Augsburger Allgemeine (Land West)
Kampfabstimmung in der CSU
Parteiamt Am Montag entscheidet sich, wer den Kreisverband West führt. Die parteiinterne Personalie hat aber auch Auswirkungen darauf, wer ab 2020 für die Christsozialen im Augsburger Stadtrat sitzt
In der Augsburger CSU wird am Montag über eine wichtige Personalie abgestimmt: Es geht um den Vorsitz im Kreisverband AugsburgWest, in dem etwa die Hälfte der Augsburger Stadtteil-Verbände organisiert ist. Die Wahl im Kreisverband wirft schon ein Licht darauf, welches Lager bei den Augsburger Christsozialen in zwei Jahren bei der Aufstellung der Stadtrats-Liste welchen Einfluss hat.
Wie berichtet hatte die Kulturmanagerin Iris Steiner im April angekündigt, gegen Amtsinhaber Leo Dietz anzutreten. Mit Lagerkämpfen aus der Vergangenheit habe sie nichts zu tun, betont Steiner. Sie habe zu Dietz ein neutrales Verhältnis. Dietz, der 2008 als Newcomer in den Stadtrat eingezogen war, hat in den vergangenen Jahren einen steilen parteiinternen Aufstieg hingelegt und ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Dietz selbst wollte im Vorfeld keine Stellung zu seinen Wahlchancen nehmen.
Parteiintern werden Steiner inzwischen allerdings kaum Chancen eingeräumt. Sie halte ihre Kandidatur aber aufrecht, so Steiner am Freitag auf Anfrage. Ihr Beweggrund sei von Anfang an gewesen, eine personelle Alternative zu bieten, unabhängig vom Ergebnis der Wahl.
Eine Weichenstellung für den Ausgang der Abstimmung der 74 Delegierten am kommenden Montagabend war die Wahl im Bergheimer Ortsverband im Mai, wo Dietz mit sehr knapper Mehrheit den Vorsitz übernahm (wir berichteten). Im Bergheimer Ortsverband bündeln sich die Lagerkämpfe in der CSU, die vor fünf Jahren ihren Höhepunkt mit einer öffentlichen Selbstzerfleischung der Partei erreichten, wie in einem Brennglas. Auf Ebene der Stadt-Partei herrscht inzwischen zwar öffentlich wieder Ruhe und auch intern hat sich die Lage ziemlich beruhigt, doch ein Grundrumoren ist geblieben.
Dietz hatte zusammen mit einigen anderen jüngeren CSU-Stadträten wie dem heutigen Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich, Thorsten Große und Tobias Schley nach der Wahl 2008 teils vehement mehr Einfluss in der Fraktion gefordert. Dies führte mit zur Zerreißprobe der Partei. Inzwischen haben sich die Weggefährten von damals ziemlich entzweit. Große gilt als ein Unterstützer von Steiners jetziger Kandidatur.
Interessant ist das Amt des Kreisvorsitzenden im Westen unter anderem deshalb, weil der Amtsinhaber zusammen mit Parteichef Johannes Hintersberger, dem Ost-Vorsitzender Andreas Jäckel und Fraktionschef Bernd Kränzle ein entscheidendes Wort bei der Stadtratsliste und der Reihung der Kandidaten für die Wahl 2020 mitzureden hat.