Augsburger Allgemeine (Land West)
Große Männer und ein kleiner Piks
Weltblutspendetag In Stadtbergen spenden Biker für Biker. Wie es anderen Neulingen beim ersten Anzapfen ergeht
Stadtbergen/Landkreis
Patrick Brächtken will helfen. Deshalb kommt er am Abend in seiner tiefschwarzen, vergilbten MotorradKluft in die Geschäftsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), um Blut zu spenden. Das Motto der Aktion lautet „Biker helfen Bikern“. Deshalb hat der 30-Jährige auch extra seine Rocker-Uniform angezogen. Nachdem die persönlichen Daten erfasst worden sind, darf er sich auf eine der dunkelroten Liegen legen. Dann kommt Mitarbeiterin Melika Mojaddari, legt ihm eine der blauen Binden an und tupft die Stelle ab, an der das Blut entnommen werden soll. Ein kurzer Piks – das war’s.
Die BRK-Motorradstreife Augsburg-Land rief die Aktion ins Leben, um gerade jetzt zum Beginn der Motorradsaison auf das erhöhte Unfallrisiko hinzuweisen. 62 Menschen spenden an diesem Abend Blut. „Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz“, sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Haugg. Schon im Vorjahr hatten er und seine Kollegen den Aktionstag veranstaltet, weil das BRK dringend Blutspender braucht. Immer wieder findet deshalb so wie in vielen anderen Orten im Bürgersaal Stadtbergen ein Blutspendetag statt. Hier kommen viele DauerSpender, aber auch Neulinge, so wie der 19-jährige Alexander Weiß aus Stadtbergen. Er erzählt, wie er zum Blutspenden gekommen ist: „Da mein Vater relativ oft spenden geht, habe ich mir jetzt einfach mal gedacht, dass ich mitkomme, zumal ich gesund bin und damit anderen Leuten helfen kann.“Angst hatte er keine. „Nadeln mag ich nicht besonders. Aber nach einem kleinen Piks ist das Schlimmste schon überstanden, und das Personal kümmert sich hervorragend um die Spender“, erzählt der Erstspender. Überrascht war Alexander, dass das Blutabnehmen nur fünf Minuten gedauert hat.
Der 55-jährige Klaus Berger aus Adelsried dagegen war schon oft spenden. Heute kommt er bereits zum 75. Mal – ein Jubiläum! Auch ihn motivierten seine Eltern zum die Entscheidung hat er aber selbst getroffen: „Ich finde es extrem wichtig, so anderen zu helfen. Es kann so schnell gehen, dass man selbst in eine Lage kommt, in der man auf so etwas angewiesen ist“, meint Berger. Er geht, so oft es geht, zum Spenden, seit er 18 Jahre alt ist. „Natürlich hat man mal einige Pausen, wenn man im Urlaub ist oder es zeitlich nicht schafft“, so Klaus Berger. Er würde sich wünschen, dass mehr Leute spenden würden: „Man braucht keine Angst haben!“Er versteht nicht, warum gesunde Leute nicht zum Spenden gehen. Vor einiger Zeit habe er selbst die Erfahrung gemacht, wie schnell ein Notfall eintreffen könnte. „Damals hatte ich einen Motorradunfall. Ich habe mir zum Glück nur die Schulter verletzt und brauchte keine Blutkonserven. Aber wenn du so etwas erlebst, wird dir noch klarer, wie wichtig Blutspenden ist“, erzählt der Adelsrieder.
Herbert Frommknecht aus Stadtbergen hat mit seinen 62 Jahren unBlutspenden, gefähr 70-mal gespendet – zum ersten Mal vor Jahren bei der Bundeswehr: „Da war das Blutspenden sozusagen ein ‚freiwilliges Muss‘. Ich habe es trotzdem gerne gemacht und deshalb gehe ich noch heute so oft ich kann.“Der routinierte Spender erklärt, wie die Blutspende abläuft: „Bei der Anmeldung wird der Blutspendeausweis gescannt oder ein neuer Ausweis ausgestellt.“Dann füllt man einen Fragebogen aus; es folgen ein sehr informatives Arztgespräch und eine Untersuchung. Dazu nach geht es zum Spenden. „Das dauert alles in allem maximal 15 bis 20 Minuten, inklusive zehn Minuten liegen bleiben und kurz ausruhen“, erklärt er. Am Schluss gibt es noch eine kleine Stärkung, außerdem darf man sich ein kleines Geschenk mit nach Hause nehmen. Doch deshalb gehen wahrscheinlich die wenigsten zum Spenden: „Ich denke, das ist eine Überzeugungssache. Man kann damit Leuten helfen. Deshalb werde ich auch weiterhin Blut spenden.“