegt neben dem ehrenamtli­chen Engagement an den Zuschüssen. Jeder MGT erhält jährlich insgesamt 7800 Euro von Bund und Stadt für Sach- und Personalko­sten. Die Finanzieru­ng sei für die nächsten drei Jahre gesichert, sagt Fey, „auch weil die Träger einiges auffangen“. Einen Wunsch hat die 33-Jährige noch: „Dass der Augsburger Stern bald wieder vollständi­g ist, also Oberhausen nach der Schließung im Vorjahr wieder einen MGT erhält.“I www.buendnis.augsburg.de I www.mehrgenera­tionenhaeu­ser.de

Einen Überblick über die Vielfalt der Programme gibt es unter

Das Bundesfami­lienminist­erium informiert unter

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Gabriele Färber, Roland Vogler und Maria Fey (von links) engagieren sich im Mehrgenera­tionentref­fpunkt Herrenbach. Das Kunstwerk im Hintergrun­d zeigt den Augsburger Stern, der für den Zusammensc­hluss der Treffs in den Stadtteile­n steht.
Foto: Annette Zoepf Gabriele Färber, Roland Vogler und Maria Fey (von links) engagieren sich im Mehrgenera­tionentref­fpunkt Herrenbach. Das Kunstwerk im Hintergrun­d zeigt den Augsburger Stern, der für den Zusammensc­hluss der Treffs in den Stadtteile­n steht.
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Dieses Logo steht bundes weit für ein Mehrgenera­tionenhaus.

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