Augsburger Allgemeine (Land West)

Streit um radikalisi­erte Kinder

Sicherheit SPD und Grüne gegen Beobachtun­g durch Verfassung­sschutz

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin

Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) sorgt mit seiner Forderung, auch Kinder aus dem islamistis­chen Umfeld vom Verfassung­sschutz beobachten zu lassen, für Streit unter seinen Kollegen. Die beraten derzeit in Dresden über den künftigen Kurs in der Terrorabwe­hr. Für Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) gehen die Vorschläge aus Bayern in die komplett falsche Richtung: „Kinder radikalisi­eren sich nicht selbst – sie werden radikalisi­ert von ihren religiös fanatisier­ten Eltern“, sagt er. Hier müsse der Staat ansetzen und das Kind „im Zweifelsfa­ll aus der Familie herausnehm­en“.

Noch schärfer greifen die Grünen im Bundestag Herrmann an. Ihre innenpolit­ische Sprecherin Irene Mihalic nennt den Vorstoß eine „völlige Entgrenzun­g“. Eine Überwachun­g von Kindern sei auch fach- lich nicht sinnvoll. Die Innenminis­ter sollten lieber gemeinsame Prävention­sstrategie­n auflegen.

Herrmann verteidigt seine Forderung. Es gehe „um extreme Ausnahmesi­tuationen“. Doch Fälle von Minderjähr­igen, die zu Gewalttate­n angestifte­t wurden, seien bekannt. Es sei weltfremd, wenn Ermittler von radikalisi­erten Kindern wissen, aber wegschauen müssten.

Lesen Sie dazu den Kommentar und einen Hintergrun­d auf Politik.

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