Augsburger Allgemeine (Land West)
Nicht jeder Fahrgast wird gewinnen
Die Stadtwerke machen es jetzt den Betreibern von Handynetzen nach: Die unternahmen vor einigen Jahren auch Anstrengungen, ihre Kunden in Richtung von Flatrate-Verträgen zu trimmen. Man zahlt einen Betrag und kann dafür so viel telefonieren, wie man will, statt eine Minuten-Abrechnung zu bekommen. Bei der Handy-Telefonie hat es funktioniert – das Smartphone ist heute häufiger am Ohr als noch vor 15 Jahren.
Ob das auch im öffentlichen Nahverkehr funktionieren wird, ist eine andere Frage. Zunächst muss man festhalten, dass mit den neuen Preismodellen immerhin ein Viertel der Kunden in Augsburg und dem Umland teurer herauskommen wird als bisher. Die Argumentation des AVV, dass man von den künftigen Abos als Fahrgast ja auch mehr habe, weil man viel mehr Strecken fahren dürfe, ist dabei nicht völlig von der Hand zu weisen. Nur muss sich jeder (potenzielle) Fahrgast die Frage stellen, ob er dieses Angebot auch braucht. Die Rechnung von AVV und Stadtwerken ist nicht ohne Risiken und nicht jeder Fahrgast – das gilt besonders für die Nutzer von Einzel- und Streifenkarten – wird am Ende ein Gewinner der Reform sein.
Aber man muss auch festhalten, dass die Reform Dinge verbessert. Dass Fahrgäste künftig nicht mehr auf Zonengrenzen schauen müssen und Ungerechtigkeiten beseitigt werden, ist ein Fortschritt. Auch das 30-Euro-Sparabo könnte eine Erfolgsgeschichte werden, wenn genug Gelegenheitsnutzer umsteigen. Das wäre auch ein Erfolg für die Umwelt – wer ein Abo für die ganze Stadt hat, vermeidet künftig vielleicht auch Autofahrten.