Augsburger Allgemeine (Land West)
Neues vom Augsburger Stern
Engagement Warum die Mehrgenerationentreffpunkte nicht mehr aus den Stadtteilen wegzudenken sind. Koordinatorin Maria Fey spricht über aktuelle Entwicklungen und Wünsche
Augsburg
Die Idee ist in Deutschland weitverbreitet. Allein am Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus nehmen rund 550 Einrichtungen teil. Das Augsburger Konzept ist jedoch einzigartig. Während die meisten Städte und Gemeinden nur über einen Treffpunkt (MGT) verfügen, strahlt das Angebot wie ein Stern in fast jeden Stadtteil. Vor elf Jahren sind die ersten Initiativen entstanden. Aktuell bestehen elf Mehrgenerationentreffs mit verschiedenen Trägern wie Stadt, Wohlfahrtsverbände und Vereine.
Den besten Überblick hat Gesamtkoordinatorin Maria Fey vom Büro für bürgerschaftliches Engagement, die sowohl die Innenstadtfiliale in der Stadtbücherei als auch den MGT im Herrenbach betreut. Sie hält die Dezentralisierung für „unerlässlich“, weil die Stadtteile sehr unterschiedlich seien und somit individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden könnten. Denn was beispielsweise in Pfersee funktioniere, könne in Haunstetten fehl am Platz sein.
Allen gemeinsam ist der generationsübergreifende Ansatz mit klassischen Angeboten wie etwa Handykurse von Jugendlichen für Senioren. Maria Fey hält jedoch nichts davon, Derartiges überall und um jeden Preis zu installieren. Es sei Aufgabe der jeweiligen Stadtteilkoordinatorinnen, herauszufinden, wo ein Miteinander der jungen, mittleren und älteren Generation angesagt ist und wo eher ein Nebeneinander von Angeboten für verschiedene Zielgruppen sinnvoll erscheint. „Wenn man Gemeinschaft erzwingt, kann das auch zu Konflikten führen.“
Da ein Großteil der Angebote am Vormittag oder Nachmittag stattfindet, sind nach den Beobachtungen der Gesamtkoordinatorin Vollzeit arbeitende Frauen und Männer in den Treffs eher selten anzutreffen. Wo, wie etwa im Holzerbau Hochzoll, Veranstaltungen am Abend auf dem Programm stehen, werde auch diese Zielgruppe erreicht.
Unabhängig von den Zielgruppen hebt Fey das Engagement in den Stadtteilen hervor. So stellten die Koordinatorinnen vor Ort bei einem begrenzten Zeitkontingent mit großem Einsatz ein Programm zusammen. Dass dies teilweise beachtliche Ausmaße einnimmt, sei auch den vielen Ehrenamtli- chen zu verdanken. Das kann beispielsweise eine Frau sein, die für ihr Leben gern tanzt oder malt und diese Leidenschaft im MGT als Kursleiterin auslebt. Immer mehr Raum nehmen laut Fey Angebote zum Thema Nachhaltigkeit ein, etwa Repair-Cafés, in denen die Teilnehmer beim Reparieren von allerlei Gegenständen und Elektroartikeln Hilfe bekommen. „So etwas ist gut mit Jugendlichen zu machen“, sagt die Koordinatorin. Beeinflusst wird das Programm auch durch die demografische Entwicklung. Und da präsentiert sich Augsburg mit seinem hohen Migrationsanteil als heterogen und „von eher geringer Kaufkraft“. Auch die Altersarmut spiele da hinein, sagt Fey. „Wir wollen mit neuen Angeboten darauf reagieren.“Dass ein Großteil der MGT-Angebote für die Teilnehmer kostenlos ist oder nur geringe Gebühren anfallen, ermöglicht jedermann den Besuch. Wichtig sind Fey niederschwellige Programmpunkte wie der Offene Mittagstisch.
Dass sich auch Menschen mit schmalem Budget die Teilnahme leisten können, liegt neben dem ehrenamtlichen Engagement an den Zuschüssen. Jeder MGT erhält jährlich insgesamt 7800 Euro von Bund und Stadt für Sach- und Personalkosten. Die Finanzierung sei für die nächsten drei Jahre gesichert, sagt Fey, „auch weil die Träger einiges auffangen“. Einen Wunsch hat die 33-Jährige noch: „Dass der Augsburger Stern bald wieder vollständig ist, also Oberhausen nach der Schließung im Vorjahr wieder einen MGT erhält.“I www.buendnis.augsburg.de I www.mehrgenerationenhaeuser.de
Einen Überblick über die Vielfalt der Programme gibt es unter
Das Bundesfamilienministerium informiert unter